SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
Lieutenant.
Als sie durch das still daliegende, dunkle Wohnzimmer ging, erkannte sie auf dem Boden die Umrisse einer Tischlampe. Neugierig, was er noch angerichtet haben mochte, machte sie Licht und hielt den Atem an.
Das Zimmer glich einem Schlachtfeld. Es sah aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen, und der cremefarbene Teppich war über und über mit Blut besudelt. »Oh nein«, murmelte sie. Das edle Stück war ruiniert, es sei denn, jemand entfernte heute noch die Flecken.
Sie stöhnte bei der Vorstellung, wie Joe am nächsten Morgen beim Anblick dessen, was er angerichtet hatte, reagieren würde. Der Tod von einem seiner Männer betrübte ihn ohnehin schon zutiefst. Zusätzlich zu einem voraussichtlich monströsen Kater musste er sich das hier nicht auch noch antun. Also gab es nur eins.
Sie seufzte, straffte die Schultern und ging in die Küche, um nach Putzzeug zu suchen.
Joe fühlte sich, als würden ihm Nadeln in die Augen gebohrt. Wie sich herausstellte, war es aber nur das Sonnenlicht, das durch sein Rollo hereinfiel. Er stöhnte und drehte sich zur Wand um. Die Bewegung löste ein Hämmern in seinem Kopf und eine Welle von Übelkeit aus.
Oh Gott, was hatte er sich angetan?
Wenigstens lag er sicher in seinem eigenen Bett, allerdings noch fast vollständig bekleidet.
Wie spät mochte es sein? Er sah blinzelnd auf die Uhr. Es dauerte einige Sekunden, bis er begriff, dass es bereits Nachmittag war – drei Uhr, um genau zu sein. Jesus! Wie lange war er denn aufgeblieben? Er versuchte sich zu erinnern, hatte jedoch keinen blassen Schimmer.
Darauf bedacht, sich nicht den dröhnenden Kopf zu stoßen, stürzte er aus dem Bett und trabte ins Bad, um zu pinkeln. Auf dem Boden, unter seinen Füßen war Blut. Sein Hemd lag im Waschbecken eingeweicht in rosa verfärbtem Wasser.
Blinzelnd betrachtete er die Mullbinden an seiner rechten Hand. Dann warf er einen Blick in den Spiegel und entdeckte einen dritten Verband über einer der Augenbrauen. Ungläubig beugte er sich vor. Verdammt, er hatte sich ein hübsches Veilchen verpasst.
Etwas schoss ihm durch den Kopf und er konzentrierte sich darauf.
Eine Erinnerung stellte sich ein, dann noch eine, schließlich eine weitere. Er fluchte bestürzt.
Der Lieutenant von nebenan. Sie war hier gewesen, in seinem Haus. Sie hatte die Wunden an seiner Hand verarztet, seine Braue zusammengeflickt und mit eindringlicher, fester Stimme zu ihm geredet.
Dann hatte sie ihm Fragen gestellt. Viele Fragen.
Er legte eine Hand auf seine Stirn, versuchte verzweifelt, sich zu erinnern. Was hatte sie vergangene Nacht aus ihm herausbekommen?
Scheiße, das Letzte, was er brauchte, war, dass jemand wusste, wer er war. Die Presse versuchte sowieso schon, ihn zu finden, wollte seine Geschichte veröffentlichen. Die SEAL s wussten, dass sie besser nichts sagten. Sie würden seine Identität entschlossen schützen. Aber was, wenn seine neugierige Nachbarin auf Geld oder Ruhm scharf war? Würde sie etwas daran hindern, ihn bloßzustellen?
Seine Gedanken überschlugen sich, während Joe sich die Hände wusch und sich Wasser ins Gesicht klatschte. Dann putzte er sich die Zähne und nahm eine Kopfschmerztablette.
Er kochte vor Wut. Es war schlimm genug, damit zu leben, dass seine Entscheidung, an Harlans Stelle zu treten, womöglich neunzehn Menschenleben gekostet hatte. Großer Gott, da brauchte er nicht auch noch die Medien, die wissen wollten, ob er sich schuldig fühlte. Mit mehr Wucht als nötig warf er die Tür des Medizinschranks zu.
Offenbar würde er sich seinen Schutzengel vornehmen müssen, um herauszufinden, wie viel sie wusste.
Er stakste aus dem Bad und hatte sein Wohnzimmer halb durchquert, als er merkte, dass der Teppich unter seinen Füßen feucht war. Irgendwer hatte ihn geschrubbt. Im Zimmer roch es nach Reinigungsmittel.
Sofort schaute er hinüber zur Küche. Er wusste, so hatte er sie nicht hinterlassen, sämtliche Oberflächen glänzten.
Sie besaß auch noch die Frechheit, sein Haus zu putzen, als wäre sie seine Frau oder so. Er hatte eigentlich erst einmal frühstücken wollen – oder vielmehr Mittag essen. Aber so wütend, wie er war, würde er nichts hinunterbringen.
Er wollte eine Erklärung, und zwar auf der Stelle.
Penny ging rückwärts die Verandastufen hinunter und bewunderte die Vogelscheuche, die sie soeben fertig ausgestopft hatte. Die Puppe bewachte ihre Haustür aus einem Gartenstuhl – eine festliche Erinnerung daran, dass in knapp einer Woche
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