SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
sie sich noch verwundbarer.
Als sie frische, kalte Luft einatmete, half ihr das, zur Besinnung zu kommen. Er stieß sie ein paar Stufen hinauf, dann gingen sie durch einen Raum mit knarrenden Bodenbrettern und traten durch eine weitere Tür. Unter ihrer Augenbinde konnte sie einen Sonnenstrahl erkennen und fasste neue Hoffnung. Konnte es sein, dass sein Boss ihn doch nicht bezahlt hatte und er sie jetzt freiließ?
Sie stolperte drei Stufen hinunter und auf einen Hof hinaus, wo etwas Feuchtes, Kaltes ihr Gesicht berührte. Offenbar schneite es, doch er hatte ihr Mantel und Schuhe abgenommen. Ihre Hoffnung starb.
Ritter zerrte an ihr, damit sie stehen blieb. Sie hörte, wie er eine Autotür aufmachte. »Einsteigen!« Damit schubste er sie, sodass sie der Länge nach auf einer kalten Lederbank landete.
Sie erinnerte sich vage daran, schon einmal so dagelegen zu haben. Wenigstens hatte er sie diesmal nicht betäubt. Wenn sie scharf nachdachte, konnte sie sich vielleicht retten.
»Wo bringen Sie mich hin?«, wollte sie wissen, als er vorn einstieg und den Motor anließ.
Er antwortete nicht.
Penny, die mit auf dem Rücken zusammengebundenen Armen auf ihrer linken Seite lag, versuchte, sich aufzusetzen. Ihre Beine waren zwar nicht gefesselt, doch ohne Schuhe war sie wehrlos. Oder doch nicht? Sie konnte immer noch weglaufen.
Aber womöglich erwartete er genau das von ihr. Er würde mit ihr an irgendeinen verlassenen Ort fahren und sie dort absetzen. Und wenn sie dann wegrannte, würde eine Kugel in ihren Schädel dringen.
Nein! Wie zum Protest verkrampften ihre Muskeln. So wollte sie nicht sterben – als Opfer. Sie musste sein schreckliches Vorhaben verhindern, bevor es zu spät war.
Aber wie? Sie konnte nicht viel tun.
Das Quietschen der Scheibenwischer lieferte ihr die Antwort. Es schneite. Das bedeutete glatte Straßen. Wenn Ritter die Kontrolle über sein Fahrzeug verlöre, würde er sie womöglich nicht an sein abgelegenes Ziel bringen können.
Penny ließ sich mit klopfendem Herzen tief die Rückbank hinuntersinken. Dann schob sie vorsichtig ihre Knie langsam am Vordersitz hinauf. Ihre Beine fühlten sich schwach und träge an.
Sie hatte nur eine einzige Chance, das durchzuziehen. Wenn sie es vermasselte, würde Ritter ihr auch die Beine fesseln und sie wäre wirklich hilflos.
Bei drei , sagte sie sich.
Eins.
Zwei.
Drei ! Sie zog die Knie an die Brust und streckte dann ruckartig die Beine aus. Ihre Fersen prallten hart gegen Ritters Hinterkopf. Aber er hatte die Statur eines Ochsen. »Was zum Teufel?«, brüllte er, anscheinend unbeeindruckt. Penny zuckte zusammen. Sie hatte versagt. Doch der Wagen war ins Schlingern gekommen, sodass sie seitlich auf die Rückbank fiel. Ritter steuerte gegen, um das Auto wieder unter Kontrolle zu bringen.
»Verdammte Scheiße!«, grollte er. Die Reifen schlitterten über den glatten Straßenbelag. Die Schwerkraft forderte ihren Tribut. Sie fuhren schnell, zu schnell, um den Gesetzen der Physik zu entkommen.
Der Wagen kam links von der Straße ab. Ritter riss das Steuer herum, und sie gerieten ins Schleudern. Jetzt machte Penny sich auf alles gefasst.
Rums! Sie prallten gegen etwas Unnachgiebiges. Penny wurde gegen eine der Türen geworfen, so hart, dass es ihr den Atem verschlug. Glas zerbarst, dann kam das Fahrzeug bebend zum Stehen. Doch im nächsten Moment kippte es wie unter Qualen stöhnend zur Seite. Penny versuchte, sich festzuhalten.
Wusch! Das Auto fiel um, überschlug sich und landete federnd auf dem Dach. Penny fand sich zwischen Scherben auf der Innenverkleidung liegend wieder.
Raus hier! , befahl ihr Verstand, doch sie war zu benommen, um sich zu bewegen. Sie lauschte und vernahm von vorn ein merkwürdiges Pfeifen.
Ihre Augenbinde war beim Aufprall ein wenig hochgerutscht. Als sie den Kopf hob, sah sie die Rückseite einer Kopfstütze, gegen die sie den Kopf drückte, um den Stoff ganz abzustreifen.
Jetzt konnte sie wieder sehen. Angesichts des ramponierten Inneren des Wagens wimmerte sie erschrocken. Sie blickte an sich hinunter. Ihre Handgelenke waren zwar noch gefesselt, aber verletzt schien sie sich nicht zu haben.
Dann wagte sie einen Blick nach vorn, zum ersten Mal konnte sie Ritter ungehindert betrachten. Er war unter dem Armaturenbrett eingeklemmt. Während er Luft zu bekommen und gleichzeitig zu sprechen versuchte, sprudelte Blut aus seinem Mund und verursachte das seltsame Pfeifen.
Ohne großes Mitgefühl wandte sie den Blick ab.
Sie
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