SEAL Team 12: Gefährliche Suche (German Edition)
alle das Land längst verlassen.«
Jordans Herz setzte für einen kurzen Moment lang aus. Wie sollte sie bloß wieder aus dem Land gelangen, wenn der Flughafen geschlossen wurde? »Ich brauche jemanden in der Botschaft, der die Adoptionspapiere unterschreibt«, sagte sie schließlich und beschloss, sich später mit diesem Problem zu befassen.
»Dafür ist es nun ein wenig spät«, entgegnete ihre Fahrerin leise.
»Aber die Botschaft ist doch noch nicht evakuiert worden«, stellte Jordan fest.
»Ich sagte doch eben gerade, dass das Personal die Botschaft größtenteils bereits verlassen hat.«
»Aber jemand könnte die Papiere unterschreiben«, beharrte Jordan.
Lucy presste die Lippen aufeinander. »Wir werden sehen«, sagte sie, zeigte sich jedoch nicht zuversichtlich.
Wie aufs Stichwort zuckten Blitze über den Nachthimmel, und die Druckwelle einer Explosion erschütterte die Karosserie des SUV , sodass Jordan instinktiv nach der Armstütze griff, das Herz schlug ihr bis zum Hals.
»Das kam vom Flughafen«, teilte Lucy ihr mit. »Die wenigen Mitarbeiter, die sich noch in der Botschaft befinden, werden diese wohl in Kürze verlassen. Sie können mit ihnen fahren.«
Lucy schaute zu Jordan herüber, die sie nachdenklich ansah. Schweigend schaltete die Botschaftsangestellte einen Gang herunter, und sie fuhren die nächste steile, enge Straße hinauf, anscheinend auf dem Weg zum Berggipfel, auf dem vor dem nächtlichen Sternenhimmel Hochhäuser aufragten.
»Danke, dass Sie mich abgeholt haben«, wandte sich Jordan nun an Lucy Donovan. Die Gesellschaft einer Landsmännin war ihr allemal lieber, als allein und auf sich selbst gestellt zu sein.
»Gern geschehen«, antwortete diese nüchtern.
In Jordans Kopf hallten die Worte der Sekretärin nach:
Sie können mit ihnen fahren
. »Verlassen
Sie
das Land denn nicht?«, fragte sie die Frau daraufhin.
»Irgendwann.«
Die vage Antwort weckte Jordans Neugier, andererseits war sie momentan voll und ganz mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt – zum Beispiel ob Miguel sie dieses Mal würde begleiten können. Bei der Erinnerung an die letzte Evakuierung überkam sie eine düstere Vorahnung.
Was, wenn die Machthaber Miguel nicht gehen lassen wollten? Schließlich konnte sie nicht auf unbestimmte Zeit in Venezuela bleiben, sich vor ihren Verfolgern verstecken und sich gleichzeitig auch noch um ihn kümmern.
Oh Solomon
, dachte sie, und das Herz wurde ihr schwer,
vielleicht hattest du ja recht, und ich hätte das Ganze Lucy überlassen sollen
.
Lucy Donovan wohnte in einem streng gesicherten Apartment in einem Hochhaus. Mit einer Schlüsselkarte und einem getippten Code für die Alarmanlage gelangten sie ins Parkhaus, ein Aufzug brachte sie ins oberste Stockwerk, wo Lucy eine weitere Kombination eingab, welche die Tür zu ihrem Penthaus freigab. Durch die riesige Fensterfront war das Panorama von Caracas zu sehen.
Doch Jordan zeigte sich weniger von der tollen Aussicht begeistert als von der Erkenntnis, dass Miguel sich irgendwo in dieser modernen, relativ unpersönlich eingerichteten Wohnung aufhielt.
»
Gracias
, Julieta«, verabschiedete Lucy das auf dem Sofa eingeschlafene und offensichtlich auf ihre Rückkehr wartende Dienstmädchen.
Nach einem Knicks und einem gemurmelten »Gute Nacht« verließ das Mädchen die Wohnung. Lucy zog ihre schlammigen Stiefel aus und stellte sie neben die Tür. »Haben Sie Hunger oder Durst?«, fragte sie, ging mit großen Schritten in die Küche und knipste das Licht an. Jordan folgte ihr und begutachtete die modernen Küchengeräte auf der Arbeitsplatte aus Grafit. »Ich habe Bier und Pizza«, sagte Lucy und öffnete den Kühlschrank.
Jordan musterte sie. Mit ihrem schwarzen Halfter und den Leggings, die ihre schlanke, athletische Figur betonten, sah Lucy Donovan aus wie Lara Croft.
»Nein, danke, ich habe keinen Hunger. Wo ist Miguel?«, fragte sie abermals, da sie darauf brannte, endlich wieder mit dem Jungen vereint zu sein.
»Im Gästezimmer am Ende des Gangs«, entgegnete Lucy und blickte sie aus ihren hellgrünen Augen an. »Es hat ein eigenes Bad«, ergänzte sie. »Nehmen Sie sich einfach, was Sie brauchen.«
»Vielen, vielen Dank«, antwortete Jordan, drehte sich um und eilte den kurzen Flur hinunter.
Als sie die geschlossene Tür aufstieß, fiel ihr Blick sofort auf das kleine, unter der Decke des riesigen Bettes zusammengerollte Bündel. Sie schaltete die Nachttischlampe an, weil sie Miguel sehen und sich davon
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