SEAL Team 12: Gefährliche Suche (German Edition)
mir, wie wir Jordan schützen können, anstatt Partei für sie zu ergreifen«, knurrte er.
»Gut«, gab sich Sean schulterzuckend geschlagen und strich sich über das markante, rasierte Kinn. »Wen kennen wir, der dazu in der Lage wäre, uns zu helfen?«
»Niemanden«, grollte Solomon, »weil die Soldaten, die von uns ausgebildet wurden, sich auf die Seite der verdammten Populisten geschlagen haben.«
»Dann gibt es vielleicht jemanden in unserer Botschaft.«
Solomon kam Lucy Donovan in den Sinn. Aber eine Frau loszuschicken, um einer anderen zu helfen, war für ihn, als würde man einen Blinden bitten, einen anderen Blinden zu führen. Andererseits verfügte Lucy bestimmt über Beziehungen. »Ich weiß, wo wir anfangen müssen«, sagte er schließlich, glitt von der Heckklappe und schloss sie wieder. »Gut, und jetzt lassen Sie mich erst einmal meinen Jungen holen gehen. Ich verspreche Ihnen auch, nett zu sein«, ergänzte er brummig.
Drei Stunden später betrat Solomon sein Hausboot allein. Jordans Protest noch im Ohr –
du kannst ihn doch nicht um vier Uhr morgens wecken
–, hatte er dann doch Ellie gebeten, für ihn auf Silas aufzupassen.
Der SEAL schloss sich ein und lauschte dem Regen, durch den er durchnässt und gründlich abgekühlt worden war. Stille umgab ihn und ließ ein Gefühl der Einsamkeit in ihm aufsteigen, das ihn an jenen Abend erinnerte, an dem er aus dem Irak zurückgekommen war und festgestellt hatte, von seiner Frau und seinem Sohn verlassen worden zu sein.
Und nun verriet Jordan ihn, indem sie ihn ebenfalls verließ. Auch wenn er zugeben musste, dass sie es nicht so wie Candace tat. Immerhin hatte sie eine Nachricht geschrieben und Silas dagelassen, sich sogar von ihm verabschiedet, wie ihm später aufging. Das war es also, was ihm seine Intuition schon den ganzen Tag über verraten hatte – dass Jordans leidenschaftlicher Übergriff ihre Art gewesen war, ihm Lebewohl zu sagen.
»Ich soll verdammt sein, dass ich so ein blinder Narr war«, knurrte Solomon, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür und vergrub das Gesicht in den Händen. Wenn ihr etwas zustieße, würde er allein die Schuld dafür tragen. Er atmete zittrig ein und ließ die Hände sinken, straffte die Schultern und stieß sich von der Tür ab.
Er musste sich so schnell wie möglich mit Lucy Donovan in Verbindung setzen.
13
Jordan stieg mit weichen Knien aus dem Wagen. Ein vom Wind gezeichnetes zweisitziges Flugzeug mit einem absoluten Amateurpiloten war das einzig verfügbare Transportmittel vom Maiquetía International, dem Flughafen in Caracas, in den von Rebellen besetzten Bundesstaat Amazonas gewesen. An der winzigen Landebahn am Rand von Puerto Ayacucho hatte sie zum Glück ein Taxi erwischt. Und nun befand sie sich durch Gottes Gnade endlich an diesem Ort und damit näher bei Miguel als irgendwann sonst in den letzten Wochen.
Sie war versucht, sich zu kneifen, so oft hatte sie davon geträumt, wieder zurückzukehren. Doch der markante Geruch der Erde verriet ihr, dass sie sicher sein konnte, in der Wirklichkeit angekommen zu sein.
Die Stadt war aus einem Handelsposten an den Stromschnellen des Orinoco hervorgegangen. Auf schwarzem Granitfels gebaut, umgeben von mit dichtem Urwald bewachsenen Tafelbergen,
tepuis
genannt, beherbergte sie nun über siebzigtausend Seelen, darunter Mischlinge und Angehörige von ansässigen Stämmen, die noch vor fünfzig Jahren keine Weißen zu Gesicht bekommen hatten.
Die Stadt sah noch genauso aus wie früher in diesem Sommer, war eine ausufernde und unüberschaubare Ansammlung von Gebäuden, von baufälligen Hütten bis hin zu Wolkenkratzern, die sich im Dunst, der aus dem umliegenden Urwald aufstieg, verloren. Doch es gab einen entscheidenden Unterschied: und zwar die Präsenz bewaffneter Soldaten an jeder Straßenecke sowie gepanzerter Fahrzeuge, wohin sie auch sah.
Jordan zog den Schirm ihrer Baseballkappe tiefer und eilte vom Taxi aus zu der Kathedrale auf der anderen Straßenseite, wobei sie die neugierigen Blicke zweier Soldaten ignorierte, die in ihrer Nähe standen. Schnell sauste sie die Stufen zum Eingang hinauf und zerrte an den Türen. Doch sie waren verschlossen. Ihr schlug das Herz bis zum Hals, als sie energisch gegen das massive Holz klopfte. »Beeilung, bitte!«, flehte sie, als sie aus den Augenwinkeln beobachtete, wie die Soldaten sich in Bewegung setzten.
Die Männer hatten sie fast schon erreicht, als ein in die größere Tür eingelassenes Fenster
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