SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
Boxershorts hervorlugenden Hintern.
Seufzend schob sie die unprofessionellen Gedanken beiseite. Ihre Schwärmerei für Joe war sinnlos. Wie er eindeutig klargemacht hatte, wollte er nicht, dass sie sich in sein Leben einmischte. Trotzdem war sie nach seinem Besuch heute nur umso mehr von ihm angetan. Er hatte etwas an sich, das sie nicht in Worte fassen konnte …
Nachdenklich tippte sie sich ans Kinn.
Er wollte partout nicht über den Unfall sprechen, bei dem er verletzt und ein weiterer SEAL getötet worden war. Als sie den Hubschrauberabsturz erwähnt hatte, war er regelrecht erstarrt, fast als hätte er es miterlebt. Aber das konnte nicht sein. Schließlich war er Commander.
Andererseits gab es einen Überlebenden der Katastrophe, einen SEAL . Der Mann war tagelang von Taliban gejagt worden, bis man ihn gefunden und gerettet hatte. Aber das konnte unmöglich Joe gewesen sein.
Oder doch?
Penny blickte nachdenklich auf ihren Computer. Sie drehte sich mit dem Stuhl herum, bewegte die Maus und suchte online nach Artikeln über den tragischen Vorfall, der sich vor Kurzem ereignet hatte. Sie überflog einen Artikel, las: »Das Militär gab bekannt, der Überlebende sei während eines Gefechts mit Aufständischen durch die Detonation einer Rakete von den Füßen gerissen worden und daraufhin im abschüssigen Gelände einen Abhang hinuntergefallen.«
Ihr klingelten die Ohren. Sie überflog den Rest, mit jeder Zeile wuchs ihre Überzeugung. Dieser Überlebende war Joe! Es passte alles: die unerwartete Heimkehr, sein körperlicher Zustand, seine Weigerung, zu erzählen, was passiert war.
»Oh mein Gott«, hauchte sie, als ihr aufging, warum er so darauf bedacht war, seine Privatsphäre zu schützen. Publicity konnte er jetzt am allerwenigsten gebrauchen. »Oh Joe.«
Penny lehnte sich zurück und stellte sich vor, durch welche Hölle er gegangen war. Als sie an den Kummer dachte, der ihn nun bedrückte, schwankte sie.
Sie verspürte den überwältigenden Drang, ihn zu trösten. Doch es wäre sinnlos. Sie hatte keine Lust, sich in die Riege von Frauen einzureihen, die von ihm geliebt und dann zurückgelassen worden waren. Außerdem wollte er allein sein, das hätte er nicht deutlicher zeigen können. Ihr blieb nur übrig, seine Schmerzen zu lindern. Sie konnte dabei helfen, dass er wieder gesund wurde. Doch wer würde sein gebrochenes Herz heilen?
6
»Sie müssen Monty sein.«
Joe sah erschrocken von der Zeitschrift auf, die er las, um sich im Wartezimmer des Krankenhauses die Zeit zu vertreiben. Der ältere Mann mit dem Gehstock, der nun plötzlich vor ihm stand und ihn aufmerksam beäugte, war ihm bereits aufgefallen. Doch er hatte angenommen, der Alte sei entweder senil oder ganz in Gedanken versunken.
Auf die Idee, dass er überlegte, wer Joe sein mochte, wäre er nie gekommen. »Ja, Sir.« Er ließ die Zeitschrift sinken. Kenne ich den Kerl?
»Ich bin Admiral Jacobs«, stellte der Fremde sich vor. Er trug keine Uniform, seinen Eierkopf krönte ein silbergrauer Haarschopf.
Ein Admiral. Joe schoss hoch wie eine Rakete. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Sir.« Er salutierte zackig und sein Gegenüber erwiderte den Gruß halbherzig.
»Stehen Sie bequem, Commander«, brummte der Alte. »Wir tragen hier alle Zivil.«
»Wollen Sie sich nicht setzen, Sir?«, fragte Joe und bot ihm, obwohl es im Wartezimmer noch mehrere freie Stühle gab, seinen Platz an.
»Oh nein. Ich fühle mich nur eingeengt, wenn ich sitze. Ich muss dann immer an Vietnam denken.«
»Waren Sie Kriegsgefangener, Sir?«
»Ja. Ich habe einhundertunddrei Tage mit zerschmetterten Kniescheiben in einem südvietnamesischen Dschungelcamp gehockt. Der Feind hatte meinen Fallschirm abgeschossen«, sagte Admiral Jacobs.
»Tut mir leid, das zu hören, Sir«, erwiderte Joe, der ebenfalls stehen blieb. »Verzeihen Sie, wenn ich frage, aber woher kennen Sie mich?«
Einige Sekunden lang sah Admiral Jacobs ihn nur aus hellblauen Augen an. »Ich habe Erkundigungen eingeholt, mein Sohn«, antwortete er schließlich. »Ich nehme es persönlich, wenn einer meiner Jungs verloren geht.«
Joe schluckte trocken. Es beunruhigte ihn ein wenig, dass dieser Mann wusste, wer er war, wohingegen er selbst noch nie von Admiral Jacobs gehört hatte.
Der Alte kniff die Augen zusammen. »Haben Sie sich schon mal gefragt, ob jemand schuld an der Hölle ist, durch die Sie gegangen sind?«
Joe bekam weiche Knie. »Ja, Sir«, gestand er und ihm wurde plötzlich klar, dass
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