Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
war mit ein paar Kumpels unterwegs.«
»Haben diese Kumpels Namen und Adressen?«
Ja, die hatten sie, und Michelle notierte sie sich, während der Mann nervös zuschaute.
»Ich hab nichts mit dem Mord an ihr zu tun«, beteuerte er, als er ihnen nach draußen folgte.
»Dann haben Sie auch nichts zu befürchten«, erwiderte Michelle.
»Darauf können Sie Gift nehmen, Baby.«
Michelle fuhr herum. »Mein Name ist Maxwell. Deputy Maxwell. Und falls Sie es noch nicht wussten: Wer seine Frau schlägt, begeht eine Straftat.«
Er schnaufte. »Hab keine Ahnung, wovon Sie reden.«
»Ich glaube, Ihre Frau würde das anders sehen.« Michelle deutete mit einem Nicken auf Mrs Pembroke, die sie von drinnen durch die Gardinen beobachtete.
Er lachte. »Sie wird nichts sagen. Ich bin der Herr im Haus. Warum kommen Sie nicht einfach mal vorbei, dann beweise ich es Ihnen, Schätzchen.«
Michelles Körper spannte sich.
»Tu es nicht, Michelle«, warnte King, der sie genau im Auge behielt. »Lass ihn reden.«
»Du kannst mich mal, Sean!«
Sie stapfte zu dem Mann hinüber und redete mit leiser, aber sehr deutlicher Stimme auf ihn ein. »Hören Sie mir zu, Sie armseliger kleiner Schwachkopf. Ihre Frau muss Sie gar nicht mehr persönlich anzeigen. Das kann der Staat für sie übernehmen. Wenn ich das nächste Mal hier vorbeischaue – und das werde ich – und sie auch nur einen einzigen blauen Fleck hat, werde ich Ihren schlaffen Arsch hinter Gitter schleifen, nachdem ich Ihnen gezeigt habe, wie sich Schläge anfühlen.«
Dem Mann fiel die Zigarette aus dem Mund. »Das können Sie gar nicht. Sie sind bloß Polizistin.«
»Ich werde sagen, dass Sie die Treppe runtergefallen sind.«
Der Mann blickte King an. »Diese Frau hat mich bedroht«, rief er.
»Ich habe nichts gehört«, sagte King.
»So soll das also laufen, was? Nun, ich hab keine Angst vor einer Hungerharke wie Ihnen.«
Vor dem Haus stand ein anderthalb Meter hoher, dicker Holzpfosten, an dem eine altertümliche Laterne hing. Michelle ging hinüber und zerbrach den Pfosten mit einem kräftigen Fußtritt in der Mitte.
Danach lag plötzlich auch die Bierdose neben der Zigarette auf dem Boden, während der Mann offenen Mundes auf das Ergebnis dieser Demonstration starrte.
»Ich freue mich auch schon auf unser Wiedersehen, Schätzchen !«, sagte Michelle, als sie zum Wagen ging.
King bückte sich und hob einen Splitter vom Holzpfahl auf. »Stellen Sie sich mal vor«, sagte er zu dem erschütterten Mann, »das wäre Ihr Rückgrat gewesen.« Er gab ihm vierzig Dollar, um den Schaden zu begleichen, und folgte Michelle.
»Ich glaube, er hat sich in die Hose gemacht«, sagte King, als sie in den Wagen stiegen.
»’tschuldigung. Ich war wütend. Aber man kann nicht immer die andere Wange hinhalten.«
»Um ehrlich zu sein, ich bin richtig stolz auf dich.«
»Danke. Aber wenn ich ihm drohe, wird sich nichts an der Situation seiner Frau ändern. Bei einem solchen Kerl weiß man nie, was er als Nächstes tut. Wahrscheinlich hätte ich lieber die Klappe halten sollen.«
»Aber du wirst wiederkommen und nachsehen, wie es der Frau geht?«
»Verlass dich drauf.«
»Sag mir vorher Bescheid.«
»Warum? Damit du es mir ausreden kannst?«
»Nein. Damit ich den Drecksack festhalten kann, während du ihn windelweich prügelst.«
KAPITEL 46
Er war King und Michelle zu den Pembrokes gefolgt und fuhr nun hinter ihnen her, als sie zu Roger Canneys Haus unterwegs waren. Heute benutzte er nicht den blauen VW Käfer, sondern einen alten Pick-up. Ein schweißfleckiger Cowboyhut, eine Sonnenbrille und ein aufgeklebter Bart, den er selbst angefertigt hatte, sorgten für die nötige Tarnung. Die zwei Detektive wurden allmählich zu einem Problem, und er war sich nicht sicher, was er in der Sache unternehmen sollte. In Janice Pembrokes Umfeld würden sie keine Spuren finden, genauso wenig wie bei Diane Hinson. Und für sich genommen führte auch der Mord an Rhonda Tyler in eine Sackgasse. Steve Canney jedoch war eine andere Geschichte. Der Junge war der Schlüssel; er konnte alles zum Einsturz bringen.
Er hatte keine Zeit, Roger Canney, den Vater des Jungen, zu töten. Außerdem würde das nur neue Fragen aufwerfen, warum Steve hatte sterben müssen. Er hatte keine andere Wahl, er konnte die Befragung nicht verhindern. Dann musste er analysieren, welche Schlüsse die Detektive daraus zogen, und entsprechend reagieren. Zum Glück hatte er die Voraussicht besessen, Canneys Haus zu
Weitere Kostenlose Bücher