SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
bisher nicht über sie gemacht, außer zu bemerken, dass sie genau wie er bei der Marine war.
Frauen wie sie erregten nicht unbedingt seine Aufmerksamkeit. Sie hatte eine gute, aber unspektakuläre Figur, machte nichts aus ihren Haaren und schminkte sich kaum.
Er kippte den Inhalt einer Dose Katzenfutter in Felix ’ Fressnapf und richtete sich vorsichtig auf. Sie hatte ein hübsches, aber kein besonderes Gesicht. Eigentlich konnte man nur ihre meerblauen Augen als schön bezeichnen.
Sie schien damit in ihn hineinzuschauen, was er komplett verstörend fand.
Letzte Nacht hatte sie ihn so angesehen, als er jeder Würde beraubt auf dem Toilettendeckel gehockt hatte. Bei der Erinnerung an manche Gesprächsfetzen verschlug es ihm den Atem.
Wo sind Sie denn heute früh hingefahren?
Beerdigung.
Wer ist denn gestorben?
Einer meiner Männer.
Es tut mir so leid. Das muss ja schrecklich für Sie gewesen sein .
Scheiße. Er hatte sich immer etwas darauf eingebildet, dass er niemandem viel über seine Arbeit erzählte. Nicht mal die Heilige Inquisition hätte auch nur das Geringste über seine Einsätze aus ihm herausquetschen können. Doch Penny Price war es mit nur zwei kleinen Fragen gelungen, ihn zu einem kindischen Plappermaul zu machen.
Er hatte sogar vor ihr geheult!
Mit einem erstickten Laut beförderte er die Dose in den Mülleimer. Wie demütigend!
Dann ging er die Ereignisse der letzten Nacht weiter durch und erstarrte, als ihm einfiel, wie sie in seinen Armen gelegen hatte. Im Halbdunkel hatten ihre Augen gefunkelt wie Aquamarine. Er erinnerte sich lebhaft an das Gefühl ihrer Lippen an seinen. Sie hatte so süß geschmeckt, fast schon vertraut.
»Oh nein«, schnaubte Joe. Bei dem Gedanken, dass er womöglich mit ihr geschlafen hatte, sträubten sich ihm sämtliche Körperhaare.
Das konnte nicht sein.
Das hätte er nicht getan. Oder?
Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Gott bewahre, dass sie ihn der sexuellen Belästigung bezichtigte. Das wäre dann wohl der letzte Nagel in seinem Sarg.
Joe fuhr herum und humpelte zum Schlafzimmer. Er stieß die Tür zu dem Raum auf und näherte sich auf der Suche nach Beweisen für das, was er möglicherweise getan hatte, dem zerwühlten Bett.
Seine beigefarbenen Laken wirkten unbefleckt, genau genommen sogar fast noch frisch.
Er zog trotzdem das Bettzeug ab, trug es in seinen Hauswirtschaftsraum und stopfte es in die Waschmaschine. Während diese brummend lief, duschte Joe ausgiebig, was ihn wieder ganz ernüchterte. Anschließend rasierte er sich die Bartstoppeln ab.
Was will die Frau von mir ?, fragte er sich und war sofort dermaßen abgelenkt, dass er sich fast geschnitten hätte.
Eigentlich mochte er Frauen. Sie waren unterhaltsam, geheimnisvoll und hatten körperliche Vorzüge, die ihn um den Verstand brachten. Aber seiner Erfahrung nach waren sie auch ehrgeizig, hinterhältig und berechnend. Frauen wollten Joe wegen dem, was er ihnen geben konnte. Einige waren hinter seinem Geld her. Andere standen darauf, dass er ein hoch angesehener Offizier war. Wieder andere wollten nur mit ihm zusammen sein, weil sie fremdgehen konnten, wenn er einen Auslandseinsatz hatte. So wie er es sah, war Penny Price kein bisschen anders.
Sie würde schon damit klarkommen, befand er. Falls sich herausstellen sollte, dass sie wirklich so selbstlos war, wie ihre kleine Schwester behauptete, würde er sich eben entschuldigen. Wenn sie ihm allerdings ein Dorn im Auge wäre, würde sie es bald bereuen. Seine Privatsphäre ging ihm über alles.
Vinny DeInnocentis klopfte an die Tür der Wohnung in einem sauberen, aber schon ziemlich alten Apartmentkomplex zwei Häuserblöcke vom Ozean entfernt. Ein Blick durchs Fenster verriet ihm, dass der Raum dahinter üppig möbliert und seltsam dekoriert war. Das passte perfekt zu der rothaarigen Schönheit, die ihm hinten reingefahren war. Jetzt hatte er sie fast.
»Kann ich Ihnen helfen?«, erkundigte sich eine Stimme aus Richtung der gegenüberliegenden Wohnung.
Als Vinny sich umdrehte, glotzte ihn eine Frau mittleren Alters an. Sie trug Lockenwickler und einen Morgenmantel, ihre Füße steckten in rosa Pantoffeln. »Ja, Ma’am. Ich möchte zu der jungen Dame, die hier wohnt. Ophelia Price?« Er hatte ihr Kennzeichen einem Freund bei der Polizei durchgegeben und von ihm ihren Namen und ihre Anschrift bekommen. »Wissen Sie, wann sie wiederkommt?«, fragte er höflich.
Die Frau musterte kurz seine Uniform. »Nein, sie kommt
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