SEAL Team 12: Gefährliche Suche (German Edition)
haust, nämlich an Eddie Levi weiter oben in der Straße verkauft. In zwei Wochen musst du da raus sein.«
»Was?« Sie spürte, wie ihr alles Blut aus dem Gesicht wich. »Das kannst du nicht machen.«
»Der ist die ganzen Jahre sowieso auf meinen Namen gelaufen«, entgegnete Carl hörbar selbstzufrieden. »Ich kann damit verdammt noch mal machen, was ich will.«
Seine schleppende Aussprache verriet Ellie, dass er getrunken hatte. In ihrer Wut griff sie nach seinem Bierkrug und schüttete ihm den Inhalt ins Gesicht, woraufhin er brüllend aufsprang und ihr an den Hals gehen wollte.
Doch links und rechts von ihm fuhren Männer hoch und hinderten ihn daran. Ellie biss die Zähne zusammen, um nicht zu schreien, und stolzierte von dannen. Es war Zeitverschwendung, sich mit Carl herumzustreiten, wenn er einen sitzen hatte. Bestimmt war das nur eine Stichelei gegen sie, beruhigte sie sich. Er konnte ihnen nicht einfach den Wohnwagen unter dem Hintern weg verkauft haben.
Sie sah, wie die Jungs aus dem Waschraum kamen und mit großen Augen die Tänzerin anstarrten, die gerade ihr Oberteil fallen ließ; sofort eilte Ellie zu ihnen, um sie allesamt aus der Bar zu drängen. »Gehen wir!«, rief sie.
»Wie viel hat er uns gegeben?«, wollte Christopher wissen, als sie dicht beieinander zurück zum Auto liefen.
»Steigt ein«, presste Ellie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ihre Kehle schmerzte regelrecht, so groß war ihr Verlangen, ihre Wut herauszuschreien. Aber das würde sie nicht tun. Nicht vor den Kindern.
Während Christopher, Caleb und Silas mit ihren Sicherheitsgurten kämpften, schnallte sie das Baby fest. Dann setzte sie sich hinters Steuer und zählte das Geld in ihrer Faust. Ein Dollar und sechsundsiebzig Cent.
Ihre Augen brannten, und sie blinzelte die Tränen weg. Von dem Geld konnte sie eine Packung Makkaroni mit Käse kaufen, von der sie heute Abend alle satt bekäme. Und morgen? Wenn es so weiterging, würden die Kinder noch verhungern.
Du könntest bei der Fürsorge anrufen
, riet ihr eine innere Stimme.
Im Leben nicht
. Sie wusste aus eigener Erfahrung, was die Fürsorge des Staates Mississippi mit Familien machte. Sie riss sie auseinander. Aber ihre Jungen gehörten zusammen – und zu
ihr
. Da würde sie lieber erst einmal ihre Haare verkaufen, weitere Kinder in Pflege nehmen und alles unternehmen, was nötig war, um keine Almosen annehmen zu müssen und dafür auch noch mies behandelt zu werden.
Aber wie sollte es weitergehen, wenn Carl den Wohnwagen wirklich verkauft hatte? Dann würden sie in zwei Wochen auf der Straße sitzen. In dem Fall bliebe ihr vermutlich keine Wahl mehr.
4
Als das Telefon klingelte, hob Rafe Valentino erleichtert ab. Er konnte sich nicht lange genug auf seine Arbeit konzentrieren, um etwas zustande zu bringen. »Valentino«, krächzte er und hoffte innerlich auf eine richtige Ablenkung.
»Hi, hier ist Jillian.« Ihre leise und zarte Stimme hatte eine seltsam eindringliche Wirkung auf ihn.
»Ja, hallo.« Er wollte lieber nicht darüber nachdenken, warum sein Herz vor Freude schneller schlug. Es handelte sich um Jillian, die verwitwet war und nicht verheiratet. Daran, sie auf diese Weise zu sehen, hatte er sich noch nicht gewöhnt.
»Ich bin gestern nicht dazu gekommen, mich bei dir zu bedanken«, beschwerte sie sich. »Du bist einfach aus dem Flugzeug verschwunden.«
»Es gab im Büro einen Notfall«, sagte er ausweichend. »Außerdem warst du dort, um deine Schwester zu begrüßen und nicht mich.«
»Stimmt, aber es wäre schön gewesen, dir persönlich danken zu können.«
»Keine Ursache«, versicherte er. »Deine Schwester ist außergewöhnlich. Wie kommt sie zurecht?«
»Oh, nicht so gut. Sie sieht aus wie ein verwahrlostes Kind und benimmt sich auch so. Die ganze Zeit über sitzt sie vor dem Fernseher und guckt Nachrichten oder geht der Adoptionsagentur mit Nachfragen auf die Nerven, ob Miguels Unterlagen schon vom Gericht zurückgeschickt worden seien. Das FBI kann nicht vielleicht etwas unternehmen, um die Angelegenheit zu beschleunigen?«
»Ich fürchte, das liegt nicht in unserer Macht«, antwortete er entschuldigend.
»Dachte ich mir schon«, sagte sie traurig.
Es entstand eine unangenehme Stille in der Leitung.
»Und wie geht es dir?«, fragte Rafe, um die Pause zu überbrücken, obwohl er die Antwort eigentlich gar nicht hören wollte. Ohne jeden Zweifel rackerte sie sich ab und konnte jede Hilfe gebrauchen, selbst seine.
»Na ja,
Weitere Kostenlose Bücher