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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Holzkohle und Asche, den Kadavern von irgendwelchen im Eis lebenden Würmern oder Käfern. Alles kaum genießbar. Sie war überrascht, dass sie nicht schon alle krank waren.
    Vor einer schmalen Felsspalte, die in ihrer ganzen Länge von einem Streifen aus mit Eis überzogenem Schnee ausgefüllt war, blieb sie stehen, zog dann ihr Messer, kniete sich hin und begann, auf das Eis einzuhacken. Stücke brachen heraus. Sie schaute sich jedes einzelne genau an und warf diejenigen beiseite, die zu sehr von Dreck verfärbt waren, während sie die anderen in den Topf legte. Hier war alles anders als bei normalen Gletschern - zumindest den wenigen, die sie von nahem gesehen hatte. Immerhin waren aufeinanderfolgende Schneefälle genauso für ihre Entstehung verantwortlich wie vorankriechendes Eis. Und besagte Schneefälle sorgten normalerweise für ziemlich unberührte Schichten. Aber hier war es, als wäre die Luft von treibendem Unrat geschwängert gewesen, der sich an jeder einzelnen Schneeflocke auf ihrem Weg zum Boden hinunter angelagert hätte. Eine Luft, die von Rauch, Asche und den Fetzen lebender Wesen erfüllt war. Was könnte das verursacht haben? Wenn es nur Asche gewesen wäre, hätte sie es als das Ergebnis eines Vulkanausbruchs interpretieren können. Aber nicht, wenn da verdammte Hautstücke und Fleischbrocken dabei sind. Welches Geheimnis verbirgt sich in diesen Bergen?
    Sie schaffte es schließlich, die Messerspitze tief ins Eis zu bohren, und lehnte sich auf den Griff. Schlagartig hob sich die ganze noch vorhandene Eisplatte, brach aus der Spalte. Und unter ihr … lag ein Speer.
    Der Schaft, der so lang war wie Seren groß, war nicht aus Holz. Poliert und bernsteinfarben und braun gesprenkelt sah er beinahe … geschuppt aus. Die breite Spitze - Stichblatt und Stiel - bestand aus einem einzigen Stück milchig glatter, geschliffener Jade und war wie ein Blatt geformt. Es gab keinen Hinweis auf irgendwelchen Leim oder eine Schnürung, die den Sockel mit dem Schaft verbunden hätte.
    Sie hob die Waffe auf. Und sah, dass die schuppenartige Oberfläche aus versetzt übereinanderliegend verzahnten Hornschichten bestand, was ihr fleckiges Aussehen erklärte. Wieder konnte sie nicht erkennen, wie die Schichten befestigt waren. Der Speer war erstaunlich schwer, als ob der Schaft versteinert wäre.
    Hinter ihr ertönte eine Stimme: »Nun, das ist mal ein interessanter Fund.«
    Sie drehte sich um und musterte Clips spöttisches Gesicht, und sie spürte einen Anflug von Verärgerung. »Stellt ihr immer anderen Leuten nach, Clip?«
    »Nein, meistens führe ich sie. Ich weiß, dass Ihr dadurch beiseitegedrängt werdet. Weshalb Ihr Euch nutzlos fühlt.«
    »Wollt Ihr noch irgendwelche anderen gescheiten Erkenntnisse von Euch geben?«
    Er zuckte die Schultern, ließ die verdammte Kette erneut vor und zurück wirbeln. »Der Speer, den Ihr gefunden habt. Er stammt von den T’lan Imass.«
    »Soll mir das irgendetwas sagen?«
    »Das wird es.«
    »Das ist keine Waffe, mit der Ihr kämpft, oder?«
    »Nein. Und ich verstecke mich auch nicht auf Bäumen und werfe mit Früchten.«
    Sie runzelte die Stirn.
    Er lachte und wandte sich ab. »Ich wurde in Dunkelheit geboren, Freisprecherin.«
    »Und?«
    Er blieb stehen, blickte zu ihr zurück. »Was glaubt Ihr - warum bin ich das Todbringende Schwert des Schwarzen Geflügelten Lords? Weil ich so gut aussehe? Weil ich so eine liebenswürdige Persönlichkeit habe? Weil ich so gut mit diesen Klingen hier umgehen kann?«
    »Nun«, sagte sie, »Ihr habt gerade meine Liste mit Gründen erschöpfend abgearbeitet.«
    »Ha, ha. Hört mir zu. Geboren in Dunkelheit. Gesegnet von unserer Mutter. Der Erste seit Tausenden von Jahren - sie hat sich abgewandt, versteht Ihr? Von ihren auserwählten Söhnen. Seit Tausenden von Jahren? Eher seit Zehntausenden. Aber von mir nicht. Ich kann in der Dunkelheit wandeln, Freisprecherin.« Er deutete mit der Hand, die die Kette hielt, in Richtung der anderen. »Das kann noch nicht einmal Silchas Ruin von sich behaupten.«
    »Weiß er es?«
    »Nein. Dies ist unser beider Geheimnis - solange Ihr wollt.«
    »Und warum sollte ich wollen, dass er es nicht erfährt, Clip?«
    »Weil ich hier der Einzige bin, der ihn davon abhalten kann, Euch zu töten. Euch und Udinaas - die beiden, die er für die Nutzlosesten hält. Ja, in der Tat sogar für mögliche Feinde.«
    »Feinde? Warum sollte er das denken?« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Wir sind nicht mehr als

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