Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
Nuancen mit Ihnen streiten, Sean, aber selbst wenn sie ihn bedroht hat, hat das nichts mit dem Mord an diesem Mann zu tun.«
»Ich habe keinen Einfluss darauf, was die Leute glauben.«
»Das ist mir klar, aber ich dachte auch nur…«
»Was sollten wir Ihrer Meinung nach tun, Eddie?«, fragte Michelle behutsam.
»Ja, es wäre nett, wenn du allmählich auf den Punkt kommen würdest«, sagte Dorothea. »Ich habe heute noch zwei Besichtigungstermine.«
Eddie ging nicht auf sie ein. »Könnten Sie vielleicht noch einmal mit Mutter reden? Ich weiß, dass Sie erst neulich mit Chip bei ihr waren und dass sie nicht sehr freundlich zu Ihnen gewesen ist. Aber wenn Sie noch einmal vorbeifahren, wird sie mit Ihnen reden. Sie braucht jetzt jemanden, mit dem sie reden kann.«
»Worüber genau will sie mit uns reden?«, fragte King.
»Ich bin mir nicht ganz sicher«, räumte Eddie ein. »Aber Sie könnten sich ihre Version der Geschichte anhören, im Gegensatz zu dem Blödsinn, der in der Zeitung steht.«
»Ich bin sicher, Chip und seine Leute werden sich darum kümmern.«
»Aber mit Ihnen beiden würde sie sich wohler fühlen. Unter uns gesagt, Mutter und Chip kommen nicht besonders gut miteinander aus.«
»Obwohl er Ihnen das Leben gerettet hat?«
»Ich kann es Ihnen nicht erklären. Ich weiß nur, dass es so ist.«
»Er hat eine sehr hohe Meinung von Ihrer Mutter.«
»Vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Mutter hält nicht viel von ihm.«
»Okay, wir reden mit ihr. Trotzdem wird das die Leute nicht davon abhalten, Gerüchte zu verbreiten.«
Dorothea mischte sich ein. »Da Eddie nur wie die Katze um den heißen Brei herumschleicht, will ich es ohne Umschweife sagen. Es steht völlig außer Frage, dass Remmy etwas mit dem Tod dieses Mannes zu tun hatte. Aber wenn Sie denjenigen finden, der wirklich Juniors Mörder ist, hätten all die Gerüchte schlagartig ein Ende.«
»Stimmt«, sagte Eddie. »Und dann haben Sie vielleicht auch den gefunden, der Vater ermordet hat.«
»Sie glauben also, dass es sich um dieselbe Person handelt?«, fragte King.
»Es ist ein seltsamer Zufall, dass Junior verdächtigt wurde, ins Haus meiner Eltern eingebrochen zu sein, und wenig später mein Vater und er kurz hintereinander getötet wurden.«
»Das war eigentlich meine Idee«, sagte Dorothea stolz. »Deshalb bin ich hier. Ich habe letzte Nacht gründlich darüber nachgedacht. Wäre es möglich, dass jemand diese Mordserie ausgenutzt hat, um Bobby und Junior zu töten? Wenn es so ist, muss die Sache etwas mit den gestohlenen Gegenständen zu tun haben.«
»Über diese Möglichkeiten haben auch wir bereits nachgedacht«, räumte King ein.
»Siehst du!«, rief Dorothea und zeigte mit dem Finger auf ihren Mann. »Ich habe es dir gleich gesagt!«
»Schon gut, Dorothea, schon gut«, sagte Eddie. »Sie halten es also für möglich, Sean?«
»Vieles ist möglich«, sagte King unbestimmt. »Ist Ihre Mutter heute zu Hause?«
»Ja, aber morgen ist die Beerdigung. Zu diesem Anlass schauen viele Leute bei ihr vorbei.«
»Dann reden wir später mit ihr. Wann geht es morgen los?«
»Um zwei. Die Trauerfeier findet in der Christ Church statt, die Beerdigung auf dem Kensington-Friedhof. Sie sind natürlich ebenfalls eingeladen.«
Dorothea beugte sich vor. »Haben Sie schon irgendwelche Spuren? Einen Verdächtigen?«
»Die Ermittlungen sind noch im Gange, Dorothea. Dazu können wir Ihnen keine Auskunft erteilen«, erwiderte King.
»Ich dachte nur, wenn wir Ihnen helfen, könnten Sie uns im Gegenzug auch ein paar Informationen geben«, sagte sie unverblümt.
»Tut mir Leid, aber so läuft das nicht. Aber da Sie schon einmal hier sind, hätte ich noch eine Frage an Sie. Stimmt es, dass Sie Bobby am Nachmittag vor seiner Ermordung besucht haben?«
Dorothea starrte ihn mit leerem Blick an. »Ja. Warum?«
»Was war der Zweck Ihres Besuchs?«
»Er war mein Schwiegervater. Ich wollte sehen, wie es ihm geht. Es war nicht mein erster Besuch, und der Mord geschah erst viele Stunden später.«
»Und an jenem Abend fuhren Sie nach Richmond. Um welche Uhrzeit sind Sie dort eingetroffen?«
»Das weiß ich nicht mehr. Es war spät. Ich bin sofort ins Bett gegangen.«
»In welchem Hotel?«
»Im Jefferson. Da übernachte ich immer.«
»Ich bin überzeugt, dass das Personal uns sagen kann, wann genau Sie dort eingetroffen sind.«
»Worauf wollen Sie eigentlich hinaus? Ich bin zu Ihnen gekommen, um Ihnen zu helfen, und nicht, um
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