SEAL Team 12: Gefährliche Suche (German Edition)
ist zu niedrig, wir müssen uns beeilen.«
Ungeachtet seines sachlichen Tonfalls bekam Rafe mit, worum es ging: Jillians Zustand war bedenklich.
»So, das hätten wir. Es ist ein kleines Mädchen«, rief der Arzt schließlich, zog etwas Nasses, Rosiges aus Jillians Bauch und zeigte es den vermeintlichen Eltern kurz. Das runzlige Gesichtchen rief bei dem FBI -Agenten Erstaunen hervor.
»Hast du sie gesehen?«, rief Rafe aus, als das OP -Team das Baby mitnahm, um es zu untersuchen.
»Sie schreit nicht«, bemerkte Jillian mit ebenso schwach wie besorgt klingender Stimme. »Warum schreit sie nicht?«
Niemand antwortete ihr. Rafe sah sich nach den mit dem Baby beschäftigten Schwestern um.
»Oh Gott«, stöhnte Jillian. Tränen rannen aus ihren Augen. Plötzlich gaben die Maschinen, die ihre Vitalwerte maßen, ein unheilvolles Alarmgeräusch von sich. »Es ist meine Schuld.«
Der Doktor blickte kurz auf und fuhr dann wieder mit seiner Arbeit fort. »Wir müssen das hier kauterisieren. Sie verliert zu viel Blut.« Er wollte sich unauffällig mit seiner Assistentin besprechen, doch Rafe bekam jedes Wort mit. Bis ins Mark erschüttert sah er nach, ob Jillian den Arzt ebenfalls gehört hatte, doch anscheinend war sie in Ohnmacht gefallen.
»Jillian!«, rief er und tätschelte ihr die Wange. Keine Reaktion. »Sie ist bewusstlos, Doktor!«, verkündete er besorgt.
»Das ist nicht ungewöhnlich, Mr Sanders, sie hat viel Blut verloren«, antwortete der Doktor. Er wirkte auch weiter zuversichtlich, entschlossen, aber äußerst unnahbar.
Was er sah und vor allem roch, förderte tief in seinem Inneren vergrabene Bilder zutage und erschütterte Rafe zutiefst. Erinnerungen an eine ähnlich albtraumhafte Situation kamen ihm in den Sinn. Seine Frau hatte auch so dagelegen, während ohne Unterlass Blut aus ihr geströmt war, da ihr Gangster in den Bauch geschossen hatten. Sein Baby, Emanuel, war mit einem Kopfschuss getötet worden und hatte noch in ihren Armen gelegen. Und dann waren da noch Tito und Serena auf dem Sofa gewesen. Der Junge hatte oben gelegen, das Blut der beiden Kinder hatte sich gemischt.
»Bitte!«, krächzte er, sodass er selbst und der Doktor sich erschreckten. »Lassen Sie nicht zu, dass sie stirbt!«
»Ruhig, Mr Sanders«, beruhigte ihn der Arzt. »Wie haben alles im Griff.«
Aber Rafe hatte gar nicht mit ihm gesprochen. Er hielt Jillians kalte Hand zwischen seinen Händen, zeigte Demut vor dem zerbrechlichen Band zwischen ihnen und betete, wie er es noch nie zuvor getan hatte. Er betete zu einem Gott, von dem er annahm, dass er ihn schon lange nicht mehr erhörte. Und er betete, bis es ihm gelang, alles und jeden in dem Operationssaal auszublenden, und nur noch seine verzweifelt geflüsterten inbrünstigen Fürbitten über ihren gefalteten Händen Wirklichkeit waren.
Erst der laute Schrei des Babys ließ ihn aufblicken. Bei diesem kräftigen, gesunden Laut verspürte er etwas, das er bereits vor langer Zeit verloren geglaubt hatte: Hoffnung!
»Wie geht es ihr?«, fragte er, als er beruhigt feststellte, dass Jillian gleichmäßig atmete.
»Die Blutung hat nachgelassen, Mr Sanders«, antwortete der Doktor. »Ihre Frau wird sich wieder vollständig erholen.«
Rafe sackte erleichtert zusammen und begann zu weinen.
Meine Frau
, dachte er, darüber verwundert, wie zutreffend und selbstverständlich sich diese Formulierung anhörte. Es war, als hätte Gott geplant, dass diese Frau zu ihm gehörte.
Ihre Lider begannen zu flattern. »Wach auf, meine Schöne«, flüsterte er und strich ihr die lose Haarsträhne hinters Ohr.
Die Krankenschwester mit den Hängebacken, von der sie auf der Station in Empfang genommen worden waren, strahlte, froh darüber, dass Jillian es geschafft hatte. »Da möchte Sie ein kleines Mädchen sehen«, säuselte sie und legte Rafe das in eine Decke gewickelte Baby in den Arm. »Sie müssen sie nehmen, Dad. Die Mama ist noch ein bisschen schwach.«
Erschreckt darüber, wie winzig die Kleine war, nahm nahm er sie auf den Arm. »
Dio mio
«, murmelte er und blickte auf das runde Gesichtchen mit den graublauen Augen herab. Auf dem Kopf des Babys wuchs goldener Flaum. »Sie ist ein Engel«, flüsterte er vollkommen überwältigt. Von seinen eigenen Kindern war keines so winzig gewesen.
»Ein Engel«, wiederholte Jillian. »Vielleicht sollte sie auch so heißen.« Sie schauten einander an, beide lächelten in gegenseitigem Einvernehmen.
Rafe traten Freudentränen in die Augen.
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