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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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der Letherii hart an, verließ die Nordstraße und wandte sich nach Osten, über frisch gepflügte Felder, die einst Weideland der Ahldan gewesen waren. Bauern wurden auf ihn aufmerksam, und in dem letzten Weiler, an dem er vorbeigekommen war, hatten drei dort stationierte Soldaten ihre Pferde gesattelt und sich daran gemacht, ihn zu verfolgen.
    Sie fanden ihr Ende in einer Senke des Tals, das Rotmaske gerade verlassen hatte, begleitet von einem Chor aus menschlichen und tierischen Stimmen, dessen Schreie durchdringend, aber kurzlebig waren.
    Ein Wolke wütender Rhinazan, durch die Gewalttat von ihren bevorzugten Gastgebern vertrieben, wogte lärmend über dem Kopf des Ahlkriegers; ihre Flügel schlugen wie winzige Trommeln, und ihre langen Schwänze zischten durch die Luft, als sie Rotmaske folgten. Er hatte sich mittlerweile längst an ihre Allgegenwärtigkeit gewöhnt. Die wieselgroßen fliegenden Reptilien waren eigentlich Bewohner der Wildlande und daher weit weg von zu Hause, sofern man nicht ihre Gastgeber - die sich im Tal hinter ihm aufhielten und vermutlich einen weiteren Hinterhalt vorbereiteten - als ihre Heimat bezeichnen wollte.
    Er ließ sein Pferd langsamer werden, rutschte unbehaglich in dem unbequemen letheriischen Sattel hin und her. Niemand konnte ihn jetzt mehr einholen, das wusste er, und daher war es überflüssig, dieses Tier zuschanden zu reiten. Die Feinde waren in ihrer Stadtgarnison voller Selbstvertrauen gewesen, hatten ihre Trophäen schamlos zur Schau gestellt; Rotmaske hatte in der langen Zeit, in der er sie beobachtet hatte, viel über sie erfahren. Lanzenreiter aus Blaurose, mit vernünftigen Steigbügeln und behende auf ihren Reittieren. Weitaus ernstzunehmender als die Fußsoldaten von vor einigen Jahren.
    Von seinem eigenen Volk hatte er seit seiner Rückkehr bisher nur verlassene Lager, die Spuren ziemlich kleiner Herden und nicht mehr benutzte Zeltringe gesehen. Es war, als wäre seine Heimat verkleinert worden und alle Überlebenden geflohen. Und auf dem einzigen Schlachtfeld, auf das er gestoßen war, hatten nur die Leichen von Fremden gelegen.
    Die Sonne in seinem Rücken stand bereits tief über dem Horizont, und die Abenddämmerung rückte rasch näher, als er auf das erste niedergebrannte Lager der Ahldan stieß. Das musste ein Jahr her sein, vielleicht auch länger. Weiße Knochen ragten ebenso aus dem Gras wie geschwärzte Stümpfe von den Holzrahmen der Hütten, und es roch nach Staub und Elend. Niemand war gekommen, um die Gefallenen zu holen, um die Leichen der Abgeschlachteten auf festgezurrte Plattformen zu legen und so ihre Seelen zu befreien, damit sie mit den Aasvögeln tanzen konnten. Die Szenerie weckte grimmige Erinnerungen.
    Er ritt weiter. Als sich die Dunkelheit herabsenkte, trieben die Rhinazan langsam davon, und Rotmaske konnte das Stampfen rechts und links von sich hören, als seine beiden Begleiter, die ihr blutiges Werk verrichtet hatten, flankierende Positionen einnahmen. Sie waren in der Düsternis kaum zu erkennen.
    Die Rhinazan ließen sich auf den waagrechten schuppigen Rücken nieder, wo sie Blutspritzer aufleckten und Zecken aufpickten, um sich schnappten und scharf die Luft einsogen, um die beißenden Insekten, die zu nahe heransummten, zu erwischen.
    Rotmaske schloss halb die Augen - er war fast zwei Tage wach gewesen. Mit Sag’Churok, dem ungeschlachten Männchen, der zu seiner Rechten über die Erde glitt, und Gunth Mach, dem jungen Geschlechtslosen, der sich gerade zu einem Weibchen entwickelte, zu seiner Linken, war er so sicher, wie er nur sein konnte.
    Genau wie die Rhinazan schienen auch die beiden K’Chain Che’Malle zufrieden zu sein, selbst in diesem fremdartigen Land und so weit weg von ihren Artgenossen.
    Sie schienen damit zufrieden zu sein, ihm, Rotmaske, zu folgen, ihn zu beschützen und Letherii zu töten.
    Und er hatte nicht die geringste Ahnung, warum.
     
    Silchas Ruins Augen wirkten im Laternenlicht echsenhaft, doch dies empfand Seren Pedac angesichts des Raumes, in dem sie sich befanden, als überaus passend. Die steinernen Wände, die sich weiter oben zu einer Kuppel vereinigten, waren in Form einander überlappender Schuppen behauen. Das nirgends unterbrochene Muster lösten bei ihr ein Gefühl von Orientierungslosigkeit aus, verbunden mit einer leichten Übelkeit. Sie setzte sich auf den Fußboden und blinzelte, um den Dreck aus den Augen zu bekommen.
    Sie schätzte, dass es beinahe Morgen sein musste. Sie waren fast

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