SEAL Team 12: Geheime Lügen (German Edition)
wandert morgen im Seashore State Park .« Sie beförderte ein zusammengefaltetes Blatt zutage. »In einer total abgelegenen Gegend. Wir können uns davonstehlen und uns mit Ihnen auf dem Dammparkplatz treffen .« Damit drückte sie ihm den Flyer in die Hand.
Chase faltete das Papier auseinander, prägte sich neben Ort und Zeit alles Wesentliche ein und gab es ihr dann zurück.
»Ich kann Ihnen nicht helfen « , wiederholte er und konnte genau sehen, wann der Groschen bei ihr fiel. Sie blinzelte und wandte ihr Gesicht ab.
Chase kam sich vor, als hätte er sie geschlagen. Verdammt .
Er warf einen Blick auf ihren Sohn, dessen Converse-Turnschuhe inzwischen komplett im Mulch verschwunden waren.
Mist . Warum sollte sie ihr Leben im Wohlstand hinter sich lassen wollen, es sei denn, Captain Garret misshandelte die beiden?
»Es gibt sicher eine Selbsthilfeorganisation, an die Sie sich wenden können « , sagte er leise und bestimmt. Er wollte sich überwinden, aufzustehen und zu gehen.
Sara sah ihn immer noch nicht an. Ihr Gesicht glich einer Maske, doch in ihren jadefarbenen Augen glänzten Tränen. Vermutlich wusste sie nicht mehr, was sie noch tun sollte. Sie machte auf ihn nicht den Eindruck, als würde sie ohne Weiteres einen Wildfremden um Hilfe bitten.
»Viel Glück « , sagte er, denn etwas anderes fiel ihm nicht ein. Dann stützte er die Hände auf die Knie und stemmte sich in die Höhe.
Es wäre ihm lieber gewesen, sie hätte zu ihm aufgesehen oder wenigstens seine Abfuhr akzeptiert, doch das tat sie nicht.
Und so fühlte er sich fast unmerklich zurechtgewiesen, als hätte er kein Recht, ihr seine Hilfe zu verweigern.
Missmutig stapfte Chase davon, entschlossen, sich keinesfalls schuldig zu fühlen. Er stieg ins Auto und knallte die Tür zu. Was zum Teufel erwartete sie denn von ihm? Er würde seine Laufbahn beim Militär vergessen können, wenn man ihn dabei ertappte, wie er die Gattin und den Sohn eines JAG -Offiziers entführte. Und außer seiner Karriere hatte er nichts.
Sorry, aber das war echt nicht drin, so anziehend er Sara auch fand. Er hatte noch nie eine Frau nah an sich herangelassen. Und er wollte jetzt nicht damit anfangen.
Sara ließ sich Zeit. Nachdem Chief McCaffrey klargemacht hatte, dass er nicht kommen würde, war es sinnlos geworden, am Rand eines Marschgebiets zu wandern. Wenn Kendal nicht gewesen wäre, der die Natur seit frühster Kindheit liebte, hätte sie auch gut zu Hause bleiben können. Und sollte Kendal nicht ein bisschen mehr Begeisterung aufbringen, wäre dieser Ausflug reine Zeitverschwendung.
Keines der drei Autos, die auf dem Dammparkplatz standen, gehörte Chase. Sie hatte seinen Wagen am Tag zuvor gesehen – er fuhr einen blauen Sportwagen älterer Bauart, der jetzt vermutlich bereits auf halbem Weg nach Oklahoma war.
Sie konnte dem Mann nicht vorwerfen, dass er sich nicht einmischen wollte. Wer würde das schon? Schließlich stand Garret in dem Ruf, einige der strengsten Urteile in der Geschichte der Marine erwirkt zu haben.
Dennoch … von Chase hätte sie etwas anderes erwartet. Immerhin war er ihr in der Vergangenheit bereits zweimal zu Hilfe gekommen. Warum nicht diesmal?
Für den Fall, dass er doch noch auftauchen sollte, hatte sie in einem Anfall verrückter Zuversicht alles, was sie benötigten, in ihren Rucksack gepackt: Zahnbürsten, die sie nach einem Zahnarztbesuch beiseitegeschafft hatte, achthundertunddrei Dollar sowie Kleidung zum Wechseln für sich und Kendal.
Nun bereute sie ihre Tatkraft. Was, wenn der ewig misstrauische Garret auf die Idee käme, ihr Gepäck zu durchsuchen? Er würde ihren Fluchtplan auf der Stelle durchschauen – und sie dann nie wieder aus den Augen lassen.
Sie erschauerte, klammerte sich an ihr Geheimnis, versuchte verzweifelt, die Anspannung abzuschütteln, die sich in ihr aufbaute. Sie hatte sich geschworen, dass sie und Kendal keine von Garrets Maßregelungen mehr erdulden müssen würden. Aber wenn sie nicht bald einen Ausweg fand, wäre genau das unvermeidlich.
Nun trottete sie einen von Bäumen beschatteten Trampelpfad entlang. Gab es wirklich keine Möglichkeit, ihre Spuren auf dem Weg nach Texas zu verwischen? Öffentliche Verkehrsmittel kamen nicht infrage, nicht nach dem 11. September, seit dem jede Bushaltestelle mit Überwachungskameras ausgestattet war.
Wenn Chief McCaffrey sie doch nur aus Garrets Welt in eine andere verpflanzt hätte! Dass er genau zu dem Zeitpunkt in ihr Leben geschneit war, als sie
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