SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
werden.« Sie drückte ihn fest an sich, und ehe er sich dessen richtig bewusst wurde, hatte auch er die Arme um sie gelegt. Sie war so zierlich wie Penny und hatte das gleiche kupferrote Haar. Oh Jesus, was, wenn er Penny nie wieder so halten könnte? Er bekam weiche Knie, und ihm brach der kalte Schweiß aus.
»Ihr wird schon nichts passieren, Joe.« Lia sah ihn an, Zuversicht sprach aus ihrem Blick und ihrer Stimme. »Ich kenne Penny, sie ist zäh. Sie übersteht alles.«
»Ja«, stimmte ihr Joe krächzend zu, denn alles andere war einfach zu furchtbar, um es sich auch nur vorzustellen.
»Ich hab’s!«, verkündete Hannah. »Hier, in dem Moment, wo das Licht ausgeht.«
Hoffnung keimte in Joe auf, und er ließ Lia los. Beide liefen in die Küche und schauten Hannah über die Schulter. Sie hatte das Videogerät an ihren Laptop angeschlossen. »Okay, sehen Sie sich das an.«
Alle hielten die Luft an, als auf Ebene zwei des hell erleuchteten Parkhauses sämtliche Lichter ausgingen. Nach einem langen Schwenk richtete sich die Kamera auf die Fußgängerüberführung zum Krankenhaus. »Ist das Penny?«, fragte Hannah.
»Ja«, antworteten Ophelia und Joe gleichzeitig.
Links im Bild erschien ein hüpfender Lichtpunkt, der sich Penny näherte. Doch die Kamera schwenkte weiter, sodass ihnen die Sicht auf das Geschehen verwehrt war.
»Jemand ist mit einer Taschenlampe auf sie zugegangen«, deutete Hannah, was sie gesehen hatten.
Joes Herzschlag dröhnte ihm in den Ohren, als die Kamera wieder zurückschwenkte. Im Gefolge des Lichtstrahls bewegten sich zwei schattenhafte Gestalten über den Bildschirm. Die Taschenlampe wurde zuerst auf Pennys Auto, dann auf sie selbst gerichtet. Während sie in ihrer Handtasche nach dem Autoschlüssel suchte, hielt sie etwas zwischen Ohr und Schulter eingeklemmt. Wieder schwenkte die Kamera weiter.
»Verdammt!«, fluchte Joe und bebte vor Frust.
Abermals warteten sie, bis sich die Kamera wieder auf die Szene richtete. Der Lichtstrahl war nun nicht mehr zu sehen, stattdessen aber ein bläuliches Leuchten und der Umriss eines einzelnen Menschen. Alles vier beugte sich vor.
»Was sehen wir?« Hannah drückte eine Taste, um die Einstellung zu vergrößern. Im nächsten Augenblick war im Schein eines Handydisplays das Gesicht eines Mannes zu erkennen.
Lia schnappte nach Luft.
»Erwischt«, sagte Hannah und drückte eine andere Taste, mit der sie das Bild einfror.
Joe lief es eiskalt den Rücken hinunter, als er Pennys Entführer ansah – das war der Mann, der Eric und womöglich auch ihren Vater umgebracht hatte. Er war von untersetzter Statur und besaß kurzes, silbergraues Haar, auf Joe machte er einen absolut skrupellosen Eindruck. »Wer ist das?«, wollte er wissen, während Lia sich abwandte und in Vinnys Arme warf.
»Keine Ahnung«, gestand Hannah. »Aber wenn er aktenkundig ist, haben wir ihn im Nu identifiziert.«
»Der kommt mir bekannt vor«, überlegte Valentino und kniff seine dunklen Augen zusammen. »Ich habe das Gesicht schon mal irgendwo gesehen.«
Joe klammerte sich an diese Aussage. Schnell zog er sich einen Stuhl heran, um sich hinzusetzen, ehe seine Knie noch nachgaben.
Das Quietschen der Tür riss Penny aus ihrem leichten Schlummer. Sie hatte einen dermaßen hohen Adrenalinspiegel, dass sie sich unmöglich noch einmal tot stellen konnte. Stattdessen zog sie sich in eine Ecke des Betts zurück. Nein, ich will noch nicht sterben.
Ritter sprach kein Wort. In der schrecklichen Stille glaubte sie, eine Grille zirpen zu hören. War es noch Nacht? Penny hatte jedes Zeitgefühl verloren.
Als er sich mit schweren Schritten näherte, zuckte sie zusammen und rechnete mit dem Schlimmsten. Er packte sie bei den Haaren und zog ihren Kopf zu sich heran. Doch dann spürte sie zu ihrer Verblüffung, dass er den Knoten ihrer Augenbinde löste. Als diese herunterfiel, stieß er sie zurück. Sie blinzelte, erkannte seine Silhouette, aber kaum mehr.
Im Raum war es dunkel, nur das Fenster war von einem schwachen Lichtschein umgeben. In Ritters Hand glänzte etwas metallisch. Dann wurde Penny von einem Blitzlicht geblendet. Im nächsten Moment griff er ihr erneut ins Haar und verband ihr wieder die Augen.
»Was sollte das denn?«, traute sie sich zu fragen.
»Nur zur Erinnerung«, antwortete er rätselhaft.
»Was? Soll das heißen, Sie fotografieren die Menschen, die Sie umbringen? Sie sind echt ein kranker Scheißkerl, wissen Sie das?«
»Maul halten!«
Sie wusste, dass
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