SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
nämlich nicht wieder. Sie ist letzte Woche ausgezogen«, antwortete sie mit starkem deutschem Akzent.
»Aber ihre Möbel stehen noch in der Wohnung«, stellte er fest.
»Sie hat sie an Freunde vermietet«, gab die Deutsche zurück und zog angesichts der Kälte ihren Morgenmantel enger zu.
»Tja, wissen Sie denn, wo sie hingezogen ist?« Vinny bezweifelte, dass ihm die Frau die Wahrheit erzählte. Womöglich war sie Ophelias selbst ernannter Wachhund.
»Wie viele Männer kommen eigentlich noch her, um mir diese Frage zu stellen?«, meckerte die Frau und verdrehte die Augen.
Vinny gefiel nicht, was er da hörte.
»Sie will nicht, dass ihr fremde Männer nachstellen«, sagte die Nachbarin mit Nachdruck und zog die runden Schultern hoch.
»Ich bin kein Fremder, Ma’am. Ich bin ein Freund. Ich möchte ihr nur den Ring hier zurückgeben.« Er zog ihn aus der Tasche und ging auf die Frau zu, um ihn ihr zu zeigen.
Diese erkannte den Ring offenbar. »Nun, Sie scheinen kein übler Kerl zu sein«, räumte sie ein. »Was machen Sie?« Sie deutete auf seine Uniform.
»Ich bin Navy- SEAL .« Außerdem war er Student, er besuchte Vorlesungen am örtlichen Gemeindecollege. Heute war sein erster freier Abend seit einer Woche.
»Oh ja? Mein Sohn ist auch bei der Marine.« Ihre Miene entspannte sich sichtlich. »Ophelia ist zu ihrer Schwester gezogen«, gab sie unversehens preis.
Zu ihrer Schwester! Vinny blieb fast das Herz stehen. »Wo wohnt die denn?«, fragte er. Hoffentlich nicht weit weg.
»Moment«, sagte die Frau und verschwand in ihrer Wohnung.
Vinny wartete, vor Ungeduld stieg sein Puls. Seit einer Woche ging ihm die schöne Rothaarige von dem Autounfall nicht mehr aus dem Kopf. Ihr rasches Mundwerk und ihre geschickten Ausweichmanöver hatten ihn amüsiert. Sie würde schon noch dahinterkommen, dass Navy- SEAL s hartnäckige Mistkerle waren, die es nicht gern sahen, wenn man sie versetzte.
»Ich leite ihre Post weiter«, erklärte die Deutsche, als sie wieder vor die Tür trat. Dann gab sie ihm eine Karteikarte. Vinny las die Adresse in Virginia Beach und hätte ums Haar einen Schlachtruf ausgestoßen. Stattdessen schenkte er der Frau sein schönstes Pfadfinderlächeln. Obwohl er natürlich nie bei den Pfadfindern gewesen war. »Vielen lieben Dank, Ma’am«, sagte er, schon halb im Gehen, und schob die Karteikarte in seine Hosentasche. »Sie wird Ihnen sehr dankbar sein.«
»Das will ich hoffen«, sagte die Frau. »Sie sind anders als der andere Kerl.«
Vinny drehte sich langsam noch einmal um. »Wie war er denn?«, erkundigte er sich freundlich.
»Älter«, antwortete sie. »Ruhig und … unheimlich.«
Vinny nickte. Angesichts von Lias Fahrkünsten hatte er sich bereits gedacht, dass bei ihr ein paar veritable Leichen im Keller lagen. »Ich wünsche Ihnen noch einen guten Tag, Ma’am«, rief er und machte kehrt.
Mal sehen, wie sie wohl mit Überraschungen klarkam.
»Die Therapeutin kommt gleich«, sagte die Offizierin lächelnd. Sie hatte Joe den Puls gefühlt sowie den Blutdruck gemessen und ließ ihn nun allein, damit er ein Patientenhemd anziehen konnte.
Als er fertig war, setzte sich Joe auf die hüfthohe Liege und verzog in Anbetracht des Schmerzes, den die simple Bewegung ihm bereitete, das Gesicht. Es war kalt im Raum und das Hemd reichte ihm kaum bis zu den Oberschenkeln. Im Rücken, wo es trotz der Bänder, die es zusammenhalten sollten, auseinanderklaffte, spürte er einen kühlen Luftzug.
Er hatte ursprünglich keine medizinische Betreuung gewollt, wegen seines verkrampften Rückens aber doch einen Arzt aufgesucht. Der hatte ihn in einen Kernspintomographen gesteckt, ihm danach mitgeteilt, dass sein Serratus posterior inferior überdehnt sei, und ihm Physiotherapie verordnet. Joe wusste nicht, was nach seinem Zwangsurlaub kommen sollte, aber wenn er bei den SEAL s bleiben wollte – und das stand für ihn außer Frage –, musste er wieder richtig fit werden.
Jemand näherte sich leichtfüßigen Schrittes der Tür. Er stellte sich vor, wie die Therapeutin mit Namen Sparks seine Krankenakte aus der Wandhalterung nahm. Dann klopfte sie und trat forsch ein. Joe wären vor Schreck fast die Gesichtszüge entgleist, als seine Nachbarin das Behandlungszimmer betrat.
»Lieutenant Commander«, grüßte sie ihn beherrscht. Sie hatte seinen Namen schließlich schon draußen lesen können. »Lieutenant Sparks hatte eine Frühgeburt«, erklärte sie. »Ich bin ihre Vertretung.«
Ihr überaus
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