SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
kalt.«
Tat er das, um sie aus der Situation zu erlösen?
Als er ihr die Tür aufhielt, musterte sie kurz sein Gesicht. Er wirkte angespannt und verstimmt.
Penny kam der Gedanke, dass Joe eifersüchtig sein könnte. Wie eine Seifenblase stieg Hoffnung in ihr auf und zerplatzte dann wieder. Eifersüchtig worauf? Joe konnte jede Frau haben, die er wollte, doch sie gehörte nicht dazu. Das hatte er ihr neulich Abend unmissverständlich klargemacht.
Außerdem hatte er Solomon gerade zu seiner Party eingeladen, genau wie seine übrigen Freunde, die er ihr vorstellen wollte.
Nein, für ihn würde sie immer nur das nette Mädel von nebenan bleiben.
14
»Wow«, keuchte Lia und blieb wie angewurzelt stehen. »Ich habe dich gar nicht gesehen.«
Kein Wunder, Vinny trug auch einen dschungelgrünen Tarnanzug, mit dem er im Schatten vor Joes Haustür so gut wie unsichtbar war. Sie hatte ihn erst bemerkt, als er ins Licht getreten war und sich ihr in den Weg gestellt hatte. Durch die geschlossenen Fenster drang das Wummern von Technomusik nach draußen, deren Rhythmus sich kaum von Lias Herzschlag unterschied und die ihr verriet, dass die Party in vollem Gang war.
»Sorry«, sagte Vinny, ohne wie sonst sein schiefes Grinsen aufzusetzen. »Ich wollte dich nicht erschrecken.« Er bedachte sie mit einem lodernden Blick. »Du siehst wunderschön aus.«
»Danke.« Ihr an ein traditionelles chinesisches Gewand erinnerndes rotes Seidenkleid schien im Mondlicht zu leuchten. Sie wollte heute Abend einen draufmachen, um die Story, an der sie gerade arbeitete, ebenso zu vergessen wie ihr Bedauern darüber, dass sie sich Vinny durch die Lappen gehen lassen hatte.
Doch nun stand er da und fachte ihr Verlangen, das sie zu verdrängen versucht hatte, aufs Neue an. »Ich wusste gar nicht, dass du eingeladen bist«, sagte sie mit zittriger Stimme.
»Bin ich auch nicht. Ich bin hergekommen, weil ich dir sagen wollte, dass ich in einen Einsatz geschickt werde.«
Die Nachtluft ließ sie frösteln. »Und was heißt das?«
»Dass ich fort muss. Ich weiß nicht, wohin, ich weiß nicht, aus welchem Grund, und wie lange ich weg sein werde, weiß ich auch nicht.«
Die quälende Unruhe, die sie seit einer Woche empfand, verwandelte sich in nervenaufreibende Anspannung. »Warum hört sich das für mich so gefährlich an?«, fragte sie.
Für einen Moment zeigte er sein freches Grinsen. »Was glaubst du denn, womit ich mein Geld verdiene? Damit, dass ich bei den Pfadfindern mit Platzpatronen schieße?«
Lia überkam der überwältigende Drang, loszuweinen. Sie hatte sich solche Mühe gegeben, sich einzureden, dass sie ihn nicht wollte – nicht brauchte. Und nun stand er vor ihr und teilte ihr mit, er werde fortgehen. Doch diese Neuigkeit erleichterte sie nicht etwa, sondern brachte sie total aus der Fassung.
»Ich habe deine Schwester heute bei der Zeremonie gesehen«, verriet er ihr.
»Ich war auch eingeladen, hab mir aber nicht freinehmen können.« Wieder erzitterte sie und wünschte sich, sie hätte einen Mantel angezogen.
»Wie gefällt dir dein neuer Job?«, fragte Vinny.
»Gut.« Ihre Stimme klang erstickt und weit weg. »Ich werde bald wieder in meine Wohnung ziehen.« Sobald sie dort wieder sicher war.
Als ihnen der Gesprächsstoff ausging, trat Stille ein, Sehnsüchte standen unausgesprochen zwischen ihnen. »Ich bin hier, weil ich mich von dir verabschieden musste«, erklärte Vinny. Für den Fall, dass ich nicht zurückkomme .
Er sprach es nicht aus, doch Lias Herz hörte laut und deutlich, was er ihr sagen wollte. Schließlich waren sie im Krieg. Nicht alle Soldaten kamen wieder nach Hause. Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitzschlag: Vinny konnte sterben .
Tränen stiegen ihr in die Augen.
»Hey, nichts im Leben ist sicher«, sagte er besänftigend und klang dabei älter, als er an Jahren war.
Und so war es doch auch, oder? An dem einen Tag hatte sie ihrem Daddy einen Abschiedskuss gegeben, weil er auf Geschäftsreise gegangen war, und praktisch am nächsten hatten sie seinen Sarg in die Erde hinabgelassen. Sie wollte diese Verzweiflung nicht noch einmal durchmachen oder erneut die Beherrschung verlieren und den Schmerz auf jede nur erdenkliche Weise betäuben.
Mit einem angstvollen Aufschrei schlang Lia die Arme um Vinnys Hals und drückte ihn fest. Er zog sie an sich, hüllte sie mit seiner Wärme ein, seinem Duft, seiner Kraft. Unter seiner Tarnjacke fühlte sie sein Herz schlagen. Obwohl sie so viele Gründe
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