SEAL Team 12: Gefährliche Suche (German Edition)
Vielleicht war sie ihm aber auch nur dankbar, weil er ihr half, Miguel zu retten, andererseits wiederum hatten ihre Berührungen in der vergangenen Nacht etwas Verzweifeltes gehabt.
Er grübelte bereits den ganzen Tag lang darüber nach, ohne das Gefühl loszuwerden, dass ihm offenbar irgendetwas entgangen sein musste.
Das Erste, was ihm auffiel, als er den Truck auf den Stellplatz neben dem großen Haus lenkte, war, dass Jordans Wagen fehlte. Er versuchte seine Besorgnis zu verdrängen, indem er sich selbst beruhigte, dass sie schon bald zurück sein und den grünen Hügel zu seinem Hausboot hinuntergelaufen kommen werde. Über ihm rauschten Blätter im Wind. Fernes Donnergrollen war zu hören, was das ungute Gefühl in seinem Bauch verstärkte. Abermals meldete sich sein sechster Sinn.
Solomon stakste an Bord und ging ins Innere des Boots, wo eine scheinbar ohrenbetäubende Stille zu herrschen schien. Bereits nach wenigen Schritten entdeckte er die mit einem Magneten am Kühlschrank befestigte Nachricht.
Eine dunkle Vorahnung ließ ihm sprichwörtlich das Blut in den Adern gefrieren. Dennoch trat er näher und begann zu lesen:
Lieber Solomon,
ich hoffe, du wirst mir irgendwann vergeben können, aber ich bin heute Morgen nach Venezuela geflogen. Silas ist bei Ellie, die sich dazu bereit erklärt hat, für mich auf ihn aufzupassen. Ich werde in fünf Tagen mit Miguel zurückkommen.
Pass auf dich auf
Jordan
»Nein!«, schrie Solomon, riss die Nachricht vom Kühlschrank und zerknüllte sie in der Hand, bevor er rasend vor Wut und Hilflosigkeit herumwirbelte und mit der Faust auf den Küchentresen schlug. »Verdammt noch mal, Jordan!«, fluchte er und glättete die Botschaft wieder, um sie noch einmal zu lesen. Wie konnte sie ihm das bloß antun? Er hatte ihr doch unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie ihr Leben riskierte und andere Leute Miguel in die Staaten bringen konnten, ohne dass sie selbst auch nur einen Fuß außer Landes setzen musste.
Doch Jordan hatte nichts davon angenommen. Wie Candace dachte sie nur an sich selbst und verließ ihn, ohne sich auch nur mit einem Wort zu erklären. In ihm kam das furchtbare, nur allzu vertraute Gefühl auf, verraten worden zu sein.
Er schnappte sich seine Schlüssel und lief wieder nach draußen in die unglaublich schwüle Hitze, um seinen Sohn abzuholen. Wie vom Teufel gejagt, fuhr er zu Ellies Haus, schnitt andere Fahrzeuge und hupte sie an, bis er schließlich die Auffahrt hinaufraste und abrupt abbremste.
Sean Harlan, der vor der Veranda gerade Backsteine zu Stufen aufschichtete, blickte von seiner Arbeit auf. Als er Solomon aus seinem Truck springen und die Fahrertür zuschlagen sah, legte er seine Maurerkelle beiseite und stand auf, um diesem den Weg zur Tür zu versperren.
»Der Junge ist da drin«, sagte er in seinem tiefen, leicht schleppenden sonoren Akzent, »und es geht ihm gut.«
Solomon schaute seinen Kollegen ungläubig an, der dem Blick mit wachsamen blauen Augen standhielt. »Sie wissen, was hier gespielt wird?«, fragte er schließlich.
»Ich weiß bloß«, entgegnete der Chief im selben beruhigenden Tonfall, »dass Miss Stuart für Sie auf Silas aufpasst. Aber sie sorgt sich, dass Sie darüber wütend sein könnten.«
»Da hat sie verdammt recht, ich bin wütend. Ist Ihnen klar, wo Jordan hin ist?«
»Zurück nach Venezuela«, antwortete Sean. »Jetzt holen Sie erst einmal tief Luft, Mako, und kommen Sie ja nicht auf die Idee, diesen Ton gegenüber Miss Stuart anzuschlagen. Sie wissen ganz genau, dass es niemals so weit gekommen wäre, wenn Sie Jordan den Jungen gleich hätten mitnehmen lassen.«
Solomon bemerkte, dass etwas bei ihm aussetzte. Schnell drehte er sich um und ging, sonst hätte er Sean Harlan noch eine seiner Fäuste in den Bauch gerammt. Mit pochenden Schläfen ließ er die Heckklappe seines Trucks herunter und setzte sich darauf. Dann zwang er sich zähneknirschend, wieder runterzukommen.
Sean kam auf ihn zu gelaufen, blieb vor ihm stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete.
»Frauen«, sagte Solomon mit giftigem Tonfall und spie das Wort förmlich aus. »Ohne Sinn und Verstand. Glaubt sie wirklich, sie könnte in ein Kriegsgebiet gondeln, sich den Jungen schnappen und einfach so wieder mit ihm nach Hause fliegen?«
»Sie wird alles tun, um ihn hierherzubringen. Das hätte Ihnen klar sein müssen.«
Solomon funkelte ihn wütend an. »Lecken Sie mich doch am Arsch! Überlegen Sie lieber mit
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