SEAL Team 12: Gefährliche Suche (German Edition)
hatte, wie es möglich war, dass sich alles von einem Moment zum anderen änderte.
Was, wenn er seine Mutter nie mehr lebend wiedersähe?
Angsterfüllt lief er vom Sofa aus in die Küche zurück und wählte die Nummer auf der Visitenkarte, die an der Korktafel hing.
»Jillian«, meldete sich der FBI -Agent, und ein warmer Unterton lag in seiner rauen Stimme.
Graham hielt das Telefon mit beiden Händen fest umklammert. »Nein«, antwortete er. »Hier ist Graham. Meine Mutter hat gesagt, ich solle Sie anrufen.«
Rafe zögerte. »Was ist los, Graham?«
Graham stellte verschämt fest, dass seine Stimme brach. »Ein Krankenwagen hat Mom mitgenommen«, krächzte er. »Die Sanitäter meinten, sie würde … verbluten«, fügte er hinzu, als ihm das Wort wieder einfiel. »Aber die wollten uns nicht mitfahren lassen.«
Der Agent zischte etwas, anscheinend einen fremdsprachigen Fluch. »Ich komme sofort«, sagte er dann und legte auf.
Lucy streifte durch den Flugzeugträger, bis sie in einer kleinen Zelle neben der Offiziersmesse ein Satellitentelefon gefunden hatte. Sie stellte eine Verbindung mit dem Hauptquartier her, gab ihren Aufenthaltsort an und wappnete sich gegen einen Verweis.
»Wissen wir«, sagte Gordon Banks, ihr direkter Vorgesetzter.
»Sie wissen es?«, reagierte Lucy überrascht. »Woher? Haben Sie mir heimlich einen Mikrochip eingepflanzt?«
»Nein, nein. Der SEAL , der sie rausholen sollte, gehört zu uns.«
Als sie begriff, was da vorgegangen war, jagte ihr ein Schauer den Rücken hinunter. »Welcher?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort intuitiv bereits wusste.
»Lieutenant Atwater.«
Damit handelte es sich bei James Augustus Atwater also nicht bloß um einen SEAL – was schon für sich genommen absolut erstaunlich war –, sondern er hatte dieselbe Ausbildung bei der CIA genossen wie sie selbst.
»Wir sind froh, dass es Ihnen gut geht, Lucy. Und wir möchten Sie so bald wie möglich hier sehen«, wies Gordon sie an.
»Natürlich.« Sie würde eingehend befragt und zurechtgewiesen werden, weil sie Befehle missachtet hatte. Hoffentlich bewirkten die Informationen, die sie in dem Lagerhaus heruntergeladen hatte – Beweise, dass die Schiitische Befreiungspartei die Populisten mit Waffen versorgte –, nicht bloß, dass sie ihre Karriere retten konnte. Vielleicht sorgten sie auch dafür, dass sie am Ende sogar befördert wurde.
Solomon reckte und streckte sich und stieß dabei mit dem Ellbogen gegen die Stahlwand, die seine Koje zu einer Seite hin begrenzte. Dann strampelte er die Wolldecke, die zur Standardausstattung des Militärs gehörte, weg und schwang sich aus dem Bett, wobei er darauf achtete, sich an der niedrigen Decke nicht auch noch den Kopf zu stoßen.
Jordan!
Die Tatsache, dass sie sich gesund und wohlbehalten auf diesem Flugzeugträger befand und Miguel wieder bei ihnen war, machte ihn dermaßen glücklich, dass er am vergangenen Abend vor Freude geweint hatte, als er erschöpft in seine Koje gefallen war. Ihr Gefühlszustand beunruhigte ihn allerdings, weshalb er dennoch schlecht geschlafen hatte.
Er schlüpfte eilig in die Stiefel neben seinem Bett und stapfte, da er so schnell wie möglich zu ihr wollte, in das Bad neben dem Schlafraum des Chiefs.
Sein ungepflegtes Äußeres im Spiegel veranlasste ihn dazu, sich zu rasieren, die Zähne zu putzen und zu duschen. Schließlich griff er sich mit einem am Kinn wehenden Stück Toilettenpapier eine frisch gewaschene Jacke und eilte auf die Krankenstation.
Der zur Glatze neigende Commander zuckte schuldbewusst zusammen, als Solomon zur Tür hereingestürmt kam. »Senior Chief«, begrüßte er ihn wenig begeistert.
»Wie geht es ihr, Sir?«, fragte Solomon und lief gleich zu Jordans offenem Zimmer durch, blieb jedoch wie angewurzelt stehen, als er es leer und sauber vorfand. »Wo ist sie?« Er wirbelte herum. »Und wo ist Miguel?«
»Die, äh, Botschaftsmitarbeiter sind mit Hubschraubern bereits wieder in die Staaten gebracht worden. Miss Bliss und der Junge auch.«
Solomons Blutdruck schoss in die Höhe. »Und keiner hat daran gedacht, mich davon in Kenntnis zu setzen?«, grollte er ungläubig.
»Sie hat extra darum gebeten, Sie in Ruhe zu lassen, damit Sie sich, äh … ausruhen können«, stammelte der Doktor.
»Und was ist mit den Adoptionspapieren des Jungen?«, erkundigte Solomon sich mit zusammengepressten Zähnen.
»Ihr Sani hat sie aus seinem Spind geholt.«
Ein Blick auf die Abzeichen des Arztes rief Solomon ins
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