SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
zusammengebissene Zähne. »Ich brauche keine neugierige Nachbarin, die ihre Nase in meine Angelegenheiten steckt.«
Der Vorwurf, sie schnüffele herum, verletzte Penny zu sehr, als dass sie eine schlagfertige Antwort hätte geben können. Ein Ausdruck von Unsicherheit huschte über sein wutverzerrtes Gesicht, ehe er herumwirbelte und hinausstolzierte. Dann fiel hinter ihm die Tür ins Schloss.
Fünf Sekunden vergingen, dann durchbrachen rasche Schritte die Stille. »Oh mein Gott«, rief Ophelia, als sie mit erboster Miene in die Küche platzte. »War das dein SEAL ?« Sie ergriff Pennys Arm. »Was bildet der sich eigentlich ein, so mit dir zu reden?«
Penny blinzelte, um ihre Benommenheit abzuschütteln. Daraufhin ging ihr mit Entsetzen auf, dass Ophelia jedes Wort von Commander Montgomery mitbekommen hatte. »Mach dir deshalb keinen Kopf«, antwortete sie entschlossen. »Er hat mich nicht bedroht. Er will nur seine Privatsphäre schützen.«
»Was soll das heißen, nicht bedroht?«, schrie Lia. »Ich habe gehört, was er gesagt hat. Auch seine Andeutung, deine Karriere zu ruinieren. Warum denn? Du hast ihn doch nur verarztet und seinen Teppich gereinigt.« Penny hatte ihrer Schwester erklären müssen, wieso sie erst um zehn aufgestanden war.
»Ich sag dir, vergiss es«, wiederholte Penny. »Er hat schon genug durchgemacht, okay? Er wollte mir nicht drohen. Wenn er mich kennen würde, hätte es ihn nicht gestört.«
»Ach, komm!« Ophelia stemmte die Hände über ihrer Jeans in die Hüften. »Es gibt keine Entschuldigung dafür, so mit dir zu reden! Schließlich hat er sich gestern Abend volllaufen lassen.«
»Das vergisst du besser auch wieder«, warnte Penny sie.
»Was?«
»Solche Geschichten können der Karriere schaden. Er hat gerade mit sich zu kämpfen. Behalt das im Hinterkopf und vergiss den Rest.«
Ihre Schwester sah sie genauso ungläubig an wie zuvor der Commander. »Ich kann nicht glauben, dass du ihm das durchgehen lässt«, staunte Lia.
»Tja, tue ich aber«, entgegnete Penny ruhig. »Er trauert«, ergänzte sie und fragte sich, ob er seinen Mann sterben gesehen oder ihn sogar zu retten versucht hatte. Er sei von einem Granatsplitter getroffen worden, hatte er gesagt, es musste also eine Explosion gegeben haben.
Ophelia riss die Augen auf. »Du bist verrückt nach ihm! Das muss es sein. Sonst hättest du nie zugelassen, dass er so mit dir redet.«
Penny wollte es abstreiten, aber sie hatte noch nie gut lügen können. »Ich bewundere ihn, weil er so viel für sein Land tut«, antwortete sie wenig überzeugend. »Und jetzt lass gut sein, Ophelia. Ich möchte nicht weiter darüber reden.«
Ein nachdenklicher Ausdruck trat in Lias juwelenartig schimmernde Augen. »Na egal«, meinte sie mit einer wegwerfenden Geste.
Das beruhigte Penny nicht gerade. »Ich mein’s ernst, Schwesterherz. Am besten schaust du ihn nicht mal an, wenn er dir das nächste Mal über den Weg läuft.«
»Gut«, sagte Ophelia und warf die Hände in die Luft.
Penny seufzte zweifelnd und ließ Lia stehen, um ihr Portemonnaie zu holen. »Ich gehe Kürbisse kaufen«, sagte sie in der Erwartung, dass ihre Schwester sie begleiten würde. Ophelia folgte ihr in letzter Zeit wie ein Schatten. »Kommst du mit?«
»Nein, ich will Oprah nicht verpassen«, erwiderte Lia.
Penny gab einen angewiderten Laut von sich und ging zur Tür. »Willst du nicht lieber mal an deinem Lebenslauf arbeiten?«
»Ich überleg’s mir.«
Mehr hatte Ophelia mit ihrem Abschluss in Journalistik bisher nicht angefangen. »Ich bin in einer Stunde zurück«, sagte Penny noch. Als sie die Tür hinter sich zumachte, sah sie die Straße entlang, wie sie es immer tat, um sich zu vergewissern, dass Eric ihnen nicht auflauerte.
Die FBI -Agentin Hannah Lindstrom hatte gesagt, sie würden alle früheren Ermittlungen noch einmal überprüfen. Penny hatte der Behörde eine Kopie vom Totenschein ihres Vaters gefaxt, auf dem etwas von Fahrerflucht stand. Wenn das FBI nachweisen konnte, dass Danny Price ermordet worden war, wurde Eric vielleicht verhaftet und seine unheimlichen Anrufe hätten endlich ein Ende.
Je eher, desto besser, dachte Penny und stieg in ihren taubenblauen Toyota Matrix ein. Beim Zurücksetzen erhaschte sie einen Blick auf das Nachbarhaus.
Vor sämtlichen Fenstern waren die Vorhänge zugezogen. Er schloss die Welt aus und verschanzte sich in seinem Bau.
Welches Geheimnis er wohl hütete? Diese Frage konnte sie ebenso wenig abschütteln,
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