SEAL Team 12: Gefährliche Suche (German Edition)
Speichel, die Vorwarnung, dass sie gleich ihr Mittagessen von sich geben würde.
Um sich die Peinlichkeit zu ersparen, das Deck schrubben oder womöglich sogar Solomon dabei zuschauen zu müssen, schaffte sie es gerade noch, einen Tod durch Ertrinken zu riskieren und sich über die Reling zu lehnen.
Mit leerem Magen betete sie, die Übelkeit möge nachlassen, doch das tat sie nicht. Schweißgebadet ließ Jordan sich wieder auf die Box fallen. Sie fühlte sich wie ein Häufchen Elend in einer Schwimmweste, zu schwach, um sich zu rühren oder auch nur die Augen zu öffnen.
Solomon hörte Silas die Metallstufen zum Ruderhaus herauftrappeln. »Pass auf«, ermahnte er ihn. »Halt dich fest!«
»Miff Jordan reihert sich die Seele aus dem Leib«, berichtete Silas.
Solomon wandte den Blick von den Fahrwassermarkierungen ab und schaute zu Silas, der ihn erwartungsvoll ansah. Sofort schaltete er in den Leerlauf, sodass das Hausboot austrudelte. Um andere Schiffe in der Bucht brauchte er sich nicht zu sorgen, da waren keine in Sicht. Er ließ das Steuerrad los, um sich selbst ein Bild von Jordans Verfassung zu machen.
Er fand sie mit geschlossenen Augen und kalkweiß im Gesicht vor. Sie klammerte sich an die Reling hinter ihr, als würde sie, sobald sie losließe, haltlos übers Deck rutschen. »Jordan!«, rief er und tätschelte ihre kalten Wangen.
Ihre Lider flatterten, und sie schlug die blauen Augen auf, die einen starken Kontrast zu ihrer grünlichen Hautfarbe bildeten. »Beugen Sie sich vor und stecken Sie den Kopf zwischen die Knie«, wies er sie an, als er begriff, was mit ihr los war. »Silas, geh rein und hol einen feuchten Lappen. Langsam!«, fügte er hinzu, da der Junge losstürmte.
Jordans rotbraune Mähne hing seitlich bis aufs Deck herunter, sodass ihr Profil nicht zu sehen war. Solomon nahm die Haare nach hinten und genoss dabei, wie die seidigen Strähnen durch seine Hände glitten, als er sich hinhockte, um zu sehen, ob es ihr besser ging. »Holen Sie langsam und gleichmäßig durch die Nase Luft.«
»Warum?«, würgte sie hervor, nachdem sie eine Minute lang durchgeatmet hatte. »Warum tun Sie mir das an? Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich seekrank werde.«
Da er sich mies fühlte, nahm er Silas erst einmal das feuchte Papiertuch ab und wrang es aus, bevor er antwortete. »Setzen Sie sich aufrecht hin«, sagte er, tupfte Jordan das Gesicht ab und bemerkte erleichtert, dass ihre Wangen wieder ein wenig Farbe bekamen. »Ich wollte Ihnen etwas klarmachen, Jordan«, erklärte er, woraufhin sie ruckartig den Kopf zurückzog und ihn mit blitzenden Augen ansah.
»Was? Dass Silas nicht eingesperrt ist? Das hätten Sie weniger umständlich zeigen können.«
»Nein, es ging mir nicht nur darum. Ich wollte, dass Sie wissen, wie es sich anfühlt, hilflos zu sein. Denn wenn mich nicht alles täuscht, haben Sie immer noch vor, nach Venezuela zurückzufliegen, obwohl es gefährlich ist.«
Sie konnte ihn nur entrüstet ansehen, während ihr Magen noch immer revoltierte.
»In Ihrer Klasse mögen Sie ja die erste Geige spielen, Miss Bliss«, fuhr er grimmig fort, »aber die wirkliche Welt ist um einiges größer und um einiges furchterregender als eine Grundschule. Sie haben genauso wenig Kontrolle darüber wie über dieses Gewässer.«
Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Das wollte sie nicht hören. »Sie verschwenden Ihre Zeit.«
»Sie können nicht dorthin zurück«, begann er noch einmal, denn er wollte ihr unbedingt zu verstehen geben, welche Gefahren sie erwarteten. »Die Populisten nehmen überall US -Staatsbürger fest«, fügte er mit gesenkter Stimme hinzu, damit Silas ihn nicht hören konnte. »Wenn Sie in einem venezolanischen Gefängnis verschwinden, sehen Sie das Tageslicht vielleicht nie wieder. Sie haben nicht die leiseste Ahnung, durch was für eine Hölle eine Amerikanerin womöglich gehen muss, bevor sie das Glück hat, zu sterben«, ergänzte er und war selbst erschrocken über die Bilder, die er da heraufbeschwor.
Sie fixierte ihn mit demselben störrischen Blick, den er auch von jungen SEAL s kannte. »Das ist mir gleich«, flüsterte sie aufgebracht. »Ich muss es trotzdem versuchen, denn wenn ich es nicht tue und die Populisten an die Macht kommen, werde ich Miguel
niemals
wiedersehen. Ich sterbe lieber, als noch ein Kind zu verlieren«, fügte sie mit brüchiger Stimme hinzu.
Noch ein
Kind? Solomon verlagerte das Gewicht. Die Erkenntnis durchfuhr ihn, als hätte man ihm
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