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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Zeit Anspruch auf ihn erhoben.«
    »Du kannst Anspruch erheben, so viel du willst, Menandore. Bevor wir hier fertig sind, wirst du ihn mir geben. Freiwillig.«
    »Tatsächlich?«
    »Als … Bezahlung.«
    »Für was?«
    »Für Neuigkeiten über deine Schwestern.«
    Sie lachte erneut. »Glaubst du etwa, ich weiß es nicht?«
    »Aber ich habe noch mehr zu bieten.« Der Gott hob die blutroten Hände. »Ich kann dafür sorgen, dass sie dir nicht in die Quere kommen, Menandore. Ein einfacher … Stups.«
    Der Drache drehte sich um, sah wieder Udinaas an. »Für den hier?«
    »Ja.«
    »Also gut, du kannst ihn haben. Unser Kind jedoch nicht.«
    Dieses Mal hatte der Abtrünnige Grund zu lachen. »Wann hast du diesem … Kind zuletzt einen Besuch abgestattet, Menandore?«
    » Was meinst du damit?«
    »Nur, dass der Junge mittlerweile erwachsen ist. Und über seinen Geist verfügt er selbst. Nicht du, Menandore. Du bist gewarnt, und dieses Mal will ich nichts dafür. Hin und wieder kennen auch Ältere Götter Barmherzigkeit, meine Teure.«
    Sie schnaubte - ein Ausbruch roher Macht. »Ich habe es gehört. Hübsche Propaganda, diese Häppchen, mit denen du deine hungernden, armseligen Gläubigen fütterst. Dieser Mann, dieser Vater meines Kindes, wird dich im Stich lassen. T’orrud Segul. Er glaubt an nichts. Das Mitleid in seinem Innern ist wie eine Meerratte in einer Löwengrube - es tanzt schneller, als man sehen kann, ist aber immer nur einen Herzschlag von der Auslöschung entfernt. Er hat schon lange damit gespielt, Abtrünniger. Du kannst es nicht fangen, kannst es nicht einfordern, kannst es nicht an deine Sache binden.« Ein weiteres grausames Lachen. »Ich habe ihm mehr genommen, als du erkennen kannst.«
    Einschließlich meiner Angst vor dir, du verdammtes Miststück. »Du glaubst, du kannst mich weggeben, Menandore?«
    In den Augen flackerte Erheiterung auf. Vielleicht war es auch Verachtung. Oder beides. »Dann sprich, Udinaas. Lass uns deine verwegenen Ansprüche hören.«
    »Ihr glaubt beide, ihr hättet mich hierherbeschworen, oder? Für euer dummes Tauziehen. Aber in Wirklichkeit habe ich euch beide herbeibeschworen.«
    »Du bist verrückt…«
    »Vielleicht, Menandore. Aber das hier ist mein Traum. Nicht deiner. Und seiner auch nicht. Meiner.«
    »Du Narr«, zischte sie. »Versuche doch einfach mal, uns zu verbannen …«
     
    Udinaas öffnete die Augen, schaute zu einem kalten, klaren Nachthimmel auf, und gestattete sich ein Lächeln. Mein Traum, euer Alptraum. Er wickelte sich enger in seine Pelze, zog die Beine an - vergewisserte sich, dass sie nicht gebrochen waren. Die Knie waren steif, aber das war normal, das kam davon, wenn man sich über Fels und Eis mühte, aber sie fühlten sich warm und lebendig an. »Alles ist gut«, flüsterte er. »Schön«, sagte Kessel.
    Udinaas drehte sich um, blickte auf. Sie kauerte an seiner Seite. »Warum bist du wach?«, wollte er wissen.
    »Das bin ich nicht. Und du auch nicht. Der Tempel ist umgefallen, nachdem du weg warst.«
    »Dann hoffe ich, dass er den Abtrünnigen zermalmt hat.«
    »Nein. Du hattest ihn schon weggeschickt. Sie auch.«
    »Aber dich nicht.«
    »Nein. Du wusstest nicht, dass ich da war.«
    »Na schön, dann träume ich also immer noch. Was willst du?«
    »Der Tempel. Er hätte diese Seelen nicht alle bewahren können. All den Kummer. Er war gebrochen, und deswegen ist er umgefallen. Das war das, was du sehen solltest. Damit du es verstehst, wenn alles passiert. Und nicht traurig bist. Und damit du in der Lage bist, das zu tun, was er will, das du tust, nur nicht so, wie er gedacht hat, dass es sein würde. Das ist alles.«
    »Schön. Und jetzt krieche zurück zu deinen eigenen Träumen, Kessel.«
    »In Ordnung. Denke einfach daran - weine nicht zu früh. Du musst warten.«
    »Tatsächlich. Wie lange wird es dauern, bis ich weinen werde?« Aber sie war fort.
    Er hatte sich von dem faulenden Eis irgendein verdammtes Fieber geholt. Hatte seit drei - oder vielleicht auch vier - Nächten Schüttelfrost und Halluzinationen. Absonderliche Träume in Träumen, und so weiter und so fort. Vorstellungen von Wärme, von Pelzen, die nicht mit Schweiß vollgesogen waren, den Trost von geheimnisvollen Gesprächen, deren Sinn keine Rolle spielte. Ich mag dieses Leben. Es ist voraussagbar. Größtenteils. Und wenn es das nicht ist, fühlt sich das auch nicht anders an. Ich nehme, was auch immer kommt. Als würde ich jede Nacht Lektionen darüber erhalten … wie man

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