SEAL Team 12: Gefährliche Suche (German Edition)
einmal um. »Ja, Schatz?«
»Viel Spaß«, sagte er etwas widerstrebend.
»Danke«, gab sie zurück und erkannte damit an, wie viel Überwindung es ihn gekostet hatte, so etwas zu sagen. »Ich hoffe, du hast mit Agatha auch viel Spaß.«
»Ja, klar.« Und damit schob er seiner Schwester den Teller mit dem Sandwich zu.
14
Jillian stöhnte aufgrund ihrer wunden Füße, klappte dann jedoch mit einem Lachen den Ledersitz seines gepflegten schwarzen Lexus zurück, als sie an Rafes aus der Discoära stammenden Bewegungen auf der Tanzfläche dachte. »Gott, hat das Spaß gemacht«, erklärte sie seufzend und musste erneut losglucksen. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass du so tanzen kannst.«
»Ich auch nicht«, gab er amüsiert zurück und fuhr los, um sie zügig nach Hause zu bringen.
Sie waren bereits über eine Stunde zu spät dran. Doch Graham hatte noch nicht angerufen, um sich zu beschweren, das musste man ihm lassen. »Ach, komm, sag die Wahrheit, du warst in deiner Jugend bestimmt total feierwütig und hast die Stadt, die niemals schläft, unsicher gemacht.«
In der Limousine breitete sich nachdenkliches Schweigen aus. »Eigentlich nicht.«
Jillian kniff die Augen zusammen und drehte den Kopf, um sein Profil zu bewundern. »Und wie warst du früher so?«, fragte sie und fühlte sich zu seinem früheren wie zu seinem jetzigen Ich gleichermaßen hingezogen.
Er seufzte. »Ein Streber«, gab er zu. »Ziemlich fleißig. Auf der Highschool habe ich davon geträumt, aufs College zu gehen und einen Abschluss zu machen, aber –« Er zuckte mit den Schultern.
»Aber was?«, drängte sie ihn behutsam.
»Meine Freundin ist schwanger geworden, also habe ich sie geheiratet.«
Jillian sah ihn verblüfft an. Sie war davon ausgegangen, dass er Teresa aus Liebe geheiratet hatte, so wie sie Gary. »Das hast du mir nie erzählt«, sagte sie vorwurfsvoll. Dabei hatten sie während seines Genesungsprozesses im St. John’s Hospital vor zwei Jahren über fast alles gesprochen.
»Tagsüber war ich als frisch gebackener Polizist auf der Straße, und abends habe ich die Schule besucht«, bekannte er. »Deshalb konnte ich meinen Bachelor auch erst nach acht Jahren machen.«
Mit einem Mal verstummte er, sodass im Wagen nur noch die schwermütige Arie eines lyrischen Soprans zu hören war. Jillian spürte, dass sich Rafes Stimmung unversehens verschlechterte. Dabei hatte er früher am Abend noch alles Mögliche angestellt, um sie auf andere Gedanken zu bringen, sodass ihre Laune deutlich besser geworden war. Er hatte sie in eines der besten Restaurants im Waterside eingeladen, mit anregenden Gesprächen für Zerstreuung gesorgt und sie danach zu einem Spaziergang am Fluss animiert, bei dem sie sich bei ihm untergehakt hatte.
Dann war es Jillians Idee gewesen, einen Nachtklub aufzusuchen, aus dem ein mitreißender Rhythmus dröhnte. Ein teuflischer innerer Drang hatte sie dazu bewogen, Rafes Selbstbeherrschung auf die Probe zu stellen, indem sie ihn auf die Tanzfläche zerrte. Wenn sie im letzten Drittel ihrer Schwangerschaft noch tanzen konnte, dann konnte er ja wohl auch sein Jackett ausziehen und sich ihr anschließen.
Und er hatte mehr als das getan. Einen wilden, wundervollen Moment lang war er aus sich herausgegangen, hatte Spaß gehabt und war glücklich gewesen. Früher am Abend hatte er sich dafür entschuldigt, kein Geschenk für sie zu haben. Er bemerkte überhaupt nicht, dass seine zuvorkommende Art, seine Gesellschaft und sein Humor bereits Geschenk genug waren.
Nun jedoch, da sie mit ihrer Unterhaltung sprichwörtlich die Uhr zurückdrehten, spürte Jillian, wie er sich wieder in sein Schneckenhaus zurückzog. Also beugte sie sich zur Fahrerseite herüber und legte ihm freundschaftlich und voller Zuneigung eine Hand auf den Arm. Sie fühlte, wie er seine Muskeln anspannte, und ihr Herz machte einen Sprung. Er hatte einmal erwähnt, dass er in dem Fitnessstudio der FBI -Niederlassung trainierte, und der stahlharten Wölbung unter ihrer Hand nach zu urteilen, tat er dies mit religiöser Inbrunst. Die Frau in ihr war von dieser Feststellung schwer begeistert.
»Hast du sie geliebt, Rafael?«, hörte sie sich selbst fragen. Sie sehnte sich danach, ihn noch viel besser als bisher kennenzulernen – vertraulich, von Seele zu Seele. Er hatte Teresa in der Vergangenheit nur flüchtig erwähnt und es vorgezogen, in Erinnerungen an seine Kinder Tito, Serena und an das Baby Emanuel zu schwelgen.
»Natürlich«, antwortete
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