SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
beiden vor, bis ganz hierher an die Ostküste zu fahren und Sie zu besuchen?«
»Ich weiß nicht.« Er hatte sie nicht ausdrücklich eingeladen.
Sie sah ihn durchdringend an. »Stehen Sie sich denn nicht nahe?«, fragte sie.
»Doch, klar. Ich bin ein Einzelkind, und sie sind fantastische Eltern. Die besten.« Es gefiel ihm sehr, dass sie immer noch ineinander verliebt waren. Andererseits schreckte er immer davor zurück, sie zu treffen und sich ihre Klagen darüber anzuhören, dass er nach wie vor nicht verheiratet war. Als bräuchte er sich einfach nur die nächste Frau zu schnappen, die ihm über den Weg lief, und könnte eine ebenso glückliche Ehe führen wie die beiden.
»Sie sind nicht daran gewöhnt, mich so klapperdürr und angeschlagen zu sehen«, sagte er zu seiner Verteidigung. »Ich hoffe, wenn ich sie an Thanksgiving treffe, werde ich ein bisschen zugelegt haben.«
»Dann kommen sie hierher?«, fragte sie und wirkte, als würde sie sich für ihn freuen.
»Nein, ich hab vor, nach Hause zu fahren.«
»Essen Sie noch eine Scheibe«, drängte sie ihn und nahm seinen Teller, um ihm noch etwas Kürbisbrot aufzutun.
Als sie es ihm reichte, musste er lächeln. »Danke.«
»Ich wünschte, meine Eltern würden noch leben«, gestand sie unversehens, als sie sich wieder hinsetzte.
Ihr Vater war getötet worden. »Was ist mit Ihrer Mutter?«, wollte er wissen.
»Oh, sie hat uns verlassen, als ich sechs war.« Penny zuckte mit den Schultern. »Wir haben sie nie wieder gesehen.«
Damit hatte er nicht gerechnet. Er konnte nicht anders, als sie über den Tisch hinweg anzuschauen und darüber zu staunen, dass sie nicht den Boden unter den Füßen verloren hatte. Der Weggang ihrer Mutter und der Tod ihres Vaters waren schwere Schicksalsschläge gewesen, trotzdem saß sie ihm jetzt ruhig und freundlich gegenüber. Doch sie besaß Biss.
Plötzlich ging ihm auf, dass er noch nie eine Frau wie sie getroffen hatte. Seine Liebschaften waren meistens verwöhnt, privilegiert und ohne jeden Zweifel egozentrisch gewesen.
Es klingelte an der Tür. Penny zuckte zusammen wie ein Eichhörnchen auf einer Hochspannungsleitung. »Das dürfte Hannah sein«, sagte sie und stand auf, um ihr aufzumachen.
Joe folgte ihr zur Haustür und sah, wie eine umwerfende Rothaarige hereinkam. Während Penny sie einander vorstellte, musterte die FBI -Agentin ihn freimütig aus grünen Augen. »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte sie dann.
»Ganz meinerseits.«
»Joe ist ein Navy- SEAL «, erklärte Penny. »Er ist gerade rechtzeitig hier aufgetaucht und hat Eric zur Hintertür hinaus und ums Haus gejagt.«
»Ja, aber er ist mir trotzdem entwischt«, gab Joe zu und verzog dabei das Gesicht, »und mit seinem Auto weggefahren.«
»Sergeant McCaully müsste auch jede Minute hier sein«, sagte Hannah, während sie ihren Trenchcoat auszog. Als sie ihn über Pennys Treppengeländer hängte, blickte sie erneut zu Joe. »Mein Mann ist auch bei den SEAL s«, sagte sie dann zu seiner Überraschung. »Vielleicht haben Sie von ihm gehört. Luther Lindstrom?«
»Ja, klar, der ehemalige Footballspieler. Wir sind uns vor ein paar Jahren mal begegnet.«
Nachdenklich betrachtete sie seine Narbe. »Sie haben da ja eine beachtliche Kriegsverletzung«, bemerkte sie.
Joe ging allerdings nicht darauf ein.
»Kommen Sie in die Küche, Hannah«, ergriff Penny das Wort und führte sie in den rückwärtigen Teil des Hauses. »Nehmen Sie sich Kürbisbrot, während wir auf die Polizei warten.«
Joe folgte den beiden ein wenig widerstrebend. Er hatte keine Ahnung, welche Gerüchte über das Debakel in Afghanistan unter den SEAL -Teams kursierten. Höchstwahrscheinlich wussten alle, dass der Überlebende ein Lieutenant Commander war. Das mochte Hannahs nachdenklichen Blick erklären. Er hatte allerdings nicht vor, mit ihr darüber zu reden, falls sie es wagte, ihn darauf anzusprechen.
Zum Glück stellte sie ihm ganz andere Fragen, ebenso Sergeant McCaully, der kurz darauf erschien und Joe bat, mit ihm Erics Fluchtweg abzuschreiten. Die Lichtstrahlen ihrer Taschenlampen flackerten über den Rasen, als sie im Nebel nach Fußabdrücken suchten. In der Hoffnung DNS -Spuren sichern zu können, machten sie Abstriche von allem, was Eric angefasst hatte. Dann stand Joe im Hausflur und sah zu, wie Sergeant McCaully etwas in sein Notizbuch kritzelte. Hannah und Penny hörte er in der Küche reden.
»Also, wissen Sie, was mit dem Gesicht Ihres Nachbarn passiert
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