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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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wischte sich Mund und Kinn mit der Rückseite des Unterarms ab, erhob sich und machte sich auf den Weg.
     
    Rautos Hivanar, der Vorsitzende des Freiheits-Konsortiums, kauerte am schlammigen Flussufer, während direkt hinter ihm die Arbeiter die Ausgrabungen für diesen Tag beendeten; die Pumpenmannschaften wuschen sich bereits, und die Geräusche, die aus der hinteren Küche des Anwesens drangen, wurden lauter, je näher das Abendessen rückte. Er legte Wert darauf, dass die Arbeiter gut zu essen bekamen, einerseits, damit sie nicht allzuviel nachdachten, andererseits, um zu verhindern, dass sie widerspenstig wurden. Sie waren mit ihren Grabungen inzwischen längst unterhalb des Flussniveaus angekommen, und wenn die Pumpen nicht die ganze Zeit im Einsatz gewesen wären, hätten sie im brusthoch stehenden Wasser arbeiten müssen. Unter diesen Umständen mussten auch die Streben an den Wänden fortwährend im Auge behalten werden, da Letztere dazu neigten, nach innen zu sacken.
    Während er einem halben Dutzend den Fluss hinuntertreibenden Vinik-Nestern nachschaute, ließ Rautos Hivanar seine Gedanken schweifen. Es waren noch weitere geheimnisvolle Objekte gefunden worden, tief vergraben und weit verstreut, aber er hatte mittlerweile den Verdacht, dass sie alle zusammengehörten; dass sie auf eine im Moment noch nicht vorstellbare Weise zu einer Art Mechanismus zusammengesetzt werden konnten - wobei er vermutete, dass ein besonders wichtiges Stück bis jetzt noch nicht gefunden worden war. Vielleicht morgen …
    Er hörte Schritte auf dem mit Bohlen ausgelegten Gehweg, der zum Fluss hinunterführte, leichte Schritte von in Pantoffeln steckenden Füßen, und einen Augenblick später ertönte Venitt Sathads Stimme: »Herr.«
    »Du hast dir selbst zwei Hauswachen für die Reise bewilligt, Venitt. Nimm noch zwei mehr mit. Und dementsprechend auch zwei zusätzliche Packpferde. Du wirst wie vereinbart ohne einen Wagen mit Vorräten reisen, aber das soll kein Grund für einen Mangel an Bequemlichkeit sein.«
    »Wie Ihr wünscht, Herr.«
    »Und vergiss nicht, Venitt: Letur Anict ist in jeder Hinsicht der tatsächliche Herrscher von Drene, ungeachtet des offiziellen Status des Gouverneurs der Edur. Man hat mir mitgeteilt, dass du in Orbyn Wahrheitsfinder, dem Agenten des Beaufsichtigers, einen verlässlichen Verbündeten finden wirst. Was Letur Anict angeht… es deutet alles daraufhin, dass der Repräsentant die Dinge … nicht mehr … im richtigen Verhältnis sieht. Er scheint sich hinsichtlich seiner Bestrebungen keinerlei Zurückhaltung mehr aufzuerlegen, als hätte er es aufgegeben, sich noch von der Vernunft oder vom gesunden Menschenverstand leiten zu lassen.«
    »Ich werde bei meiner Untersuchung gewissenhaft vorgehen, Herr.«
    Rautos Hivanar erhob sich und blickte seinen Bediensteten an. »Sei übervorsichtig, wenn es notwendig werden sollte, Venitt. Ich möchte dich nicht verlieren.«
    Im faltigen Gesicht des Schuldners flackerte kurz so etwas wie Überraschung auf, dann verbeugte er sich. »Ich werde sehr umsichtig sein, Herr.«
    »Eine Sache noch«, sagte Rautos, während er an Venitt vorbeiging und sich zum Anwesen aufmachte. »Bring mich nicht in eine peinliche Lage.«
    Der Blick des Schuldners blieb für ein paar Herzschläge lang an seinem Herrn hängen; sein Gesichtsausdruck war wieder verschlossen.
    Hinter ihnen und von beiden Männern ungesehen, stieg unter einem der Vinik-Nester im Fluss ein großer Schatten in die Höhe, und als das Nest umkippte, brach der vordere Rand eines gewaltigen Rückenpanzers durch die Wasseroberfläche, gefolgt von einem geschwungenen Hals und einem riesigen, weit aufgerissenen Schnabel. Der das ganze Nest auf einmal verschlang.
    Die Wirbel, die dabei entstanden waren, wurden von der Strömung weitergetragen, bis nichts mehr von ihnen zu sehen war.
     
    »Etwas mitzuerleben ist eine Sache, weißt du. Es als das zu erkennen, was es ist, eine ganz andere.«
    Bagg, der auf den fernen Fluss hinausgeblickt hatte, dessen Wasser von den schräg einfallenden Strahlen der sinkenden Sonne in ein gekräuseltes Band aus Blattgold verwandelt wurde, drehte sich um und schaute Tehol Beddict stirnrunzelnd an. »Das klingt aber sehr tiefsinnig aus Eurem Mund, Herr.«
    »Ja, das tut es, nicht wahr? Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass mein normales Auge zusieht, während mein blaues Auge dasjenige ist, das erkennt. Ergibt das für dich irgendeinen Sinn?«
    »Nein.«
    »Gut, da bin ich aber

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