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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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mich anzugreifen.
    Ich glaube, ich fange allmählich an, mich daran zu gewöhnen.
    Igel legte eine weitere Drittellänge zurück, bis er nahe genug heran war, um die Aufmerksamkeit des untoten Kriegers auf sich zu lenken. Der stehen blieb und sich langsam umdrehte. Die Feuersteinwaffe in seiner Hand war eher ein schwerer, breiter Säbel als ein Schwert und lief in einer merkwürdigen hakenförmigen Spitze aus. Das Heft war aus dem handförmigen Teil eines Geweihs gemacht worden, so dass ein dürftiger, mit Zinken versehener Handschutz entstanden war, braun und abgeschliffen vom Alter. Das Gesicht des Kriegers war zum Teil durch Schläge grausam verunstaltet worden, aber die eine Seite seines wuchtigen Kiefers war noch in Ordnung, was seine grässliche Miene schief hängen ließ.
    »Weiche, Geist«, sagte der T’lan Imass mit einer uralten rauen Stimme.
    »Nun, das würde ich ja glatt tun«, erwiderte Igel, »allerdings sieht es so aus, als wären wir in die gleiche Richtung unterwegs.«
    »Das kann nicht sein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil du nicht weißt, wo ich hingehe.«
    »Oho, perfekte Imass-Logik. Oder, in anderen Worten: absurde Idiotie. Nein, ich weiß nicht genau, wo du hingehst, aber der Ort kann unzweifelhaft in der gleichen Richtung gefunden werden, in die ich unterwegs bin. Ist diese Feststellung zu scharfsinnig für dich?«
    »Warum klammerst du dich an deinen Körper?«
    »Vermutlich aus dem gleichen Grund, aus dem du dich an das klammerst, was noch von deinem Körper übrig ist. Hör zu. Ich heiße Igel. Früher war ich Soldat, ein Brückenverbrenner. Bei den malazanischen Seesoldaten. Bist du ein Verstoßener von den Logros-T’lan-Imass?«
    Der Krieger schwieg ein paar Augenblicke und sagte dann: »Ich war einst ein Kron-T’lan-Imass. In der Jahreszeit des Bluts-von-den-Bergen in den Clan von Eptr Phinana hineingeboren. Mein eigenes Blut stellte sich an den Ufern des Jagra Til ein. Ich bin Emroth.«
    »Eine Frau?«
    Ein klapperndes, ungleiches Schulterzucken.
    »Nun, Emroth, was machst du hier - warum marschierst du durch die vergessene Eisgrube des Vermummten?«
    »Hier ist keine Grube.«
    »Ganz wie du sagst.« Igel schaute sich um. »Ist dies hier denn der Ort, zu dem verlassene T’lan Imass gehen?«
    »Nicht hierher«, erwiderte Emroth. Dann hob sie den Säbel und deutete.
    Nach vorn. In die Richtung, die Igel Norden zu nennen beschlossen hatte. »Was denn - sind wir etwa zu einem großen Haufen gefrorener Knochen unterwegs?«
    Emroth drehte sich um und setzte sich wieder in Bewegung.
    Igel holte auf und ging neben der untoten Kreatur her. »Warst du einst schön, Emroth?«
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Was Frauen angeht, war das bei mir eine hoffnungslose Sache«, sagte Igel. »Meine Ohren sind zu groß - ja, das ist der Grund, warum ich diese Lederkappe trage. Und außerdem habe ich knorrige Knie. Deshalb bin ich Soldat geworden, verstehst du. Um mit Frauen zusammen zu sein. Und dann habe ich festgestellt, dass Soldatinnen furchteinflößend sind. Ich meine, sie sind viel furchteinflößender als normale Frauen, und das will was heißen. Ich nehme an, ihr Imass … also, ihr wart wohl alle Krieger, stimmt’s?«
    »Ich verstehe«, sagte Emroth.
    »Tatsächlich? Und was verstehst du?«
    »Warum du keine Kameraden hast, Igel von den Brückenverbrennern.«
    »Du wirst dich jetzt doch wohl nicht in eine Staubwolke verwandeln, oder?«
    »An diesem Ort kann ich das nicht. Leider.«
    Grinsend nahm Igel den Faden seiner Geschichte wiedet auf. »Es ist natürlich nicht so, dass ich als Jungfrau oder so was gestorben wäre. Sogar hässliche Kerle wie ich - nun, zumindest solange man genug Münzen hat. Aber ich sag dir was, Emroth: Das ist nicht das, was man Liebe nennt, oder? Aber egal, die Wahrheit ist, dass ich das niemals mit jemandem geteilt habe. Liebe. Ich meine die ganze Zeit, seit ich aufgehört habe, ein Kind zu sein, bis zu dem Augenblick, in dem ich gestorben bin.
    Da war mal diese Soldatin, vor langer Zeit. Sie war groß und gemein. Ihr Name war Detoran. Sie hatte beschlossen, mich zu lieben, und hat’s mir dadurch gezeigt, dass sie mich bewusstlos geschlagen hat. Tja, wie erklärst du dir das? Nun, ich habe es rausgefunden. Weißt du, sie war nämlich noch weniger liebenswert als ich. Arme alte Kuh. Ich wollte, ich hätte das damals schon verstanden. Aber ich war zu sehr damit beschäftigt, vor ihr wegzulaufen. Lustig, wies manchmal so geht, was?
    Sie ist auch gestorben. Und

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