SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
stand sie auf und ging in die Küche, um sich das schnurlose Telefon zu holen. Dann kehrte sie ins Wohnzimmer zurück, wählte die Nummer von Special Agent Rafael Valentino und ließ sich wieder aufs Sofa plumpsen.
Luther hörte mit offenem Interesse zu, wie sie den Mann begrüßte, der sie zum FBI gebracht hatte.
»Hi, Sir, hier ist Hannah. Störe ich?«
»Absolut nicht«, schnarrte der Italoamerikaner, ein legendärer Ordnungshüter, der den berühmten Gangsterboss Tarantello lebenslänglich hinter Gitter gebracht hatte. »Moment, ich stelle nur die Musik leiser.«
Die Opernmusik im Hintergrund wurde gedämpft. »Welchem Umstand verdanke ich dieses Vergnügen?« Der Klang seiner einst seidenweichen Stimme erinnerte inzwischen an einen Steinschleifer, Schuld daran war eine Kugel, die im vergangenen Jahr seine Stimmbänder getroffen hatte.
»Na ja, ich hab da eben etwas in den Nachrichten gehört und mich gefragt, ob bei den Ermittlungen wohl irgendwelche Zusammenhänge festgestellt wurden.«
»Worum geht’s?«
»Um diesen Deputy Chief of Staff, der unerwartet verstorben ist.«
»General Fripp«, gab der Agent zurück. »Ich bin gerade an dem Fall dran.«
»Tatsächlich? Dann sind Ihnen vielleicht Ähnlichkeiten mit anderen Todesfällen aufgefallen?«
Es folgte eine vielsagende Pause. »Es überrascht mich nicht, dass Sie da einen Zusammenhang sehen, Hannah, aber es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass die Morde etwas miteinander zu tun haben.«
»Trotzdem vermuten Sie das«, riet sie, während sie Luther einen erstaunten Blick zuwarf.
»Das ist ohne ein Motiv oder eine Mordwaffe schwer zu sagen.«
»Was konnten Sie denn bisher ausschließen?«, wollte sie wissen.
»Nun, keiner von ihnen starb an einer der üblichen Todesursachen. Es wurden alle denkbaren Tests gemacht, jedoch ohne ein eindeutiges Ergebnis. Ein Teil der Opfer starb auf der Stelle, andere scheinen über einen längeren Zeitraum vergiftet worden zu sein, aber es gibt keine belastbaren Daten.«
»Haben Sie eine Vergiftung mit Rizin in Erwägung gezogen?«, fragte Hannah und verspürte vor Spannung ein leichtes Kribbeln.
»Rizin«, brummte Valentino nachdenklich.
»Ich glaube, daraufhin wird bei Autopsien nicht routinemäßig getestet.«
»Nein«, bestätigte er.
»Und es kann eingenommen, injiziert oder vermischt mit Dimethylsulfidoxid sogar über die Haut verabreicht werden.«
Er schwieg einen Moment lang.
»Na ja, vielleicht greife ich auch nur nach einem Strohhalm«, fügte sie mit nachträglichem Selbstzweifel hinzu.
»Nein, ich werde dem nachgehen. Ihnen ist nicht zufällig auch ein Motiv eingefallen?« Er klang jetzt belustigt.
»Nein, Sir, da weiß ich nicht weiter.«
»Und, was gibt’s Neues in der Niederlassung in Norfolk?«, wechselte er zu einem unverfänglicheren Thema.
»Ach, es ist alles wie immer.« Luther will mir ein Kind machen , doch sie hatte Angst davor, wie sich das auf ihren Beruf auswirken könnte. Und wie würde Valentino eine solche Neuigkeit aufnehmen, wo doch seine drei Kinder und auch seine Frau bei einem Racheakt der Mafia ums Leben gekommen waren?
»Ich habe mir überlegt, dass ich nicht mehr so häufig im Büro sitzen möchte«, verriet ihr der ältere FBI -Agent.
»Was soll das heißen, Sir? Geht’s in den Ruhestand?«
»Nein, nein, ich will nur wieder häufiger an Einsätzen teilnehmen.«
»Das wäre cool«, meinte Hannah und fragte sich, warum er sich überhaupt hinter dem Schreibtisch verschanzt hatte. »Kommen Sie auf jeden Fall bei uns vorbei, wenn Sie mal wieder in der Gegend sind.«
»Mach ich«, versprach er. »Und danke für den Anruf.«
»Gern geschehen.« Sie legte auf und nahm sich vor, sich häufiger bei ihm zu melden. Er beklagte sich nie darüber, allein zu sein, auch wenn er manchmal so einsam klang, dass es ihr das Herz zerriss. »Wäre das nicht was?«, wandte sie sich an Luther, der sie mit jenem warmen Blick ansah, bei dem sie immer sofort wusste, was er im Schilde führte.
»Was?«, fragte er und zog sie in seine starken Arme.
»Womöglich haben Terroristen Rizin aus einem Regierungslabor gestohlen, um damit unsere führenden Militärs zu vergiften.«
»Ich kann mir effektivere Methoden vorstellen, hohe Tiere zu ermorden, als ausgerechnet Gift«, bemerkte er.
»Hm, ja, da hast du recht«, stimmte sie ihm zu. Aber da Luther ihr den Nacken kraulte und eine Hand unter ihren Sweater schob, fiel es ihr schwer, sich ein anderes Motiv zu überlegen.
»Weißt du, was
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