SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
du schmeckst, und fühlen, was du fühlst. Auf weniger lasse ich mich nicht ein.«
Während er diese Ansage machte, vergaß sie zu atmen. Sie fühlte sich, als versänke sie in ihrem Innersten und streckte die Hände Hilfe suchend nach der Oberfläche aus, wo sie wieder Luft bekommen würde. »Ich kann nicht«, krächzte sie, Verlustangst schnürte ihr die Kehle zu.
Das Leuchten in Vinnys Augen verschwand. »Du kannst nicht«, wiederholte er.
»Nein«, bestätigte sie, war sich aber gar nicht mehr so sicher. Sie spürte, wie er sich zurückzog und seine Wärme und Leidenschaft mitnahm.
Er richtete sich auf und blickte naserümpfend auf sie hinab. Die Falten um seine Mundwinkel machten ihn älter als zwanzig. »Es ist Zeit. Wir müssen los«, sagte er leise.
Lia fröstelte. Langsam stand sie auf und knöpfte ihren Blazer bis obenhin zu. Ihr saß ein Kloß im Hals wie eine Pille, die sie nicht hinunterbekam.
Sie fühlte sich jetzt billig, billig und gemein, weil sie ihn benutzte. Aber was erwartete er denn? Sie war nicht so naiv und romantisch wie er. Sie glaubte nicht, dass junge Liebe etwas Dauerhaftes sein konnte.
Sie sagte sich, dass sie älter war und deshalb die Richtung vorgab. Also wandte sie sich zur Treppe. Sie hatte bekommen, was sie wollte. Na ja, nicht ganz. Ihr verräterischer Körper verlangte nach dem vollen Programm, aber das würde sie Vinny bestimmt nicht verraten.
»Warte!«, rief er und schob sich an ihr vorbei. »Halt dich mit einer Hand an meiner Schulter fest.«
Sie wollte ablehnen, doch auf hohen Absätzen die Stufen hinunterzusteigen war viel zu tückisch.
Selbst diese leichte Berührung erfüllte sie mit Bedauern.
Vergiss ihn! , befahl sie sich. Alles, was über ein flüchtiges Abenteuer mit diesem jungen SEAL hinausginge, würde ihr nur Kummer einbringen. Und den hatte sie in ihrem noch recht kurzen Leben schon so oft gehabt, dass sie gut darauf verzichten konnte.
»Hallo.«
Penny schaute von dem Programm auf, in dem sie gelesen hatte, und sah Hannah Lindstrom in einem violetten Hosenanzug vor sich. »Oh, hi«, gab sie zurück, erfreut, auf Joes Zeremonie ein bekanntes Gesicht zu sehen. Ophelia musste arbeiten und hatte sie nicht begleiten können.
»Sitzt hier schon jemand?«
»Nein, setzen Sie sich doch zu mir. Ich habe ganz vergessen, dass Ihr Mann zu Team 12 gehört. Welcher von ihnen ist es denn?«
»Luther ist gar nicht hier«, erklärte Hannah und nahm neben Penny Platz. »Er ist zusammen mit zwei anderen in Südostasien im Einsatz. Aber ich vertrete ihn.«
»Wie lange wird er denn fort sein?«, fragte Penny. Dass Hannah die gefährliche Arbeit ihres Mannes so leichtnahm, konnte sie nur bewundern.
»Ungefähr einen Monat.« Hannah verstummte, als sie bemerkte, dass die Zeremonie begann. Gerade marschierte die Color Guard auf die kleine Bühne vor ihnen und steckte die Flaggen in ihre Halterungen. Joe stand dort in Begleitung zweier weiterer Männer – des scheidenden Commanders und des Admirals des Stützpunkts.
Admiral Johansen trat ans Mikrofon und begrüßte die Anwesenden. »Ich heiße die Familien, Freunde und Gäste sowie die Mitglieder des SEAL -Teams 12 willkommen.«
Es war das übliche Prozedere. Penny saß zusammen mit den übrigen Gästen vor der Bühne, flankiert von den höheren Mannschaftsdienstgraden des Teams 12 auf der einen und den Offizieren auf der anderen Seite. Hinten im Saal standen, Ellbogen an Ellbogen und in Paradeuniform, über zwanzig untere Mannschaftsdienstgrade.
Als Admiral Johansen seine Lobrede auf die Verdienste des scheidenden Commanders begann, fing Penny Joes Blick auf. Er hatte sich tags zuvor die Haare schneiden lassen. Mit dem kürzeren Schnitt wirkte er härter, was durch sein ernstes Gebaren noch verstärkt wurde. Das war nicht mehr der Playboy aus der Nachbarschaft, den sie seit Jahren kannte. Auf der Rückseite des Programms war seine Vita abgedruckt. Was da stand, hatte Pennys Respekt vor ihm in ungeahnte Höhen steigen lassen. Er war nicht nur Leiter eines ROTC -Programms, eines Ausbildungsprogramms der US -Streitkräfte an Colleges und Universitäten, an der University of South California gewesen, sondern hatte das BUD /S-Training als Bester von Klasse 180 abgeschlossen.
Für Penny bestand nicht der geringste Zweifel daran, dass Joe es sich redlich verdient hatte, dieses Einsatzteam zu führen. Die Knöpfe ihrer khakifarbenen Uniformbluse hätten glatt abspringen können, mit dermaßen stolzgeschwellter Brust saß
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