SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
die Zunge rauszustrecken.
Von Joe Montgomery war sie noch nie so angegafft worden. Dass er ihre Schwester gerettet hatte, rechnete sie ihm hoch an. Es überlief sie kalt, wenn sie daran dachte, was womöglich passiert wäre, wenn er Eric nicht verjagt hätte. Das war der Mann, den Penny verdiente, und nicht dieser käsige Chirurg, der aussah wie Brad.
Lia stapfte mürrisch wieder die Treppe hinauf. Oben warf sie sich unzufrieden und mit sich selbst hadernd aufs Gästebett. Es machte ihr wirklich zu schaffen, dass Penny so viel für sie getan hatte. Ihre Schwester hatte ihr in ihrer Zeit am College beigestanden und sie während des Entzugs bei Laune gehalten. Immer wenn Lia mit den Widrigkeiten des Lebens kämpfte, war Penny ihr Rettungsanker. Fürsorglich und hingebungsvoll hatte sie ihre eigene Zukunft für Lia aufs Spiel gesetzt und dabei den Mann, den sie liebte, verloren.
Lia dachte zurück. Es war jetzt vier Jahre her, dass Brad Penny verlassen hatte. Sie musste ihn sehr geliebt haben, denn seitdem war sie mit keinem anderen Mann ausgegangen. Als Lia das bewusst wurde, fühlte sie sich umso mehr wie eine Versagerin.
Sie brauchte einen richtigen Job. Sie vermisste ihre Kerzen und Kissen, ihre Bilder und ihre Kristallglassammlung. Und Penny sollte endlich tun und lassen können, was sie wollte.
Ihr gingen Vinnys Worte durch den Kopf: Beweisen Sie es sich selbst .
Er hatte einen richtigen Job, der kleine Scheißer. Vermutlich wohnte er auch in seiner eigenen Wohnung, vielleicht sogar in einem Haus.
Lia rollte sich missmutig vom Bett und schlich auf den Flur hinaus. Sie ging zu dem dritten Raum im Obergeschoss, den Penny als Arbeitszimmer nutzte. Statt auszugehen, sollte sie vielleicht lieber an ihrem Lebenslauf feilen. Es konnte ja nicht schaden, es wenigstens einmal zu versuchen. Wer bei einem Nachrichtensender arbeiten wollte, brauchte Mut und Hartnäckigkeit, und an beidem mangelte es ihr nicht.
Eine Stunde später lehnte sich Lia mit dem Gefühl zurück, etwas geleistet zu haben. Der Drucker spuckte summend ihren Lebenslauf aus, ein zusammenkopiertes Werk aus Vorlagen, die sie online gefunden hatte. Zwei Drittel der Angaben entsprachen den Tatsachen, der Rest war erfunden, doch sie hoffte, dass niemand das ganz genau überprüfen oder die Leute kontaktieren würde, die sie als Referenzen aufgelistet hatte.
Morgen würde sie die Adressen der Fernsehstationen vor Ort raussuchen und ihnen ihren Lebenslauf zuschicken.
Aber für heute Abend reichte es. Lia stand auf und streckte sich.
Wieder verspürte sie das seltsame Kribbeln. Sie wollte etwas. Aber was? Noch ein Kuss von dem jungen SEAL wäre schön, und sei es nur, um sich davon zu überzeugen, dass der Kuss wirklich so umwerfend gewesen war, wie sie ihn in Erinnerung hatte.
Finden Sie mich .
Oh, kein Problem, sie würde ihn schon aufspüren, so wie sie auch Joe Montgomerys Telefonnummer herausgefunden hatte, nämlich mit einer Onlinerecherche.
Aber was dann? Bei der Vorstellung schlug ihr Herz schneller. Vielleicht würde sie mit ihm schlafen, um herauszufinden, wie es mit einem jüngeren Liebhaber war.
Leicht gespannt setzte sie sich wieder hin und begann, im Internet zu suchen.
Vinny DeInnocentis’ Nummer stand nicht im Telefonbuch.
Lia verschränkte die Arme vor der Brust und dachte angestrengt nach. Kurz darauf entspannte sich ihre Miene. Sie griff nach dem Telefon und rief Pennys SEAL an.
»Montgomery«, meldete er sich, wobei er das Wort leicht gedehnt aussprach, wie es typisch für Leute aus dem Westen des Landes war.
»Hey, hier ist Lia von nebenan.«
Auf ihren fröhlichen Gruß folgte Schweigen, doch davon ließ sie sich nicht entmutigen. »Ich habe mich gefragt, ob Sie mir vielleicht einen Gefallen tun könnten. Erinnern Sie sich an den Typen, der neulich mal hier war, den Navy- SEAL ? Meinen Sie, Sie könnten herausfinden, wo der wohnt?« Adrenalin beschleunigte ihren Herzschlag.
»Warum sollte ich?«, fragte Joe.
»Na ja, weil … ich Ihnen im Gegenzug etwas verraten könnte.«
Skeptisches Schweigen. »Und was wäre das?«
»Versprechen Sie mir zuerst, dass Sie seine Adresse rauskriegen. Er heißt Vincent DeInnocentis, das schreibt sich in einem Wort.«
»Ich tue mein Bestes. Und was wollen Sie mir nun verraten?«
»Ja, äh …« Lieber Himmel, war sie wirklich drauf und dran, ihm das auf die Nase zu binden? Warum eigentlich nicht? Männer liebten Herausforderungen, und Penny wurde nicht jünger. »Meine Schwester hat seit
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