SdG 12 - Der Goldene Herrscher
erschien an der fernen Mündung der Gasse, fünf in Rüstungen gekleidete und Helme tragende Letherii mit Kurzschwertern und Schilden.
Als der Mann sie sah, fing er an zu rennen, schüttelte im Laufen die Cadaranpeitsche in seiner linken Hand frei, während er mit der Rechten die Rygtha-Sichelaxt aus den Wildlederriemen löste, mit denen sie an seiner Hüfte befestigt war. Ein dicker Schaft, so lang wie der Oberschenkelknochen eines ausgewachsenen Mannes, an dessen beiden Enden jeweils eine stählerne Klinge in Form eines Dreiviertelmonds befestigt war, die im rechten Winkel versetzt zueinander standen. Die Cadaran und die Rygtha, alte Waffen der Ahldan - und sie zu beherrschen war eine Kunst, die seit mindestens einem Jahrhundert bei den Stämmen verloren war.
Logischerweise hatte auch die Polizeitruppe sich noch niemals solchen Waffen gegenübergesehen.
Als er noch zehn Schritte von den ersten drei Wachen entfernt war, wischte die Peitschenschnur durch die Luft, beschrieb eine nur verschwommen erkennbare, seitwärts geneigte Acht - woraufhin Schreie ertönten und Blut spritzte, das in der Düsternis der Gasse fast schwarz aussah. Zwei Letherii taumelten rückwärts.
Der geschmeidige, drahtige Angreifer ging auf den letzten Mann in der vordersten Reihe los. Seine rechte Hand glitt am Schaft der Axt entlang bis zu einem Flansch direkt unterhalb der linken Mondsichelklinge, der Schaft klatschte parallel gegen die Unterseite seines Unterarms, als er die Waffe hochbrachte - und einen verzweifelten Hieb des Gardisten abblockte, den dieser mit dem Kurzschwert geführt hatte. Als der Ahl seinen Ellbogen vorstieß, zuckte die rechte Klinge auf, traf den Gardisten knapp unterhalb des Helmrands im Gesicht, glitt durch Nasenrücken und Stirnbein, bevor sie sich in seine weiche Hirnmasse grub. Mit Leichtigkeit glitt die sich verjüngende, scharfe sichelförmige Klinge wieder aus der Wunde, als der Ahl sich an dem zu Boden stürzenden Gardisten vorbeischob und die Peitschenschnur nach einer über den Kopf ausgeführten, ausholenden Bewegung wieder vorzischte, um sich um den Hals des vierten Letherii zu wickeln, der aufkreischte und sein Schwert fallenließ, während er an den tödlichen Klingen zerrte -, woraufhin der Ahl in die Hocke ging, die rechte Hand am Schaft der Rygtha entlangbewegte, bis er den Flansch unterhalb der rechten Klinge berührte - und dann zuschlug. Der fünfte Gardist riss seinen Schild hoch, um den Schlag abzuwehren, doch es war zu spät - die Klinge traf ihn zwischen die Augen.
Ein Ruck an der Peitsche enthauptete den vierten Mann.
Der Ahl ließ die Cadaran fallen, packte die Rygtha an beiden Enden, trat an den letzten Gardisten heran und rammte ihm den Schaft gegen die Kehle, womit er ihm die Luftröhre ihm zermalmte.
Er hob die Peitsche wieder auf und ging weiter.
Eine Straße. Von rechts die Geräusche von Lanzenreitern. Das Tor befand sich fünfzig Schritt zu seiner Linken. Es wimmelte von Wachen - deren Köpfe sich jetzt in seine Richtung drehten.
Er rannte geradewegs auf sie zu.
Atri-Preda Bivatt übernahm persönlich den Befehl über eine Schwadron Lanzenreiter. Gefolgt von zwanzig Reitern setzte sie ihr Pferd in leichten Galopp und folgte den Spuren eines Blutbads.
Zwei Agenten der Patriotisten mitten in der Gasse. Fünf Mitglieder der Stadtwache am hinteren Ende.
Als sie auf die Straße hinausritt, lenkte sie ihr Pferd nach links und zog das Langschwert, während sie sich dem Tor näherte.
Überall lagen Gardisten, zwanzig oder mehr, und nur zwei von ihnen schienen noch am Leben zu sein. Bivatt starrte düster unter ihrem Helm hervor; kalter Schweiß prickelte unter der Rüstung auf ihrer Haut. Überall war Blut. Auf den Pflastersteinen, an Mauern und Wänden ziemlich weit hochgespritzt, am Tor. Und abgetrennte Gliedmaßen. Es stank nach entleerten Därmen, nach herausquellenden Innereien. Einer der Überlebenden schrie unaufhörlich, und sein Kopf wippte vor und zurück. Ihm waren beide Hände abgetrennt worden.
Als Bivatt ihr Reittier zugehe, sah sie, dass gleich hinter dem Tor vier Pferde am Boden lagen, genau wie ihre Reiter. Langsam dahintreibende Staubschwaden deuteten darauf hin, dass die restlichen Mitglieder der ersten Schwadron, die hierhergekommen war, sich an die Verfolgung gemacht hatten.
Der andere Überlebende kam auf sie zugestolpert. Er hatte einen Schlag gegen den Kopf bekommen; sein Helm war auf einer Seite eingedellt, und Blut strömte ihm über Gesicht und
Weitere Kostenlose Bücher