Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
irgendwie mitzuhalten. Als der Kleine die plappernde Meute hinter einem Zelt verschwinden sah, blieb er stehen und fing an zu jammern.
    Toc grunzte. Ja, du und ich, wir beide …
    Er gab ein unanständiges Geräusch von sich, und der Kleine schaute aus weit aufgerissenen Augen zu ihm herüber. Und dann lachte er.
    Da die Augenhöhle wieder schrecklich juckte, kratzte Toc sich kurz, ehe er zu dem Kind ging, wobei er noch einmal ein unanständiges Geräusch von sich gab. Oh, schau dir das an - dieses unschuldige Entzücken. Tja, dann, Toc - hol dir deine Belohnungen, wo und wann du sie kriegen kannst.
     
    Rotmaske stand am äußersten Rand des ausgedehnten Lagers und musterte den Horizont im Süden. »Da draußen ist jemand«, sagte er leise.
    »So sieht es aus«, sagte Natarkas. »Fremde - die in unserem Land herumlaufen, als würde es ihnen gehören. Kriegsführer, du hast Schwall verletzt …«
    »Schwall muss den Wert von Respekt lernen. Und das wird er, als Waffenmeister von zwei Dutzend ruhelosen Halbwüchsigen. Wenn wir ihn das nächste Mal treffen, wird er weiser sein. Willst du meine Entscheidungen infrage stellen, Natarkas?«
    »Infrage stellen? Nein, Kriegsführer. Aber ich werde sie gelegentlich überprüfen, wenn ich es für notwendig halte, sie besser zu verstehen.«
    Rotmaske nickte. »Achte auf diese Worte, Masarch«, sagte er dann zu dem Krieger, der ein paar Schritte entfernt stand.
    »Das werde ich«, antwortete der junge Krieger.
    »Morgen führe ich meine Krieger in den Krieg«, sagte Rotmaske. »Nach Bast Fulmar.«
     
    Natarkas stieß ein Zischen aus. »Das ist ein verfluchtes Tal.«
    »Wir werden das Blut ehren, das dort vor dreihundert Jahren vergossen wurde, Natarkas. Die Vergangenheit wird dort sterben, und danach werden wir nur noch in eine neue Zukunft blicken. Eine in jeder Hinsicht neue Zukunft.«
    »Diese neue Art zu kämpfen, Kriegsführer - ich empfinde sie nicht als sehr ehrenvoll.«
    »Du hast recht. An ihr ist nichts Ehrenvolles. Aber sie ist unumgänglich.«
    »Schließt dieses unumgänglich ein, alles aufzugeben?«
    Rotmaske blickte den Krieger an, dessen Gesicht eine aufgemalte Maske trug, die seiner eigenen glich. »Wenn das, was man aufgibt, unausweichlich zu einer Niederlage fuhrt, dann ja. Es muss getan werden. Manche Bräuche müssen weggeworfen werden.«
    »Die Ältesten werden das nicht so leicht hinnehmen, Kriegsführer.«
    »Ich weiß. Du und ich - wir haben dieses Spiel schon zuvor gespielt. Dies ist nicht ihr Krieg. Sondern meiner. Und ich habe vor, ihn zu gewinnen.«
    Und dann schwiegen sie beide, während der Wind geisterhaft seufzend über das Land strich, ein Klagelied zwischen dürren Gräsern sang.
     
    Kapitel Elf
     
    Ein Meer ohne Wasser
    verstreut weiße Knochen
    flachgedrückt und ausgebleicht
    wie Pergament
    dort, wo ich gegangen bin.
     
    Aber dieses Gekritzel
    das mein Kielwasser zerkratzt
    ist ohne Geschichte
    jedes Gewandes beraubt
    um mein Schicksal zu bekleiden.
     
    Der Himmel hat seine Wolken verloren
    an einen rauen Wind
    der niemals auf Grund läuft
    diese Untiefen enthüllt
    auf unbetretenen Pfaden.
     
    Der Wind hebt die Wellen
    unbemerkt in der Muschel
    ein Becher des Versprechens, unerfüllt
    die widerliche Lüge von Salz
    das meine Zunge beißt.
     
    Ich wohnte einst am Meer
    ätzte Geschichten
    am endlosen Strand
    in schlingernde Schriftrollen
    aus Treibgut und Seegras.
    Gerüchte des Meeres Fisher kel Tath
     
    Am Nachmittag hatte es geregnet, was ganz gut gewesen war, denn den ganzen Wald niederzubrennen hätte nun wirklich nicht viel genützt, abgesehen davon, dass er persönlich zu seinen besten Zeiten nicht sonderlich beliebt gewesen war. Sie hatten sich über seine Possen lustig gemacht, und sie hatten auch gesagt, er würde stinken, so sehr, dass sich nie jemand in die Reichweite seiner großen, knorrigen Hände begab. Wäre ihm tatsächlich einmal einer seiner Nachbarn so nahe gekommen, hätte es gut sein können, dass er ihm die Glieder ausgerissen hätte - als Antwort auf viele Jahre der Verachtung und des Missbrauchs.
    Der bucklige alte Arbat zog seinen Karren nicht mehr von Bauernhof zu Bauernhof, von Hütte zu Hütte, um die Exkremente zu sammeln, unter denen er die Abbilder der Tarthenal-Götter begrub, die eine größtenteils vergessene Lichtung tief in den Wäldern beherrscht hatten. Das war schließlich nicht mehr nötig. Die verdammten altersgrauen Alpträume waren tot.
    Arbats Nachbarn hatten seinen plötzlichen Ruhestand

Weitere Kostenlose Bücher