SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
den Kobold ums Haus.
Die verwirbelten Dunstschleier vor ihm verrieten ihm, dass er nah dran war. Er ignorierte die stechenden Rückenschmerzen, rannte zur Straße und über den Bürgersteig, den er im dichten Nebel kaum erkennen konnte.
Das Getrappel der Schritte stoppte. Joe blieb stehen und lauschte, atmete ruhiger, hörte jedoch nur plappernde Kinder. Hier und da knisterten Wunderkerzen.
Ein Motor wurde gestartet, woraufhin Joe sofort herumfuhr. Bremslichter leuchteten auf, als keine zwanzig Meter vor ihm ein Auto mit quietschenden Reifen losfuhr. Der Fahrer raste rücksichtslos, ohne die Scheinwerfer einzuschalten, aus der Nachbarschaft. »Verdammt!«, fluchte Joe und blickte dem Wagen machtlos hinterher.
Seinem schmerzenden Rücken schenkte er keine Beachtung, sondern kehrte zu Pennys Haus zurück. Sie stand immer noch an derselben Stelle, wie zur Salzsäule erstarrt. »Sie sehen aus, als hätten Sie keinen Kobold, sondern ein Gespenst gesehen«, zog er sie auf, um ihre Angst zu zerstreuen. Dann ging er die Verandatür schließen.
»Alles klar?«, fragte er, als er wiederkam.
»Ich glaube schon«, flüsterte sie und nahm die Pappnase ab, die ihr ums Kinn hing.
»Ich nehme an, das war Eric.«
Sie nickte. »Ich hatte noch nie im Leben solche Angst.«
Er trat auf sie zu und rieb energisch ihre Arme. »Es ist vorbei«, beruhigte er sie. »Ich sag’s nicht gern, aber er ist mir entwischt.«
»Woher wussten Sie überhaupt, dass er hier war?«, fragte sie.
»Ein paar Kinder haben sich über einen maskierten Mann unterhalten. Da dachte ich, ich sollte besser mal nachsehen.«
Mit einem tiefen Seufzen ließ sie sich gegen ihn sinken. Da sie erschauderte, legte er einen Arm um sie und zog sie an sich. Überrascht stellte er fest, dass sie sich weich und weiblich anfühlte, er wollte sie in seinen Armen wiegen. Penny duftete herbstlich würzig – womöglich roch aber auch ihr Haus so. »Was hat er denn gesagt?«, fragte er.
Sie zog sich ein wenig zurück, legte nachdenklich die Stirn in Falten. »Es ergab irgendwie alles keinen Sinn. Zuerst behauptet er, er habe meinen Vater nicht umgebracht. Er sagte etwas über seine kranke Frau – dass er Geld gebraucht habe, um ihre Arztrechnungen bezahlen zu können. Aber dann wurde er brutal, begann mich zu schütteln und nannte mich eine dumme Gans. Er meinte, dass wir alle sterben würden.« Bei diesen Worten hob sie vor Panik die Stimme.
Ein eisiges Frösteln überlief Joe. Scheiße, dachte er, kein Wunder, dass sie Angst hatte. »Sie werden nicht sterben«, beruhigte er sie. »Aber wir müssen auf der Stelle die Polizei verständigen«, entschied er und zog sie in Richtung der Küche.
»Ich rufe Hannah an«, beschloss sie und entwand sich seinem Griff.
Er merkte, dass er sie unerklärlicherweise nicht loslassen wollte, und sah zu, wie sie mit zitternden Fingern die Nummer der FBI -Agentin wählte.
Mit Erleichterung entnahm er ihrem Teil des Telefonats, dass sich sowohl die Agentin sofort auf den Weg machen würde als auch die State Police.
»Die werden auch meine Aussage aufnehmen wollen«, wurde Joe klar, als sie auflegte. »Wonach riecht’s hier eigentlich?«, fügte er hinzu, da er den Geruch im Haus nicht länger ignorieren konnte.
»Mein Kürbisbrot!« Sie eilte zum Backofen. »Oh, hoffentlich ist es nicht schon schwarz.«
Es sah ganz und gar nicht verbrannt aus. Joe lief das Wasser im Mund zusammen, als sie es auf dem Herd abstellte.
»Möchten Sie eine Scheibe?«, fragte sie.
Es kam ihm komisch vor, in dieser Situation etwas zu essen, aber vermutlich würde es Penny beruhigen, etwas so Alltägliches zu tun, wie jemandem Brot zu servieren. »Klar, warum nicht?«
Sie machte sich daran, für jeden eine Scheibe abzuschneiden. »Setzen Sie sich doch«, forderte sie ihn auf und goss Milch in zwei Gläser.
Joe glitt hinter den kleinen Esstisch, brach sich ein Stück Brot ab und schob es sich in den Mund. »Oh Mann«, stöhnte er. »Lecker.«
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, doch im nächsten Augenblick ließ sie wieder die Schultern hängen.
»Wissen Sie, meine Mom macht auch so leckere Sachen«, ergänzte er, denn er wollte sie unbedingt von Erics Drohung ablenken.
»Wo wohnt sie denn?«, erkundigte sie sich.
»Momentan irgendwo in New Mexico in einem Wohnmobil. Meine Eltern genießen ihren Ruhestand.«
»Wie schön.« Sie seufzte neidisch. »Und wo kommen sie ursprünglich her?«
»Aus Nevada. Da bin ich auch aufgewachsen.«
»Haben die
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