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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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und er schaute benommen blinzelnd zu Karsa auf.
    Der jetzt sagte: »In dir fließt Toblakai-Blut. Toblakai knien vor niemandem.«
    Samar Dev verschränkte die Arme und lehnte sich gegen die Tür. »Die erste Lektion im Umgang mit Karsa Orlong«, murmelte sie. »Rechne mit dem Unerwarteten.«
    Der große Mann stand mühsam auf, wischte sich dabei das Blut aus dem Gesicht. Er war nicht ganz so groß wie Karsa, aber fast ebenso breit. »Ich bin Üblala Pung von den Tarthenal…«
    »Tarthenal.«
    »Die Überreste einer hiesigen Toblakai-Bevölkerung, allerdings mit gemischtem Blut«, sagte Samar Dev. »Früher hat es in der Stadt wohl mehr von ihnen gegeben - ich habe allerdings noch keinen draußen auf den Märkten oder so gesehen. Sie sind im Grunde genommen verschwunden, genau wie die meisten anderen Stämme, die die Letherii unterworfen haben.«
    Üblala drehte sich halb um und starrte sie düster an. »Nicht verschwunden. Besiegt. Und jetzt leben die, die noch übrig sind, auf Inseln in der Drachensee.«
    Als das Wort »besiegt« fiel, sah Samar Dev, wie sich Karsas Gesicht verfinsterte.
    Üblala wandte sich erneut dem Toblakai zu und sagte seltsam ehrfürchtig: »Führe uns, Kriegsführer.«
    In Karsas Augen loderte plötzlich ein Feuer auf, und er blickte Samar Dev an. »Ich habe dir früher einmal gesagt, dass ich eine Armee aus meinem Volk anführen würde, Hexe. Es hat angefangen.«
    »Sie sind keine Toblakai …«
    »Wenn auch nut ein Tropfen Toblakai-Blut in ihren Adern brennt, Hexe, dann sind sie Toblakai.«
    »Geschwächt von letheriischer Zauberei …«
    Ein höhnisches Grinsen. »Letheriische Zauberei? Was kümmert mich die?«
    Üblala Pung hingegen schüttelte den Kopf. »Sogar mit unseren besten Schamanen konnten wir sie nicht besiegen, Reinblütiger. Ja, Arbanat selbst …«
    Dieses Mal unterbrach ihn Samar Dev. »Üblala, ich habe gesehen, wie Karsa Orlong sich einen Weg durch diese Zauberei geschlagen hat.«
    Das Halbblut starrte sie mit offenem Mund an. »Geschlagen?« Das Wort war kaum mehr als eine Bewegung der Lippen, der Hauch eines Flüsterns.
    Ihrem eigenen Willen zum Trotz nickte sie. »Ich wünschte, ich könnte dir etwas anderes erzählen, du armer Kerl. Ich wünschte, ich könnte dir sagen, dass du wegrennen und dich mit deinen Stammesgenossen auf den Inseln verstecken sollst, von denen du gesprochen hast, weil Karsa Orlong leere Versprechungen macht. Leider kann ich das nicht. Er macht keine leeren Versprechungen. Zumindest bis jetzt nicht. Selbstverständlich«, fügte sie mit einem Schulterzucken hinzu, das über die Bitterkeit hinwegtäuschte, die sie empfand, »wird dieser Imperator der Edur ihn töten.«
    Üblala Pung schüttelte den Kopf.
    Leugnen? Bestürzung?
    Karsa Orlong wandte sich an Üblala: »Wenn das hier erledigt ist, Krieger, musst du gehen. Du musst zu euren Inseln reisen und unser Volk sammeln und es dann hierherbringen. Ihr seid jetzt meine Armee. Ich bin Karsa Orlong, ein Toblakai und Teblor. Ich bin euer Kriegsführer.«
    »Die Zeichen auf deinem Gesicht«, flüsterte Üblala.
    »Was ist mit ihnen?«
    »So zersplittert wie die Tarthenal. Wie die Toblakai - zerbrochen, auseinandergetrieben. So erzählen die ältesten Legenden - zersplittert durch Eis, durch Verrat …«
    Ein eisiger Luftzug schien Samar Dev anzuwehen, wie eine kalte Woge, die einen Felsen umschloss, und sie erschauerte. Oh, was ich da höre, gefallt mir ganz und gar nicht, denn es klingt wie ein Echo der Wahrheit. Zu offensichtlich.
    »Aber sieh dir mein Gesicht dahinter an«, sagte Karsa. »Zwei Wahrheiten. Was war und was sein wird. Bestreitest du das, Üblala von den Tarthenal?«
    Ein stummes Kopfschütteln. Der Krieger warf einen kurzen Seitenblick auf Samar Dev, ehe er sagte: »Kriegsführer, ich muss dir etwas sagen. Über … über Rhulad Sengar, den Imperator der Edur. Etwas … über sein Geheimnis.«
    »Lass uns allein, Hexe«, sagte Karsa.
    Sie zuckte zusammen. »Was? Nie im Leben …«
    »Lass uns allein, oder ich werde meinem Krieger befehlen, deinen Kopf zusammenzuschlagen.«
    »Oh, jetzt begeistert dich also der Schwachsinn?«
    »Samar Dev«, sagte Karsa. »Dieser Krieger hat sämtliche Hindernisse überwunden, die diesen Gebäudetrakt umgeben. Ich bin nicht an dem interessiert, was er zu sagen hat. Hast du die Alarmglocken nicht gehört? Er kämpft wie ein Toblakai.«
    »Sie haben auch einmal versucht, mich zu ertränken«, sagte Üblala.
    Samar Dev schnaubte verächtlich. »Wenn er

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