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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Erinnerungen, die mit ihnen verbundenen Qualen und Ängste kaum mehr als eine abstrakte Vorstellung. Doch so verstümmelt und verdreht jener Körper auch gewesen sein mochte - zumindest war er meiner.
    Streife Jahre ab, ströme unvermittelt in neuem Blut, spüre diese merkwürdigen Glieder, die so empfindlich gegen die Kälte sind. Um im Körper eines anderen zu erwachen, gegen Erinnerungen der Muskeln anzukämpfen und sich mit denen herumzuschlagen, die plötzlich verschwunden waren. Toc fragte sich, ob wohl schon einmal irgendeine andere sterbliche Seele diesen quälenden Weg entlanggetaumelt war. Stein und Feuer hatten ihn gezeichnet, wie Tool einst zu ihm gesagt hatte. Ein Auge zu verlieren hatte bedeutet, mit übernatürlicher Sicht gesegnet zu werden. Und wie war es dann damit, einen verbrauchten Körper für einen jüngeren, gesünderen zu verlassen? Ganz gewiss ein Geschenk - das hatten zumindest die Wölfe gewollt, oder war es Silberfuchs?
    Aber halt. Ein näherer Blick auf diesen Anaster - der ein Auge verloren, ein neues bekommen und dieses dann erneut verloren hat. Dessen Geist - ehe er zerbrochen und weggeschmissen wurde - von Entsetzen verdreht war, geplagt von schrecklicher Mutterliebe; der ein Leben als Tyrann unter Kannibalen gelebt hatte - oh, ja, schau dir diese Glieder genauer an, die Muskeln unter der Haut, und erinnere dich: dieser Körper ist durch das Essen von menschlichem Fleisch gewachsen. Und dieser Mund, der so eifrig mit seinen Worten war, hat die Säfte seiner Artgenossen gekostet - erinnerst du dich?
    Nein, er konnte sich nicht erinnern.
    Aber der Körper kann es. Er kennt Hunger und Begierde auf dem Schlachtfeld - während er durch die Reihen der Toten und Sterbenden schreitet, das zerfetzte Fleisch, die herausragenden Knochen sieht, frisches Blut riecht - oh, wie das Wasser im Mund zusammenläuft.
    Nun, ein jeder hatte seine Geheimnisse. Und nur die wenigsten davon waren es wert, mit irgendjemandem geteilt zu werden. Es sei denn, es macht einem Spaß, Freunde zu verlieren.
    Er ritt ein Stück vom Tross entfernt, tat, als übernähme er die Aufgaben eines Vorreiters, wie er es auch vor langer Zeit als Soldat getan hatte. Rotmaskes Armee der Ahl, etwa vierzehntausend Krieger, halb so viele im nachfolgenden Versorgungstross - Waffenschmiede, Heiler, Pferdeweiber, Älteste, alte Frauen, Lahme und erst vor kurzem geborene Kinder, und natürlich ungefähr zwanzigtausend Rodaras. Außerdem Wagen, Schlepptragen und fast dreitausend Hirtenhunde und die größeren Wolfsjäger, die als Zughunde eingesetzt wurden. Wenn irgendetwas in Toc kalte Furcht auslösen konnte, dann diese Tiere. Viel zu viele und selten gefüttert, streiften sie in Meuten umher und brachten im meilenweiten Umkreis jedes Lebewesen der Ebene zur Strecke.
    Aber wir wollen die K’Chain CheMalle nicht vergessen. Lebende, atmende K’Chain Che’Malle. Tool - oder vielleicht war es auch Lady Missgunst gewesen - hatte ihm erzählt, dass sie seit Tausenden von Jahren ausgestorben waren - seit Zehntausenden, Hunderttausenden sogar. Von ihrer Zivilisation war nichts als Staub geblieben. Und Wunden am Himmel, die niemals heilen; nun, das ist eine Einzelheit, die es wert ist, sich an sie zu erinnern, Toc.
    Die riesigen Kreaturen bildeten Rotmaskes Leibwache an der Spitze der Vorhut - das Risiko, dass Rotmaske ermordet wurde, war nicht allzu groß, dessen konnte man sich sicher sein. Das Männchen - Sag’Churok - war ein K’ell-Jäger, gezüchtet, um zu töten, die Elitegarde der Matrone. Und wo ist dann die Matrone? Wo ist seine Königin?
    Vielleicht war es ja das junge Weibchen, das den K’ell begleitete. Gunth Mach. Toc hatte Rotmaske gefragt, woher er ihre Namen kannte, aber der Kriegsführer hatte ihm die Antwort auf diese Frage verweigert.
     
    Ein Anführer muss seine Geheimnisse haben, vielleicht mehr als alle anderen. Aber Rotmaskes Geheimnisse treiben mich in den Wahnsinn.
    K’Chain CheMalle, um des Vermummten willen.
     
    Als Ausgestoßener war der junge Krieger in die Ödlande im Osten gereist. So ging die Geschichte, obwohl sie genau betrachtet nach dieser anfänglichen Aussage nirgendwo mehr hinführte, da ansonsten so gut wie nichts über Rotmaskes Abenteuer in jenen Jahrzehnten bekannt war - doch an irgendeinem Punkt hat dieser Mann eine Maske aus roten Schuppen angelegt. Und lebende K’Chain CheMalle gefunden. Die ihn nicht in Stücke gehauen haben. Die ihm irgendwie ihre Namen mitgeteilt haben. Und ihm dann

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