SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
Männer«, antwortete er ausdruckslos.
»Es tut mir so leid. Das muss ja schrecklich für Sie gewesen sein.«
Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab. Zu ihrer Bestürzung standen ihm Tränen in den Augen, er war bloß zu betrunken, um sich darum zu scheren oder es überhaupt zu bemerken. Ihr jedoch zerriss der Anblick das Herz. Sie hätte sich denken können, dass Mighty Joe zu der Sorte von Anführern gehörte, denen der Verlust eines ihrer SEAL s schwer zu schaffen machte. »Wie alt war er?«, ermutigte sie ihn, sich seine Last von der Seele zu reden.
»Um die … zwanzig«, antwortete er, während ihm Tränen übers Gesicht liefen.
Penny erwischte sich dabei, wie sie eine widerspenstige Locke auf seinem Kopf glattstrich. Weich und seidig, von der Farbe herbstlichen Eichenlaubs. »Dann war er ja noch ein Kind«, meinte sie mitfühlend.
»Ja.« Er schreckte auf, bemerkte sein nasses Gesicht. Mit einer ungeduldigen Geste wischte er die Tränen weg. »Scheiße«, fluchte er, offenbar konsterniert, weil sie ihn weinen sehen hatte.
»Warum schlafen Sie nicht ein bisschen?«, legte Penny ihm nahe. »Vielleicht geht es Ihnen morgen früh ja schon besser. Wo haben Sie Ihren Schlafanzug?«, wollte sie mit Blick auf sein blutiges Hemd wissen.
Die Frage schien ihn zu verwirren. »Meinen was?«
»Schlafanzug«, wiederholte sie und schaute prüfend zu dem Haken an der Badezimmertür.
»So was trage ich nicht.« Er wollte aufstehen.
»Oh, na ja, darin können Sie jedenfalls nicht schlafen.« Sie machte sich erfolgreich an seinen Hemdknöpfen zu schaffen und wappnete sich gegen den Anblick seiner nackten Schultern. Er trug ein ärmelloses T-Shirt, das seinen breiten Oberkörper betonte, womit er aussah wie ein Superheld oder wie aus dem feuchten Traum eines jeden Mädchens entsprungen.
Sie ließ kaltes Wasser ins Waschbecken laufen und weichte Waschlappen und Hemd darin ein. »Soll ich Sie einen Moment allein lassen?«
Er blinzelte sie an. »Wozu?«
»Nichts für ungut«, sagte sie errötend. »Dann bringen wir Sie mal ins Bett.«
Sie half ihm auf und manövrierte ihn zu seinem überdimensionalen Bett, wobei sie seinen Ellbogen fest umfasst hielt. Er verfiel in Schweigen – zweifellos tief beschämt. Nachdem sie die Decken zurückgeschlagen hatte, schob sie ihn näher. »Ab mit Ihnen.«
Er stützte sich mit einer Hand auf der Matratze ab, verlor aber, weil sich immer noch alles um ihn drehte, das Gleichgewicht und griff nach ihr, um sich abzufangen.
Zum zweiten Mal an diesem Abend landete Penny der Länge nach auf ihm. Bloß dass er sie diesmal nicht niederrang. Stattdessen stöhnte er vor Schmerzen auf und packte ihren Arm so fest, dass es ihr fast wehtat.
»Sind Sie okay?«, fragte sie erschrocken.
»Nicht bewegen«, bat er mit fest zugekniffenen Augen.
Um ihm nicht noch mehr zuzusetzen, rührte sie sich nicht, konnte jedoch nicht umhin zu bemerken, dass sie auf ihm lag, als wären sie Liebende.
Allmählich lockerte er seinen Griff und seufzte schließlich wie nach einem Krampfanfall.
»Schlafen Sie jetzt, Sir«, flüsterte sie in dem Glauben, er sei weggenickt.
Auf einmal wälzte er sich herum, sodass sie in seinen Armen landete. Er drehte sich auf die Seite, umfing ihr Gesicht mit einer Hand und senkte seinen Mund auf ihren.
Sie ließ es geschehen, erlaubte sich einen selbstsüchtigen Moment, in dem sie zu ergründen versuchte, ob ihr Interesse an diesem Mann gerechtfertigt war. So geschickt, dass es ihr den Atem verschlug, ließ er seine Zunge zwischen ihre Lippen gleiten und küsste sie mit einem eindeutigen Ziel. Penny verspürte einen Adrenalinstoß. Doch sie sagte sich, dass sie sich gleich von ihm lösen werde.
Der whiskeygeschwängerte Kuss berauschte sie allerdings. Es ging ewig weiter, bis er eine Hand auf ihre Brust legte, was sie schlagartig in die Wirklichkeit zurückholte. »Gute Nacht, Commander«, murmelte sie daraufhin und entwand sich ihm.
Zu ihrer Erleichterung ließ er sie los. Sie stand vom Bett auf und huschte zur Tür, die sie hinter sich schloss, nachdem sie das Licht ausgeschaltet hatte.
Er antwortete ihr nicht mehr. Vielleicht war er bereits eingeschlafen.
Penny wankte in sein Wohnzimmer. Erbarmen! Kein Wunder, dass die Frauen vor seiner Tür Schlange standen! Was der Mann draufhatte, würde selbst den Teufel neidisch machen. Zu schade, doch das würde sich nicht wiederholen; sie war sich sicher, dass ihm gar nicht bewusst war, wen er da geküsst hatte: seine Nachbarin, den
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