SEAL Team 12: Gefährliche Suche (German Edition)
die Arme zu nehmen, bevor sie noch zusammenbrach. Ihre Verletzlichkeit erinnerte ihn an Jillian.
»Jillian?« Sie wandte den Kopf zu ihm.
»Ja, Jillian. Sie ist krank vor Sorge um Sie.«
»Geht es ihr gut? Und dem Baby?«, rief sie.
»Ihr geht’s prima«, beruhigte er sie. »Hochschwanger, wie sie ist. Sie freut sich darauf, dass Sie nach Hause kommen.«
»Natürlich.« Jordan nickte matt.
»Auf uns wartet ein Flugzeug«, fügte er hinzu und deutete in Richtung der Privatmaschine auf dem Rollfeld. »Brauchen Sie noch etwas, bevor wir starten?«
»Nur meine Sachen.« Damit stieß sie sich von der Tür ab, um ihre Tüte zu holen.
Als die winzige zweimotorige Maschine über dem Golf von Mexiko durch die Luft brauste, spürte Jordan, wie die Wirkung des Beruhigungsmittels allmählich nachließ. Es mochte an den mit Puderzucker überzogenen Donuts liegen, die Valentino ihr nach dem Start hingestellt hatte –, als sie den amerikanischen Luftraum erreichten und sich weit unter ihnen der Mississippi durch die Landschaft schlängelte, fühlte sie sich jedenfalls so weit wiederhergestellt, dass sie fragte: »Und wie hat meine große Schwester sechs Navy- SEAL s und einen FBI -Agenten dazu gekriegt, mich aus Venezuela rauszuholen?«
Der auf geheimnisvolle Art gut aussehende FBI -Mann deutete ein Lächeln an. »Die SEAL s waren meine Idee«, erklärte er mit seiner seltsam rauen Stimme. »Aber Ihre Schwester war sehr hartnäckig. Sie hat einunddreißig Mal beim FBI angerufen.«
»Das überrascht mich nicht«, meinte Jordan trocken. »Woher kennen Sie Jillian? Durch Gary?« Ihre Schwester hatte nie einen Bekannten beim FBI erwähnt, einen vornehmen Gentleman ohne Ehering schon gar nicht.
»Sie hat als Krankenschwester in der Notaufnahme in Fairfax gearbeitet, als ich dort wegen einer Kugel im Hals behandelt wurde.« Er berührte die Narbe direkt über seinem Hemdkragen.
Jordan begriff, dass diese Verletzung der Grund für seine kratzige Stimme war. »Oh, dann …« Sie schob die Gedanken an Miguel beiseite, die es ihr so schwer machten, sich zu unterhalten. »Wie kommt Jillian denn zurecht? Steht die Scheune schon?«
»Ja, die ist fertig.« Er machte ein Eselsohr in die Seite und schloss das Magazin, in dem er gelesen hatte, um ihr seine volle Aufmerksamkeit zu schenken.
Ein Gentleman, dachte Jordan – anders als ein gewisser Navy- SEAL , dem sie unlängst begegnet war.
»Hat sie schon die Pferde gekauft, die sie für die Therapie braucht?«
»Soviel ich weiß, besitzt sie nur eins.«
»Das ist unsere alte Molly«, sagte Jordan und verschränkte ihre kalten Finger ineinander. »Sie müssen mich für eine schreckliche Schwester halten, weil ich Jillian in dieser schweren Zeit allein gelassen habe«, offenbarte sie ihm ihre Schuldgefühle.
»Es steht mir nicht zu, irgendetwas zu denken«, gab er taktvoll zurück.
»Ich musste zurück nach Venezuela«, erklärte sie. »Ich wollte Miguel mit nach Hause nehmen. Hat Jillie Ihnen von ihm erzählt?«
»Nein.«
»Er ist vier Jahre alt und ein Waisenkind. Ich habe ihn letztes Jahr während meiner Arbeit in der Mission dort kennengelernt, und ich …« Wie sollte sie ihm diese heftige Zuneigung erklären, die sie sofort für den Kleinen empfunden hatte? »Mir war schon damals klar, dass ich seine Mutter sein wollte.« Ihre Stimme bebte. »Also habe ich alle nötigen Formulare unterschrieben und abgeschickt, aber es dauert ewig, bis die Gerichte in Venezuela reagieren. Und jetzt kämpft die neue Regierung um ihre Macht …« Sie schluckte schwer. »Ich weiß nicht, ob ich ihn adoptieren kann oder ob ich ihn überhaupt jemals wiedersehen werde.«
Sie musste aus dem Fenster schauen, denn die Verzweiflung drohte sie zu überwältigen. »Trotzdem«, ergänzte sie mit rauer Stimme, »diesen Sommer wäre ich vermutlich besser bei Jillian geblieben. Ohne Garys Hilfe hat sie es dort bestimmt schwer.«
Auf ihr Bedauern hin trat langes Schweigen ein.
»Was war denn mit Gary?«, erkundigte sich Valentino schließlich vorsichtig.
Im selben Moment, als sie sich zu ihm umdrehte, ging ihr auf, dass er keine Ahnung hatte. »Hat Jillie Ihnen nichts gesagt?«
»Nein.« Vorsichtig ließ er das Magazin in ein Fach seines Aktenkoffers aus schwarzem Leder gleiten.
»Er ist bei einem Einsatz gegen Drogendealer ums Leben gekommen. Dass er bei der Polizei war, wussten Sie aber, oder?«
»Ja. Wann ist das denn passiert?«
»Im Januar, also – vor sieben Monaten. Jillian wusste damals
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