SdG 12 - Der Goldene Herrscher
irgendwie mitzuhalten. Als der Kleine die plappernde Meute hinter einem Zelt verschwinden sah, blieb er stehen und fing an zu jammern.
Toc grunzte. Ja, du und ich, wir beide …
Er gab ein unanständiges Geräusch von sich, und der Kleine schaute aus weit aufgerissenen Augen zu ihm herüber. Und dann lachte er.
Da die Augenhöhle wieder schrecklich juckte, kratzte Toc sich kurz, ehe er zu dem Kind ging, wobei er noch einmal ein unanständiges Geräusch von sich gab. Oh, schau dir das an - dieses unschuldige Entzücken. Tja, dann, Toc - hol dir deine Belohnungen, wo und wann du sie kriegen kannst.
Rotmaske stand am äußersten Rand des ausgedehnten Lagers und musterte den Horizont im Süden. »Da draußen ist jemand«, sagte er leise.
»So sieht es aus«, sagte Natarkas. »Fremde - die in unserem Land herumlaufen, als würde es ihnen gehören. Kriegsführer, du hast Schwall verletzt …«
»Schwall muss den Wert von Respekt lernen. Und das wird er, als Waffenmeister von zwei Dutzend ruhelosen Halbwüchsigen. Wenn wir ihn das nächste Mal treffen, wird er weiser sein. Willst du meine Entscheidungen infrage stellen, Natarkas?«
»Infrage stellen? Nein, Kriegsführer. Aber ich werde sie gelegentlich überprüfen, wenn ich es für notwendig halte, sie besser zu verstehen.«
Rotmaske nickte. »Achte auf diese Worte, Masarch«, sagte er dann zu dem Krieger, der ein paar Schritte entfernt stand.
»Das werde ich«, antwortete der junge Krieger.
»Morgen führe ich meine Krieger in den Krieg«, sagte Rotmaske. »Nach Bast Fulmar.«
Natarkas stieß ein Zischen aus. »Das ist ein verfluchtes Tal.«
»Wir werden das Blut ehren, das dort vor dreihundert Jahren vergossen wurde, Natarkas. Die Vergangenheit wird dort sterben, und danach werden wir nur noch in eine neue Zukunft blicken. Eine in jeder Hinsicht neue Zukunft.«
»Diese neue Art zu kämpfen, Kriegsführer - ich empfinde sie nicht als sehr ehrenvoll.«
»Du hast recht. An ihr ist nichts Ehrenvolles. Aber sie ist unumgänglich.«
»Schließt dieses unumgänglich ein, alles aufzugeben?«
Rotmaske blickte den Krieger an, dessen Gesicht eine aufgemalte Maske trug, die seiner eigenen glich. »Wenn das, was man aufgibt, unausweichlich zu einer Niederlage fuhrt, dann ja. Es muss getan werden. Manche Bräuche müssen weggeworfen werden.«
»Die Ältesten werden das nicht so leicht hinnehmen, Kriegsführer.«
»Ich weiß. Du und ich - wir haben dieses Spiel schon zuvor gespielt. Dies ist nicht ihr Krieg. Sondern meiner. Und ich habe vor, ihn zu gewinnen.«
Und dann schwiegen sie beide, während der Wind geisterhaft seufzend über das Land strich, ein Klagelied zwischen dürren Gräsern sang.
Kapitel Elf
Ein Meer ohne Wasser
verstreut weiße Knochen
flachgedrückt und ausgebleicht
wie Pergament
dort, wo ich gegangen bin.
Aber dieses Gekritzel
das mein Kielwasser zerkratzt
ist ohne Geschichte
jedes Gewandes beraubt
um mein Schicksal zu bekleiden.
Der Himmel hat seine Wolken verloren
an einen rauen Wind
der niemals auf Grund läuft
diese Untiefen enthüllt
auf unbetretenen Pfaden.
Der Wind hebt die Wellen
unbemerkt in der Muschel
ein Becher des Versprechens, unerfüllt
die widerliche Lüge von Salz
das meine Zunge beißt.
Ich wohnte einst am Meer
ätzte Geschichten
am endlosen Strand
in schlingernde Schriftrollen
aus Treibgut und Seegras.
Gerüchte des Meeres Fisher kel Tath
Am Nachmittag hatte es geregnet, was ganz gut gewesen war, denn den ganzen Wald niederzubrennen hätte nun wirklich nicht viel genützt, abgesehen davon, dass er persönlich zu seinen besten Zeiten nicht sonderlich beliebt gewesen war. Sie hatten sich über seine Possen lustig gemacht, und sie hatten auch gesagt, er würde stinken, so sehr, dass sich nie jemand in die Reichweite seiner großen, knorrigen Hände begab. Wäre ihm tatsächlich einmal einer seiner Nachbarn so nahe gekommen, hätte es gut sein können, dass er ihm die Glieder ausgerissen hätte - als Antwort auf viele Jahre der Verachtung und des Missbrauchs.
Der bucklige alte Arbat zog seinen Karren nicht mehr von Bauernhof zu Bauernhof, von Hütte zu Hütte, um die Exkremente zu sammeln, unter denen er die Abbilder der Tarthenal-Götter begrub, die eine größtenteils vergessene Lichtung tief in den Wäldern beherrscht hatten. Das war schließlich nicht mehr nötig. Die verdammten altersgrauen Alpträume waren tot.
Arbats Nachbarn hatten seinen plötzlichen Ruhestand
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