SEAL Team 12: Gefährliche Suche (German Edition)
Milch.«
Damit ging er hinaus.
»Er ist stinkig«, meinte Silas und guckte bekümmert drein.
Ja, und ob
, dachte Jordan,
und noch dazu nicht ganz bei Trost
. »Er kommt ganz bestimmt drüber hinweg«, tröstete sie den Jungen. »Stell dir vor, wie stolz er sein wird, wenn du ihm das Heft laut vorlesen kannst. Wir essen jetzt was, und danach finden wir raus, wie die Geschichte zu Ende geht.«
Sie hatten halb aufgegessen, als das Boot leise zu tuckern begann und der Stuhl unter Jordan erbebte. »Was ist das?« Sie hob ruckartig den Kopf, um aus dem Fenster zu schauen. Draußen entdeckte sie Solomon, der die Gangway einholte.
Oh nein
, dachte sie
. Oh nein, nein, nein!
8
Jordan ließ entsetzt ihr Sandwich fallen, schoss zur Tür und riss sie auf. Mit laut tuckerndem Motor verließ das Hausboot seinen Liegeplatz. »Halt!«, schrie sie panisch, und ihre Stimme hallte vom Wasser wider, doch Solomon antwortete ihr nicht. Wo steckte er bloß? Sie musste vernünftig mit ihm reden. Offenbar hatte er keine Ahnung, was er ihr damit antat.
Das Boot begann zu wenden. Von irgendwo musste er es doch steuern. Aber von wo?
Einige Metallstufen führten offenbar zu einem überdachten Ruderhaus hinauf. Als sie sich vorsichtig darauf zubewegte, entdeckte sie ihn endlich. »Was machen Sie denn?«, rief sie ihm zu, während sie aus Angst, der Reling zu nahe zu kommen, dicht an den Wänden des Hausboots entlangging.
»Ich beweise Ihnen nur, dass Ihre Behauptung, Silas sei hier eingesperrt, absolut nicht stimmt.«
Das Boot glitt leichthin über wogende kleine Wellen. Ihr Magen revoltierte. »Das können Sie doch nicht machen! Wir tragen nicht mal Schwimmwesten!«
Im nächsten Moment segelten zwei orangefarbene Schwimmwesten auf sie herunter. Eine für sie, eine kleinere für Silas. »Ich werde seekrank«, versuchte sie es erneut.
»Dann kotzen Sie mir nicht das Deck voll«, rief er zurück und gab Volldampf.
»Oh Gott!«, schrie Jordan, die in kalten Schweiß ausbrach. Panisch schaute sie auf das Brackwasser, sie konnte sich noch nicht einmal nach den Schwimmwesten bücken.
Da kam Silas an Deck und rief begeistert: »Wow! Wir fahren raus aufs Wasser!«
»S-Silas, zieh dir eine Schwimmweste an«, stammelte Jordan und überwand ihre Schockstarre lange genug, um die kleinere Schwimmweste aufzuheben und die Arme des Jungen hindurchzustecken.
»Wieso? Ich kann doch schwimmen.«
»Das ist Vorschrift«, beharrte sie und wollte im selben Moment Solomon am liebsten eine verpassen, damit ihm das spöttische Grinsen verging, das er mit Sicherheit gerade auf den Lippen hatte. Es machte ihm zweifellos einen Heidenspaß, ihr etwas zu beweisen. Mit zitternden Fingern schloss sie schließlich ihre eigene Schwimmweste. »Komm, lass uns reingehen.«
»Nein!«, entgegnete Silas, schlüpfte unter ihrem Arm hindurch und lief zum Heck, wo er sich über die Reling beugte.
»Großer Gott!«, schrie Jordan und folgte ihm mit wackligen Beinen. Unter sich spürte sie das Auf und Ab der Wellen – eine Katastrophe für ihren empfindlichen Magen. »Silas, bitte!«, rief sie und ließ sich auf eine Box mit Sitzpolster fallen. »Setz dich hin!«
»Schneller!« Der Junge schenkte ihr keinerlei Beachtung, sondern spornte stattdessen seinen Vater an. Zu Jordans Bestürzung rannte er ganz nach vorn, um zuzuschauen, wie der Bug durchs Wasser schnitt, während sie sich unter Volldampf der Stelle näherten, an der die kleine Bucht in die Chesapeake Bay mündete.
»Silas!« Jordan versuchte aufzustehen und ihm nachzulaufen, doch ihre Beine versagten ihr den Dienst. Sie kribbelten genauso wie ihre Hände und Füße. Schwarze Punkte tanzten ihr vor Augen, und entsetzt merkte sie, dass ihr die Galle in die Speiseröhre stieg.
Oh, Hilfe
! Die Wellen wurden größer, und Silas ging grinsend wie ein Seeräuber mit jeder Woge mit, während der Wind seine Haare zerzauste. Er ahnte nicht, dass er auf dem von der Gischt nassen Deck ausrutschen und sich übel den Kopf stoßen konnte. So klein, wie er war, lief er sogar Gefahr, unter der Reling durchzurutschen und in die Dünung zu fallen.
Ihr Instinkt, ihm zu folgen, stand gegen ihre Angst. Wie hoch mochten die Wellen werden? Wie lange könnte Silas sich festhalten, bevor er fortgerissen würde? Mit schwitzigen Händen, an denen weiß die Knöchel hervortraten, klammerte sie sich an ihren dürftigen Sitz. Erschaudernd merkte sie, dass die schwarzen Punkte vor ihren Augen immer mehr wurden. In ihrem Mund sammelte sich
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