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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Ströme aus Menschen wieder in Bewegung, wobei sie allerdings verstohlen einen Bogen um die Patriotisten machten.
    »Westlich von Blaurose wurde eine Gruppe gesichtet. Zwei Tiste Edur, einer von ihnen weißhäutig. Letzterer ist - wie ich glaube - unter dem Namen Weiße Krähe bekannt geworden - was, nebenbei bemerkt, eine für uns Letherii höchst beunruhigende Bezeichnung ist.« Er blinzelte mit schweren Lidern. »Sie wurden von drei Letherii begleitet, von denen zwei weiblich sind. Der dritte ist ein entflohener Sklave mit Tätowierungen, die ihn als Eigentum der Hiroth ausweisen.«
    Brohl zwang sich, weiter ein ausdrucksloses Gesicht zu machen, obwohl er spürte, wie seine Brust sich verengte. Das geht dich nichts an. »Habt Ihr noch mehr Einzelheiten? Etwas darüber, wo sie sich genau aufhalten?«
    »Sie waren Richtung Osten unterwegs, auf die Berge zu. Es gibt drei Pässe, von denen so früh im Jahr nur zwei offen sind.«
    Brohl Handar nickte langsam. »Die K’risnan des Imperators sind ebenfalls in der Lage, ihren ungefähren Aufenthaltsort herauszufinden. Besagte Pässe sind gesperrt.« Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: »Es ist genau so, wie Hannan Mosag es vorhergesagt hat.«
    Orbyn musterte ihn aus dunklen, halb unter Falten aus Fett verborgenen Augen. »Ich werde an die Tüchtigkeit der Edur erinnert.«
    Ja.
    »Die Patriotisten haben Fragen im Hinblick auf diesen weißhäutigen Tiste Edur, die Weiße Krähe«, fuhr der Mann, der unter dem Namen Wahrheitsfinder bekannt war, fort. »Zu welchem Stamm gehört er?«
    »Zu keinem. Er ist kein Tiste Edur.«
    »Oh. Das überrascht mich. Die Beschreibung …«
    Brohl Handar sagte nichts.
    »Aufseher, können wir irgendwie behilflich sein?«
    »Das ist dieses Mal nicht nötig«, erwiderte Brohl.
    »Ich bin überaus neugierig, warum Ihr Euch noch nicht an diese Gruppe herangemacht und sie gefangen genommen habt. Meine Quellen haben mir zu verstehen gegeben, dass es sich bei dem Tiste Edur um niemand anderen als Forcht Sengar, den Bruder des Imperators handelt.«
    »Wie ich schon gesagt habe, die Pässe sind gesperrt.«
    »Oh. Dann zieht sich das Netz also in eben diesem Augenblick, da wir miteinander sprechen, zusammen.«
    Brohl Handar lächelte. »Orbyn, Ihr habt vorhin gesagt, dass die Bolkando-Verschwörung in den Zuständigkeitsbereich des Freiheits-Konsortiums gehört. Wollt Ihr mir somit wirklich erzählen, dass die Patriotisten mit der ganzen Sache überhaupt nichts zu tun haben?«
    »Ganz und gar nicht. Das Konsortium greift regelmäßig auf unser Netzwerk zurück …«
    »Wofür Ihr zweifellos belohnt werdet.«
    »Natürlich.«
    »Ich stelle fest …«
    Orbyn legte den Kopf leicht schräg und hob eine Hand. »Ihr müsst mich entschuldigen, Aufseher. Ich höre Alarmglocken.« Er erhob sich ächzend und stieß die Tür der Kutsche auf.
    Brohl sagte nichts, starrte dem Letherii nur nachdenklich hinterher, als er die Kutsche verließ. Sobald die Tür sich wieder geschlossen hatte, griff er in ein kleines Fach und holte einen gewobenen, mit duftenden Gräsern gefüllten Ball heraus, den er sich vors Gesicht hielt. Ein Ruck an einer Schnur brachte den Kutscher dazu, die Zügel wieder in die Hand zu nehmen. Leicht schlingernd setzte sich die Kutsche Bewegung. Brohl konnte jetzt die Alarmglocken hören, eine aufgeregte Kakophonie von Tönen. Er beugte sich nach vorn und sagte in das Sprechrohr: »Bring uns zu den Alarmglocken, Kutscher.« Er zögerte kurz und fügte dann hinzu: »Aber es gibt keinen Grund zur Eile.«
     
    Die Garnison von Drene bestand aus einem vollen Dutzend steinerner Gebäude, die auf einem niedrigen Hügel ein Stück nördlich des Stadtzentrums erbaut waren. Die Rüstkammer, die Soldatenunterkünfte und das Gebäude des Führungsstabs waren alle schwer befestigt, auch wenn der gesamte Komplex nicht von Mauern umgeben war. Einst, vor vielen Jahrhunderten, war Drene ein Stadtstaat gewesen, und nach einem langwierigen Krieg gegen die Ahl hatte der belagerte König letheriische Truppen herbeigerufen, um die Nomaden letztlich doch noch besiegen zu können. Jahrzehnte später hatte sich gezeigt, dass der ganze Konflikt das Ergebnis letheriischer Intrigen gewesen war. Jedenfalls waren die letheriischen Truppen nie wieder abgezogen; der König nahm den Titel eines Wesirs an, und bald darauf wurden er und sein ganzes Geschlecht durch eine Abfolge tragischer Unfälle ausgelöscht. Aber das alles war inzwischen längst Geschichte - und zwar

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