Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
ihre Sachen sind. Was er sowieso nicht hätte tun können, weil er sie meiner Meinung nach nicht gestohlen hat.«
»Aber wenn er tot ist«, sagte Bailey, »kann er die Sachen niemand anderem mehr zeigen.«
King ließ sich nicht überzeugen. »Da könnte Remmy sich nicht sicher sein. Er hätte Vorkehrungen treffen können für den Fall, dass ihm etwas zustößt.«
»Das klingt einleuchtend«, sagte Williams. »Aber wir sollten dieser Angelegenheit trotzdem nachgehen. Nicht, dass ich mich darauf freue, mit Remmy über dieses Thema zu sprechen.«
»Wir beide werden mit ein paar anderen Personen reden«, sagte King.
»Mit wem?«, fragte Bailey streng.
»Steve Canneys Vater und Janice Pembrokes Eltern.«
»Wir haben schon mit ihnen gesprochen. Und auch mit allen, die in Verbindung zu Diane Hinson standen.«
»Aber Sie haben sicher nichts dagegen, wenn wir ebenfalls mit ihnen reden«, sagte Michelle.
»Nur zu«, sagte Williams. »Meine Erlaubnis habt ihr.«
»Aber melden Sie sich, falls Sie etwas Interessantes herausfinden sollten«, sagte Bailey.
»Ich zähle schon die Minuten«, murmelte King.
KAPITEL 44
King und Michelle fuhren zu ihrem Büro, um ein paar Arbeiten zu erledigen, bevor sie sich auf den Weg zu Janice Pembrokes und Steve Canneys Eltern machen wollten. Ein silberner Volvo-Kombi und ein BMW aus der 8er-Serie parkten vor dem Gebäude.
»Eddie und Dorothea«, sagte Michelle, als sie ausstieg. Als hätten sie auf dieses Stichwort gewartet, öffneten sich die Türen beider Fahrzeuge, und das Ehepaar stieg aus.
»Sie fahren in verschiedenen Wagen«, bemerkte Michelle leise.
»Und vielleicht sind sie in verschiedene Richtungen unterwegs.«
Eddie trug eine graue Hose, ein weißes Hemd und einen blauen Blazer und hatte einen Lederkoffer in der Hand. Mit der tief gebräunten Haut und den kräftigen, verwitterten Gesichtszügen sah er ziemlich gut aus, wie Michelle anerkennend bemerkte.
Dorothea war ganz in Schwarz gekleidet, was in Anbetracht der Umstände angemessen schien. Aber King wusste, dass es nichts mit Trauer um den Verlust des Familienpatriarchen zu tun hatte. Die Netzstrümpfe, die Stöckelschuhe und das großzügige Dekolleté ließen keinen Zweifel daran.
King schloss die Tür zum Bürogebäude auf; dann traten alle ein.
Als sie sich gesetzt hatten, sagte King: »Es tut uns sehr Leid, was mit Ihrem Vater geschehen ist, Eddie.« Er warf einen Blick zu Dorothea, sagte aber nichts, da ihrer Miene zu entnehmen war, dass sie kein Beileid erwartete.
»Ich kann es immer noch nicht fassen«, sagte Eddie. »Mutter war noch um zehn Uhr bei ihm, und um halb elf war er tot.«
»Remmy sagte, sie hätte niemanden gesehen, als sie die Klinik verlassen hat«, sagte Michelle.
»Ich kann mir auch nicht vorstellen«, warf Dorothea gereizt ein, »dass der Betreffende mit wedelnden Armen vor Remmy herumgesprungen ist, um zu rufen: ›Hallo, ich werde jetzt gleich Ihren Ehemann töten!‹«
»Danke für den Hinweis, Dorothea«, sagte Eddie. »Wenn du weiter nichts Hilfreiches beizutragen hast, schlage ich vor, dass du einfach still dasitzt und weiterschmollst.«
Gut gekontert, Eddie , dachte Michelle.
Dorothea erweckte den Eindruck, als wolle sie etwas ähnlich Scharfzüngiges erwidern, doch sie riss sich zusammen, saß mit verschränkten Armen da und starrte mit finsterer Miene auf den Fußboden.
»Was können wir für Sie tun, Eddie?«, fragte King.
Eddie zog eine Zeitung aus seinem Aktenkoffer und zeigte auf einen Artikel auf der ersten Seite. King überflog den Text, während Michelle ihm über die Schulter blickte und mitlas.
Als er fertig war, wirkte King verärgert. »Wie zum Teufel konnte die Geschichte, dass Remmy Junior bedroht hat, an die Presse durchsickern?«
»Vielleicht durch Lulu«, spekulierte Michelle. »Oder ihre Mutter Priscilla. Das würde ihr ähnlich sehen.«
»Wie dem auch sei«, sagte Eddie, »jetzt glaubt die ganze Stadt, dass Mutter für den Mord an Junior verantwortlich ist.«
»Aber die Gazette hat auch berichtet, dass Juniors Tod mit den anderen Serienmorden in Verbindung gebracht wird«, warf Michelle ein.
Eddie sank im Sessel in sich zusammen. »Das spielt keine Rolle. Die Leute denken, sie hätte jemanden bezahlt, damit es danach aussieht.«
»Und wie hat Remmy es aufgenommen?«
»Sie ist am Boden zerstört.«
»Aber sie streitet nicht ab, dass sie Junior bedroht hat?«, fragte King.
Nun wirkte Eddie misstrauisch. »Ich will mich nicht über semantische
Weitere Kostenlose Bücher