SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
Penny unterdrückte den Drang, kreuzte die Beine und befahl sich selbst, sich zu beruhigen.
Was geschieht nun mit mir ? Angesichts der schrecklichen Frage war ihre Ruhe wieder dahin. Sie krümmte sich zusammen, zitternd und zutiefst verwundbar.
Schließlich klangen die Geräusche, die sie am meisten gefürchtet hatte, an ihr Ohr: die langsamen, bedächtigen Schritte eines korpulenten Mannes.
Ein Schlüssel wurde ins Schloss geschoben, das klickend aufschnappte. Dann ging quietschend die Tür auf. Penny erkannte durch die Augenbinde einen Lichtstrahl. Ihr Entführer machte die Tür zu und schloss wieder ab.
Einen nervenaufreibenden Moment lang gab er keinen Ton von sich, während er sie offenbar ansah. »Penelope Price«, sagte er dann mit einer Stimme, die so gefühllos war, dass es sie bis ins Mark erschütterte.
»Ja.« Ihre Identität zu leugnen war sinnlos. Schließlich hatte er ihre Handtasche und ihren Ausweis. Vielleicht würde er sie ja am Leben lassen, wenn sie ohne zu klagen kooperierte. Doch dann fiel ihr ein, was mit ihrem Vater und mit Eric geschehen war, und sie geriet aufs Neue in Panik.
Als er näher kam, wich sie gegen die Wand zurück. Sie spürte, dass er vor ihr stand, nah genug, um sie mit bloßen Händen zu erwürgen. »Was wissen Sie über das 2002 bei BioTech gestohlene Rizin?«
Wollte er wirklich nur Informationen von ihr? »Eric Tomlinson hat das Gift verkauft, um die Arztrechnungen seiner kranken Frau bezahlen zu können«, verriet sie ihm.
»An wen?«
»Das weiß ich nicht.«
Der Schlag kam aus dem Nichts. Sie landete mit dem Gesicht zuerst auf der Matratze. Ihr linkes Ohr dröhnte. Zu ihrer Bestürzung fühlte sie, dass etwas Nasses, Warmes die Matratze unter ihr tränkte. Oh Gott .
»Hilft das Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge?«, höhnte der Mann mit eiskalter Stimme. Er klang, als würde er es genießen, sie zu erniedrigen.
Heul jetzt bloß nicht . Sie wusste, dass flehen und weinen ihr nicht helfen würde. »Nein«, antwortete sie und richtete sich auf. Sie war nur ein Mensch. »Ich sage die Wahrheit. Ich weiß nicht, wer das Rizin gekauft hat.«
»Und was weiß das FBI ?«
Penny zögerte. War sie dem FBI gegenüber zu Loyalität verpflichtet? »Man geht dort davon aus, dass der Käufer für den Mord an vier Offizieren verantwortlich ist. Das kam in den Nachrichten«, fügte sie hinzu. »Mehr weiß ich auch nicht.«
»Und Eric Tomlinson?«
Sie fuhr sich mit der Zunge über ihre trockenen Lippen. »Was ist mit ihm?«
»Was hat er Ihnen erzählt, als er in Ihrem Haus war?«
Woher wusste er das? »Er hat bloß behauptet, meinen Vater nicht ermordet zu haben.«
»Wer dann?« Sein Tonfall war spöttisch.
»Sie«, begriff Penny mit einem Mal. Unversehens stieg heftige Wut in ihr auf, zu schnell und stark, um sie zu unterdrücken. Sie kam auf die Knie, berührte mit der Stirn eine breite Brust, öffnete den Mund und biss ihren Peiniger, so fest sie konnte.
Mit einem verblüfften Aufschrei griff er ihr ins Haar und riss ihren Kopf zurück. »Verdammte Schlampe!«, grollte er, dabei stieß er sie von sich weg, sodass ihr Schädel gegen die Wand knallte und sie hinter ihrer Augenbinde Sterne sah.
Penny brach zusammen. Ihr Herz raste vor Angst, dass er sie jetzt umbringen würde. Was hatte sie getan? Sie musste all ihre Selbstbeherrschung aufbringen, um sich nicht in einer Schutzhaltung zusammenzukrümmen. Besser stellte sie sich tot, dann würde er sie hoffentlich in Ruhe lassen.
»Schlampe!«, sagte er noch mal. »Scheiße!« Grummelnd zog er sich zurück. Vermutlich, um die Wunde zu verarzten, die sie ihm zugefügt hatte, jedenfalls konnte sie Blut schmecken. Bevor er jedoch durch die Tür verschwand, hörte sie ein Summen.
Penny brauchte einen Moment, bis sie begriff, dass das Handy des Kerls klingelte. »Was wollen Sie?«, knurrte er.
Leise vernahm sie eine ferne Männerstimme.
»Wie ich schon sagte, ich habe alles im Griff.«
Der Anrufer stellte eine Frage.
»Was geht Sie das an?«, wollte der Entführer wissen. »Es ist Penelope.« Penny schrak zusammen, als er ihren Namen nannte. »Penelope Price.«
Obwohl Penny kein Wort verstand, war die Fassungslosigkeit des Mannes am anderen Ende der Leitung nicht zu überhören. Was auch immer er sagte, es brachte ihren Entführer dazu, wieder zum Bett zu kommen. Sie kämpfte gegen den Drang an, vor ihm zurückzuweichen.
»Und wenn Sie’s ist?«, entgegnete ihr Peiniger.
»– Ritter.« Der Anrufer war kurz zu
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