Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
von Ihnen verhört zu werden!«
»Und ich versuche Ihnen zu helfen. Wenn Sie über hundert Kilometer entfernt in einem Hotel waren, als Ihr Schwiegervater ermordet wurde, haben Sie ein hieb- und stichfestes Alibi. Zweifellos hat auch das FBI diesen Punkt längst überprüft.«
Dorothea starrte King eine Weile an; dann stand sie auf und marschierte nach draußen. Eddie dankte ihnen und folgte ihr gleich darauf. King und Michelle beobachteten durchs Fenster, wie die beiden zu ihren Wagen gingen.
»Lass mich raten«, sagte Michelle. »Du glaubst nicht, dass sie um zehn Uhr in ihrem Hotel war.«
»Ich glaube, dass sie ihrem Ehemann verheimlichen möchte, wo sie wirklich war. Und ich bin überzeugt, dass Bailey es bereits weiß, aber bislang darauf verzichtet hat, uns zu informieren. Was sie über ihren Besuch bei Bobby erzählt hat, war völliger Blödsinn. Ich habe mich beim Krankenhaus erkundigt.«
Michelle beobachtete, wie Eddie in seinen Wagen stieg. »Ich frage mich, wie ein so netter Kerl an so eine Hexe geraten konnte.«
King sah sie an und lächelte. »Hast du dich in Eddie Battle verguckt?«
Michelle errötete. »Red keinen Unsinn, Sean.«
»Hast du dir für morgen Nachmittag schon was vorgenommen?«
»Vielleicht gehe ich joggen.«
»Der Termin ist gestrichen. Wir gehen zu einer Beerdigung.«
»Warum?«
»Es ist eine wenig bekannte Tatsache, dass Mörder häufig an den Beerdigungen ihrer Opfer teilnehmen.«
»Wir sind auch nicht bei den anderen dabei gewesen.«
»Die anderen waren auch nicht der Rede wert. Rhonda Tylers Eltern wollten eine kleine Beisetzung, also wurde sie auf einem Urnenfeld in der Nähe von Lynchburg bestattet. Ich war dabei. Sonst waren nur noch die Totengräber anwesend.«
»Es überrascht mich, dass niemand vom Aphrodisia hingegangen ist. Pam zum Beispiel.«
»Ich glaube, sie wollen am liebsten ganz schnell vergessen, was passiert ist.«
»Aus den Augen, aus dem Sinn.«
»Und Steve Canney wurde ohne Trauerfeier eingeäschert.«
»Das ist ziemlich ungewöhnlich für einen Football-Star.«
»Sein Vater wollte es so.«
»Und Janice Pembroke?«, fragte Michelle.
»Ihren Eltern war es peinlich, was sie im Augenblick ihres Todes mit Steve Canney getrieben hat. Deshalb haben sie das Mädchen an einem nicht bekannten Ort außerhalb der Stadt begraben lassen.«
»Und Diane Hinson?«
»Die Eltern haben ihre sterblichen Überreste nach New York überführen lassen, wo Diane geboren wurde.«
»Was hältst du von Eddies und Dorotheas Überraschungsbesuch?«, fragte Michelle.
»Eddies Motiv verstehe ich. Wahrscheinlich hat seine Mutter ihn dazu angestachelt. Ihr treu ergebener Sohn ist das perfekte Werkzeug für sie. Dorotheas Anwesenheit aber war viel interessanter. Sie behauptete, dass sie uns ihre Theorie über den Killer präsentieren wollte. Es überrascht mich, dass sie tatsächlich so viele Gedanken an die Sache verschwendet hat. Ich glaube, in Wirklichkeit war sie hier, um Informationen aus uns herauszukitzeln.«
»Vielleicht hofft sie nur auf ein größeres Stück vom Erbe, auch wenn sie es gar nicht nötig hätte.«
»Vielleicht doch«, erwiderte King.
»Wie meinst du das? Ich denke, sie ist die Königin unter den hiesigen Immobilienmaklern.«
»Dorothea war an einigen sehr fragwürdigen Immobiliengeschäften beteiligt, die vor kurzem den Bach runtergegangen sind.«
»Du hast Nachforschungen angestellt?«
»Ich hatte keine Lust mehr, Chip Bailey den ganzen Spaß allein zu überlassen.«
»Und du hast ihm nichts davon gesagt?«
»Er ist vom FBI. Er kann es selber rauskriegen.«
»Also braucht Dorothea Geld, und nun versucht sie, sich mit Remmy gut zu stellen.«
»Das könnte sein.« Er sah auf seine Uhr. »In etwa einer Stunde beginnen meine Gespräche mit Roger Canney und Janice Pembrokes Eltern. Wenn wir damit fertig sind, solltest du einkaufen gehen.«
»Wieso einkaufen?«
Er musterte sie von oben bis unten. »Jeans und eine Jacke vom Secret Service sind nicht unbedingt die geeignete Garderobe für eine Trauerfeier.«
KAPITEL 45
Sylvia Diaz zählte die Tabletten durch, dann noch einmal. Dann rechnete sie zusammen, wie viele Pillen sie in den letzten drei Wochen verschrieben hatte, und verglich diese Zahl mit der Inventarliste ihres Medikamentenbestands. Schließlich setzte sie sich an den Computer und ermittelte die gespeicherten Zahlen. Die Computerdaten stimmten mit dem tatsächlich vorhandenen Bestand überein, aber nicht mit der Menge, die nach den
Weitere Kostenlose Bücher