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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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is’, und alle sin’ ertrunken. Flüstern ausm Wasser, meine Königin, dunkel und beinahe schwarz.«
    Yan Tovis holte tief Luft. Eine Triller zu sein bedeutete, Kummer zu kennen. Ihre Mutter war tot, war jetzt ein Gesicht, aus dem das Leben gewichen war. Nun, sie hatte die Frau seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr gesehen, oder? Warum dann also dieser Schmerz? Weil da noch etwas anderes ist. »Wie heißt der Waffenmeister, Schluckse?«
    »Yedan Derryg, Hoheit. Die Wacht.«
    Der Halbbruder, den ich nie kennen gelernt habe. Derjenige, der weggelaufen ist - vor seinem Geschlecht, vor allem. Der fast so weit weggelaufen ist wie ich. Und wenn schon, war die alte Geschichte überhaupt wahr? Schließlich war die Wacht hier, kaum einen Ritt von einem Glockenschlag von der Küste entfernt. Sie begriff jetzt, warum er in dieser Nacht fortgeritten war. Etwas anderes, und das ist es also.
    Yan Tovis zog ihren Umhang um sich. »Kümmert euch gut um meine Soldaten. Ich werde im Morgengrauen mit Derryg zurückkehren.« Sie wandte sich zur Tür und blieb noch einmal stehen. »Der Wahnsinn, der den Dresh befallen hat, Schluckse.«
    Hinter ihr antwortete die Hexe: »Für ihn wird’s wohl zu spät sein, Hoheit. Aber wir werden heute Nacht den Schwarzen Stein säubern. Bevor die Edur kommen.«
    Oh, ja, ich habe nach ihnen geschickt, nicht wahr? »Ich nehme an«, sagte sie, den Blick auf die Tür gerichtet, »eine schnelle Hinrichtung von Dresh Boarai wird eine Gnade für den armen Mann sein.«
    »Ihr habt vor, es tun, bevor die Edur hier sind, wie es heißt, Hoheit?«
    »Ja, Schluckse. Ich nehme an, er wird bei einem Fluchtversuch sterben.« Ein, zwei Herzschläge später fragte sie: »Schluckse, wie viele Schulterfrauen sind noch übrig?«
    »Mehr als zweihundert, Hoheit.«
    »Ich verstehe.«
    »Meine Königin«, wagte sich die andere vor, »Botschaften werden ausgesandt werden, die Spinne geht ans Netz, wies so schön heißt, noch ehe die Sonne aufgeht. Für Euch wurde ein Verlobter ausgewählt.«
    »Ist das so? Wer ist es?«
    »Triller Brullyg, von der Insel.«
    »Und bleibt mein Verlobter im Fort der Zweiten Jungfrau?«
    »Das nehmen wir an, Hoheit«, antwortete Schluckse.
    Bei diesen Worten drehte sie sich um. »Ihr wisst es nicht?«
    »Das Netz ist zerrissen, Hoheit. Seit fast einem Monat. Eis und Dunkel und Geflüster, wir können nicht über die Wogen hinwegreichen. Das Gestade ist blind für die See, Hoheit.«
    Das Gestade ist blind fiir die See. »Ist so etwas schon jemals zuvor geschehen?«
    Die beiden Hexen schüttelten den Kopf.
    Zwielicht drehte sich um und eilte nach draußen. Ihre Begleiter waren bereits aufgesessen und warteten, stumm vor Erschöpfung. Sie ging zu dem Pferd, das ihren Sattel trug - ein Fuchswallach, der Tauglichste von allen, wie sie im Fackelschein sehen konnte -, und zog sich auf seinen breiten Rücken.
    »Atri-Preda?«
    »Zur Küste«, sagte sie und griff nach den Zügeln. »Im Galopp.«
     
    »Was stimmt mit ihnen nicht?«
    Das Gesicht des Hundemeisters war von Schmerz gezeichnet, Tränen rannen ihm über die von Sonne und Wind gegerbten Wangen und glitzerten wie Schweißtropfen in seinem Bart. »Sie sind vergiftet worden, Atri-Preda! Vergiftetes Fleisch, das auf dem Boden gelegen hat - ich werde sie alle verlieren!«
    Bivatt fluchte leise vor sich hin. »Dann werden wir ohne sie auskommen müssen.«
    »Aber die Magier der Edur …«
    »Wenn unsere Magier ihnen nicht helfen können, Bellict, dann können es auch die Hexer nicht. Die Edur-Stämme züchten keine Kriegshunde, oder? Es tut mir leid. Und jetzt geht.«
    Nur eine weitere unangenehme Überraschung an diesem frühen Morgen. Ihre Armee war die letzten beiden Glockenschläge der Nacht durchmarschiert, um das Tal zu erreichen - sie wollte als Erste die Truppen für die bevorstehende Schlacht aufstellen, wollte Rotmaske zwingen, zu reagieren, statt ihm den ersten Zug zu überlassen. Angesichts der Position des Ahl-Lagers hatte sie es mit dem Marsch nicht eilig gehabt, denn sie hatte angenommen, dass die Wilden frühestens am Mittag auf der Ostseite von Bast Fulmar auftauchen und dadurch jeden Vorteil, den ihnen die helle Morgensonne im Rücken gewährt hätte, verlieren würden.
    Aber das Lager der Feinde war eine Täuschung gewesen.
    Als sie nur wenig mehr als eine Meile vom Tal entfernt gewesen waren, waren Kundschafter zur Marschkolonne zurückgekehrt und hatten berichtet, dass der Feind sie in großer Anzahl bei Bast Fulmar

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