Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Sie erinnerte sich an ein Lager, an das Ausheben von Kellern, das erste der Häuser, deren Wände mit Grassoden bedeckt waren. Sie erinnerte sich an ihre Familie - ihren Bruder - und an die Nacht, in der die Dämonen gekommen waren, um ihr alles zu nehmen.
    Nachdem sie sich einige Zeit lang schweigend angestarrt hatten, richtete der Krieger sich auf, rückte seine Waffen und seine Ausrüstung zurecht, und ging weg.
    Sie zögerte, stand dann auf.
    Und folgte ihm in einiger Entfernung.
    Er ging der aufgehenden Sonne entgegen.
     
    Toc kratzte sich an der vernarbten, klaffenden Höhlung, in der einst sein eines Auge gesessen hatte, und schaute den Kindern zu, die hin und her rannten, während die ersten Kochfeuer entzündet wurden. Die Alten humpelten mit eisernen Töpfen und eingewickelten Nahrungsmitteln herum - sie waren drahtige, wettergegerbte Leute, aber der tagelange Marsch hatte das Feuer in ihren Augen gedämpft, und mehr als ein paar blafften die Kinder an, die ihnen zu nahe kamen.
    Er sah Rotmaske in dem Bereich auftauchen, der für die Yurte des Kriegsführers bereitgemacht worden war; Masarch, Natarkas und ein weiterer Krieger mit rotbemaltem Gesicht folgten ihm dichtauf. Als Rotmaske Toc entdeckte, kam er zu ihm.
    »Du hast unseren Marsch heute im Norden flankiert, Toc Anaster. Sag mir, hast du Spuren gesehen?«
    »Was für Spuren meinst du?«
    Rotmaske drehte sich zu Natarkas’ Begleiter um. »Schwall ist im Süden geritten. Er hat eine Spur entdeckt, die einem Antilopenwechsel folgte - ein Dutzend Männer zu Fuß …«
    »Oder mehr«, sagte der Mann namens Schwall. »Sie waren geschickt.«
    »Dann waren es also keine Letherii«, vermutete Toc.
    »Sie haben Mokassins getragen«, erwiderte Rotmaske. Sein Tonfall verriet seine leichte Verärgerung darüber, dass Schwall ihn unterbrochen hatte. »Und sie sind groß und schwer.«
    »Ich habe nichts dergleichen bemerkt«, sagte Toc. »Wobei ich allerdings zugeben muss, dass ich hauptsächlich den Horizont beobachtet habe.«
    »Dieser Ort wird unser Lager sein«, sagte Rotmaske nach einem kurzen Augenblick. »Neun Meilen von hier, in dem Tal, das als Bast Fulmar bekannt ist, werden wir auf die Letherii treffen. Toc Anaster, wirst du hierbleiben, bei den Alten und Kindern, oder wirst du uns begleiten?«
    »Ich habe schon genug Schlachtfelder gesehen, Rotmaske. Ich habe gesagt, dass ich wieder Soldat bin, aber selbst der Tross einer Armee braucht Wachen, und das ist so in etwa das, wozu ich jetzt fähig bin.« Er zuckte die Schultern. »Vielleicht von jetzt an.«
    Die Augen hinter der schuppigen Maske ließen Toc ein halbes Dutzend Herzschläge lang nicht los, ehe sie sich auf etwas anderes richteten. »Du wirst auch hierbleiben, Schwall.«
    Der Krieger fuhr überrascht auf: »Kriegsführer …«
    »Du wirst anfangen, die Kinder auszubilden, die sich ihrer Todesnacht nähern. Bogenschießen, Nahkampf mit dem Messer.«
    Schwall verbeugte sich steif. »Wie du befiehlst.«
    Rotmaske schritt davon, gefolgt von Natarkas und Masarch.
    Schwall warf Toc einen Blick zu. »Mein Mut ist nicht gebrochen«, sagte er.
    »Du bist immer noch jung.«
    »Du wirst die jüngeren Kinder beaufsichtigen, Toc Anaster. Nur das und sonst nichts. Und ihr werdet mir aus dem Weg gehen, du und die Kinder.«
    Toc hatte genug von dem Mann. »Schwall, du bist an der Seite eures alten Kriegsführers geritten, als ihr Ahl uns im Kampf gegen die letheriische Armee im Stich gelassen habt. Sei vorsichtig mit deinen kühnen Sprüchen von Mut. Als ich zu euch gekommen bin und um das Leben meiner Soldaten gebettelt habe, hast du dich genauso abgewandt wie alle anderen. Ich glaube, Rotmaske hat dich gerade eingeschätzt, Schwall, und wenn du mir noch einmal drohst, wetde ich dir einen Grund geben, mich zu verfluchen - und zwar mit deinem letzten Atemzug.«
    Der Krieger bleckte die Zähne zu einem humorlosen Lächeln. »Alles, was ich in deinem einen Auge sehe, sagt mir, dass du schon verflucht bist, Toc Anaster.« Er drehte sich um und schritt davon.
    Tja, da hat der Scheißkerl nicht ganz unrecht. Dann bin ich vielleicht doch nicht so gut in dieser ganzen Sache mit dem Geben und Nehmen, wie ich immer gedacht habe. Für diese Ahl ist es schließlich eine Lebensweise. Andererseits sind die malazanischen Armeen darin auch ziemlich gut - kein Wunder, dass ich nirgendwo so recht hinpasse.
    Ein halbes Dutzend Kinder rannte an ihm vorbei, gefolgt von einem schlammverschmierten Kleinkind, das versuchte,

Weitere Kostenlose Bücher