SEAL Team 12: Gefährliche Suche (German Edition)
fortbringen könnte.
Die Sonne versank, und es wurde dunkel. Jordan schloss erschöpft die Augen und verlor sich in Träumen, in denen Solomon sie in seinen Armen hielt und ihr beruhigend zuflüsterte, dass es Miguel gut gehe.
Als sie bemerkte, dass der Bus anhielt, wachte sie abrupt auf. Sie drückte den Beleuchtungsknopf ihrer Armbanduhr, und wie sie feststellte, war es bereits nach Mitternacht. Das leise Murmeln der Passagiere sorgte für eine angespannte Atmosphäre im Bus. »Was ist los?«, fragte sie die Frau neben sich.
Mit einem spanischen Redeschwall in einem schwer verständlichen Dialekt klärte sie diese über die Situation auf. Es gab eine Straßensperre.
Jordan spähte ängstlich den Mittelgang entlang. Das Licht der Scheinwerfer vor dem Bus ließ vermuten, dass sich vor ihnen der Verkehr staute. Doch dann erkannte sie mit einem Schaudern die Umrisse von Panzern, die so am Straßenrand geparkt worden waren, dass sie allen anderen Fahrzeugen den Weg versperrten. Soldaten beugten sich in die Seitenfenster der Wagen, sprachen mit den Fahrern und winkten diese schließlich durch.
Jordan bekam einen ganz trockenen Mund und schluckte schwer. Ihr Ausweis samt Visum befand sich gut verstaut in ihrem Rucksack. Sie hielt sich also nicht illegal in diesem Land auf, und dennoch hatte Pater Benedict sie davor gewarnt, dass Amerikaner aufgegriffen, verhört und jene, die man für Unterstützer der Regierung der Gemäßigten hielt, nicht wieder laufen gelassen würden. Und da ihr Visum nur noch vier Tage lang gültig war, konnte sie sich nicht die geringste Verzögerung leisten.
»Wissen Sie, wo wir sind?«, fragte sie ihre Reisegefährtin, ihr Puls raste förmlich vor Angst und Verzweiflung.
»Kurz vor Caracas«, gab die Frau zurück.
Jordan hielt jenseits der Straßensperre nach Hinweisen Ausschau, wo genau sie sich gerade befanden. Sie konnte einen bewaldeten Hügel ausmachen, auf dem viele Lichter zu erkennen waren, die auf Gebäude und Zivilisation schließen ließen. »Ich muss aussteigen«, sagte sie laut.
Die Frau neben ihr flüsterte ihrem Mann etwas zu, der auf der anderen Seite des Mittelgangs saß. Dann wandte sie sich wieder an Jordan. »Benutzen Sie die hintere Tür«, riet sie ihr. »Dann sehen die Soldaten Sie vielleicht nicht.«
»Danke«, entgegnete Jordan und tätschelte, während sie aufstand und sich an ihrer Sitznachbarin vorbeiwand, den Kopf des Schweins. Da sie annahm, dass die Ärmsten des Landes zum Großteil die Populisten unterstützten, war sie heilfroh darüber, dass das Ehepaar sie nicht festhielt und auslieferte.
Die Verriegelung des Notausstiegs klemmte. Mit wachsender Panik rüttelte Jordan daran, bis ihr der alte Mann auf dem nächsten Platz seine Hilfe anbot. Endlich gab die Verriegelung quietschend nach. Jordan krächzte ein Danke, stieß leise die Tür auf und sprang ins Freie. Um nicht auf sich aufmerksam zu machen, schloss sie sie danach ebenso leise wieder.
Als sie sich noch einmal nach der Straßensperre umschaute und zu ermessen versuchte, ob sie, ohne entdeckt zu werden, die niedrige Mauer am Straßenrand überwinden könnte, stiegen ihr die Abgase des Busses in die Nase. Solomon würde es schaffen, dachte sie und zurrte die Träger ihres Rucksacks fester.
Plötzlich setzte sich der Bus ohne Vorwarnung in Bewegung, sodass Jordan keine andere Wahl blieb, als sich im Laufschritt aus dem fließenden Verkehr zu entfernen.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals, während sie auf die Mauer zusteuerte, daran hochkletterte und sich dabei die Knie aufschürfte.
Jäh wurde das Brummen der Motoren von einem Warnruf übertönt, und schon im nächsten Moment zerriss Gewehrfeuer die Luft. Eine der Kugeln pfiff direkt an ihrem Kopf vorbei. Auf allen vieren kroch Jordan auf das Dickicht am Fuße des Hügels zu.
Oh mein Gott
! Sie konnte die Angst regelrecht schmecken.
Man hatte auf sie geschossen!
Sie hätte dabei ums Leben kommen können!
Lautes Stimmengewirr und der Lichtkegel eines grellen Scheinwerfers warnten sie, dass die Verfolger ihr auf den Fersen waren. Also zwang sie sich, auch wenn diese sich wie Gummi anfühlten, die Beine in die Hand zu nehmen und loszurennen. An dieser Stelle des Hügels ging es jedoch fast senkrecht hinauf. Obwohl das Entsetzen sie lähmte und die Schwerkraft sie wieder nach unten zog, griff sie verzweifelt nach den Ästen und Zweigen, die sie nunmehr erkennen konnte, weil der Scheinwerfer sie voll erfasst hatte, und wuchtete sich daran hoch.
Der
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