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SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)

SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)

Titel: SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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sie da.
    Als der scheidende Commander ans Podium trat, fiel Penny wieder ein, was Joe über dessen Gesundheitszustand gesagt hatte, woraufhin sie ein Stoßgebet für den Mann zum Himmel schickte. Er fasste sich kurz und tat mit knappen, einfachen Worten seine Überzeugung kund, dass das Kommando über seine Männer in die fähigsten Hände gelegt werde.
    Penny bemerkte, wie Joe tief Luft holte. Er machte zwar ein stoisches Gesicht, doch sie wusste, dass er die Tragödie in Afghanistan noch ganz genau vor Augen hatte.
    Trotzdem hielt er sich tadellos, als er zu dem Admiral und dem scheidenden Commander aufs Podium trat. Binnen weniger Minuten ging die Last der Verantwortung von dem einen auf den anderen Mann über, was mit einem Händedruck und beiderseitigem militärischem Gruß besiegelt wurde.
    Penny verschränkte die Hände im Schoß, als Joe sich an die Versammelten wandte. Dann hörte sie einen Teenager etwas flüstern.
    »Was ist denn mit seinem Gesicht passiert?«
    »Pst«, zischte die Mutter des Mädchens. »Er hatte einen Autounfall.«
    Penny wollte fast den Kopf schütteln. Hatte sie Joe mit ihrem Gerücht etwa einen Bärendienst erwiesen? Er verdiente Anerkennung und Respekt dafür, dass er dieser Katastrophe lebend entgangen war.
    »Ich bin der Überzeugung«, begann er und schaute nachdenklich ins Publikum, »dass Taten mehr sagen als Worte.« Sie kannte ihn gut genug, um zu spüren, dass er starke Gefühle hinter seinen Worten verbarg. »Also werde ich Ihre Zeit nicht mit Worten vergeuden. Mir nach!«, befahl er mit einem bezwingenden, durchdringenden Blick.
    Das gespannte Schweigen der Männer ringsum verriet Penny, dass seine Worte die beabsichtigte Wirkung hatten.
    »Hooyah!«, rief er noch, woraufhin sämtliche SEAL s in den Ruf einfielen, der vielstimmig von den Wänden widerhallte.
    Penny lächelte. Joe besaß einfach Charisma. Nicht lange, und seine Männer würden ihm bedingungslos folgen.
    Commander Goodwin führte Joe für den Vorbeimarsch von der Bühne, bei dem er den Männern offiziell vorgestellt wurde, die er bereits unter weniger formellen Umständen kennengelernt hatte. Die Gäste waren eingeladen, sich Punsch und ein Stück Torte zu holen.
    »Ich fahre jetzt besser ins Büro zurück«, sagte Hannah und griff nach ihrer Aktentasche. »Es tut mir leid, dass in Ihrem Fall noch nicht der Durchbruch erzielt wurde«, fügte sie mit gequälter Miene hinzu.
    »Wie lange wird die Polizei unser Haus noch bewachen?«, wollte Penny wissen.
    »Nicht mehr lange«, bekannte die Agentin. »Aber ich gehe einem neuen Anhaltspunkt nach. Wenn Eric das Rizin verkauft hat, um für die Behandlung seiner Frau aufkommen zu können, wurde das Geld womöglich direkt an ein Krankenhaus oder einen Arzt überwiesen und ging gar nicht erst durch seine Hände.«
    »Das könnte gut sein«, meinte Penny.
    »Ja, aber es ist nicht so einfach, diese Theorie zu überprüfen. Sonja Tomlinson war bei mindestens einem Dutzend Ärzten in Behandlung, von denen einige in den letzten fünf Jahren umgezogen sind. Ich rufe Sie an, sobald ich etwas Neues herausgefunden habe. Und zögern Sie nicht, sich bei mir zu melden«, ergänzte die FBI -Agentin und wandte sich zum Gehen um.
    Penny schlenderte zu der Schale mit Punsch und füllte sich einen Pappbecher. Sie bewunderte die riesige Schichttorte, verzichtete aber auf ein Stück davon, da sie erst vor Kurzem zu Mittag gegessen hatte. Stattdessen trat sie auf den Balkon hinaus.
    Die Zeremonie anlässlich des Kommandowechsels fand im Offiziersklub von Dam Neck statt, einem Gebäude nah am Strand. Der Wind blies kalt und stürmisch, doch da die Sonne schien, fröstelte Penny nicht.
    Als sie die Hände auf das Balkongeländer legte, erfasste sie eine Böe vom Meer. Der Wind zerzauste ihr Haar, das sie zu einem Knoten gesteckt hatte. Hinter den Dünen wütete der unbeständige Ozean. Der Anblick spendete ihr nicht den gesuchten Trost.
    Sie spürte einen Blick im Rücken und drehte sich um, da sie hoffte, es wäre Joe, der ihr Gesellschaft leisten wollte. Doch bei dem Näherkommenden handelte sich um einen SEAL der höheren Mannschaftsdienstgrade, die während der Zeremonie links von ihr gestanden hatten. Er ging um sie herum und fixierte sie mit hellen Augen. Erstaunlicherweise flog ihm seine Schirmmütze, die sein dunkles Haar bedeckte, trotz des Winds nicht vom Kopf.
    Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln und wandte den Blick ab.
    Doch der Mann rückte bis auf einen Meter an sie heran.

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