SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
wie es ihr gelang, Joe Montgomery aus ihren Gedanken zu verbannen.
5
Sobald Pennys Auto außer Sichtweite war, schlich Lia aus dem Haus und über die aneinandergrenzenden Rasenflächen zur Haustür ihres Nachbarn. Von den geschlossenen Rollos ließ sie sich nicht abschrecken, sondern klopfte an das Eichenfurnier. Sie zog den Sweater über ihr glänzendes Bauchnabelpiercing und wartete.
Dieser Montgomery hatte zwar noch keine Ahnung, doch er war der erste Mann, für den Penny sich interessierte, seit sie von ihrem Verlobten Brad sitzen gelassen worden war. Und da der Kerl sie auch deshalb verlassen hatte, weil Penny voll und ganz für Lia da gewesen war, die damals eine Entziehungskur machte, fand diese, es war an ihr, diesem SEAL den Kopf zu waschen.
Es dauerte ewig, bis er sich rührte. Als die Tür aufging, ließ sein unfreundlicher Gesichtsausdruck sie zögern. »Ich bin Pennys Schwester«, verkündete sie dann. Dank ihrer journalistischen Ausbildung gelang es ihr, mit kräftiger, fester Stimme zu sprechen. »Und ich werd Ihnen jetzt mal ein paar Takte erzählen.«
Die verarztete Braue zuckte, doch er unterbrach sie nicht.
»Erstens, Penny ist die selbstloseste, fleißigste und fürsorglichste Person, der Sie in Ihrem ganzen Leben begegnen dürften.«
Er kniff die Augen zusammen, doch sie kam gerade erst richtig in Fahrt.
»Dass Sie meinten, heute so mit ihr reden zu müssen, nach allem, was sie für Sie getan hat, nachdem sie die halbe Nacht aufgeblieben ist, um Ihren Teppich zu reinigen, macht Sie zum selbstsüchtigsten, selbstgerechtesten Wichser, der mir je unter die Augen gekommen ist. Wenn Sie wüssten, was Penny für mich aufgegeben hat, als unser Vater starb, würden Sie ihr die Füße küssen.«
Sie spürte seine zunehmende Fassungslosigkeit, wollte aber keinen Rückzieher machen. »Wagen Sie es ja nicht, beim nächsten Mal etwas anderes als demütige, entschuldigende Worte an sie zu richten. Was glauben Sie eigentlich, wer um Himmels willen Ihr Laub zusammengekehrt und Ihre Katze gefüttert hat? Kommen Sie endlich zu sich, wissen Sie denn nichts Besseres mit Ihrem Leben anzufangen?«
Damit machte sie auf dem Absatz kehrt, reckte das Kinn vor und marschierte quer durch seinen Vorgarten zurück zu Pennys Haus.
Sie spitzte die Ohren und hörte, dass er noch etwas brummte. »Da soll mich doch der Schlag treffen.«
Zu gern hätte sie sich umgedreht, fürchtete aber, ihr Grinsen würde das Fass zum Überlaufen bringen. Er hatte am Ende ein wenig unberechenbar gewirkt, und sie wollte ihn ja nicht zu Handgreiflichkeiten provozieren, sondern ihm bloß die Augen dafür öffnen, wie toll Penny war.
Benommen schloss Joe die Tür, durch die Kälte hereindrang.
Er stand in seinem abgekühlten Flur und verarbeitete die schreckliche Tatsache, dass eine dritte Person sein Gespräch mit Florence Nightingale mitbekommen, vermutlich sogar jedes seiner unfreundlichen Worte gehört hatte. Der Gedanke ließ ihn zusammenzucken.
Ihm fielen ihre aufgebrachten Worte wieder ein: Wenn Sie wüssten, was Penny für mich aufgegeben hat, als unser Vater starb, würden Sie ihr die Füße küssen. Was glauben Sie eigentlich, wer um Himmels willen Ihr Laub zusammengekehrt und Ihre Katze gefüttert hat ?
Schön, Lieutenant Price hatte sich also während seiner Abwesenheit um seinen Garten gekümmert und seine Katze versorgt. Na toll. Anscheinend war sie nicht nur neugierig, sondern auch noch ein Gutmensch. Ein Hoch auf ihre Selbstlosigkeit, auch wenn er gar nicht um ihre Hilfe gebeten hatte.
Joe hinkte zu seinem Ledersofa zurück, setzte sich unter Schmerzen vorsichtig ans eine Ende und checkte den Spielstand, um zu sehen, was er verpasst hatte. Auf seinem Breitbildfernseher wurde er Zeuge, wie seine Alma Mater, die USC , so richtig eins draufbekam.
Sein Blick fiel auf den Teppich. Wenn Penny Price ihn letzte Nacht nicht gereinigt hätte, würde es in seinem Wohnzimmer jetzt von professionellen Reinigungskräften wimmeln.
Joe griff grummelnd nach seiner Bierflasche. »Macht mich das zu einem selbstsüchtigen, selbstgerechten Wichser?«, fragte er seine Katze und nahm einen Schluck. Felix saß zu seinen Füßen und funkelte ihn böse an, bis Joe aufging, dass er vergessen hatte, das Tier zu füttern. Stöhnend stand er auf.
Gut, möglicherweise war er ein bisschen zu sehr mit sich selbst beschäftigt, jedenfalls zu sehr, um zu erkennen, worauf seine Nachbarin aus war. Ganz ehrlich, allzu viele Gedanken hatte er sich
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