Sean King 03 - Im Takt des Todes
aufgetaucht.«
»Wenn du recht hast, Sean«, sagte Horatio, »liegt dann nicht der Verdacht nahe, dass eine Frau Rivest umgebracht hat? Einer Frau wäre es doch viel leichtergefallen, sich als Putzfrau zu verkleiden.«
Sean zuckte die Schultern. »Mag sein, aber der Wachmann war sicher, dass es ein Kerl gewesen ist. Außerdem habe ich mit dem Wäschereileiter gesprochen – es gibt hier genauso viele Männer wie Frauen in der Putzkolonne.«
»Dann müssen wir also herausfinden, wer vom Reinigungspersonal in der Nacht Dienst hatte«, sagte Michelle.
»Ja und nein«, erwiderte Sean. »Natürlich werden wir uns den Dienstplan besorgen und ihn durchgehen, aber ich denke, es war ein Außenstehender, der sich verkleidet hat. Wenn man die Kleidung des Reinigungspersonals und einen echt aussehenden Ausweis trägt, wer überprüft einen da schon?«
»Oder es könnte jemand gewesen sein, der hier in Babbage Town arbeitet«, fügte Michelle hinzu.
»Das wäre noch weit beunruhigender.«
Sean wandte sich zum Gehen.
»Wo willst du hin?«, fragte Michelle.
»Ich will herausfinden, ob unser hiesiges Genie, Champ Pollion, wirklich in Baracke zwei war oder ob er nicht vielleicht einen Wäschewagen voller Beweisstücke durch die Gegend geschoben hat.«
63.
S ean konnte niemanden finden, der Champ Pollion in der Nacht von Rivests Tod bis drei Uhr morgens in Baracke Nr. 2 hatte arbeiten sehen. Das brachte Champ wieder auf die Liste der Verdächtigen. Als Sean zu Alicias Haus zurückging, rief Joan an.
»Wir haben ein Kommuniqué von den Eigentümern von Babbage Town bekommen«, sagte sie.
»Wer sind sie?«
»Weiß ich nicht.«
»Woher weißt du dann, dass es echt ist?«
»Im Vorfeld haben wir zwei Passwörter vereinbart und eine sichere Verbindung eingerichtet. Aber wie auch immer, seit dem Mord an Rivest haben sie – wer immer ›sie‹ sein mögen – unsere Anwesenheit in Babbage Town überdacht. Wenn du jetzt keine Fortschritte zu melden hast …«
»Joan, genau dafür reiße ich mir gerade den Hintern auf. Du hast noch nie so dicke Mauern gesehen wie hier. Und wir kennen unseren Auftraggeber nicht einmal.«
»Was hast du herausgefunden?«
Sean zögerte und erzählte ihr dann von der Sache mit den deutschen Kriegsgefangenen.
»Und du glaubst, das hat etwas mit dem Tod von Monk Turing zu tun?«
»Möglich. Wenn du mir eine Liste dieser Gefangenen besorgen könntest und Informationen, was aus ihnen geworden ist, wäre das sehr hilfreich. Und da du schon Monks Reise durch England nachvollziehen konntest … Könntest du das auch für Deutschland tun? Ich könnte inzwischen versuchen, mal einen Blick in seinen Pass zu werfen, falls ich ihn den gierigen Fingern des FBI entreißen kann.«
»Ich werde sehen, was ich tun kann. Hast du eine Idee, wo in Deutschland ich suchen muss?«
»Nein.«
»Wie ich sehe, hast du Geld für Ausrüstung angefordert.«
»Nichts Ungewöhnliches, das versichere ich dir.«
»Dann macht es dir bestimmt nichts aus, mir zu sagen, um was es sich handelt.«
»Joan, wenn du das Geld nicht bewilligen willst, dann sag es einfach. Ich habe alles für einen guten Preis bekommen, und einige Dinge sind nur geleast.«
»Mir geht es nicht um die Kosten.«
»Was soll dann der Aufstand?«
»Sagen wir einfach, ich fühle mich ein wenig außen vor gelassen.«
»Wenn ich etwas zu berichten habe, wirst du davon hören.«
»Wie geht es deiner Psycho-Freundin?«
Sean versteifte sich. »Was meinst du denn damit?«
»Ich habe so meine Quellen«, antwortete Joan geheimnisvoll.
»Es geht ihr gut.«
»Da bin ich sicher. Aber wenn du meinen Rat hören willst – ein psychischer Krüppel wird dir in einer Krise nicht den Rücken decken können.«
»Meinem Rücken geht es hervorragend.«
»Mal ernsthaft, Sean. Freundschaft ist eine Sache, aber würdest du dein Leben darauf verwetten? Drei Leute sind bereits tot. Ich möchte nicht, dass du der Vierte wirst.«
Sie legte auf. Sean hasste sich dafür, dass er plötzlich Zweifel an Michelle hatte, aber sie waren nicht wegzuleugnen. Was, wenn sie sich auf CIA -Gelände befanden, und Michelle machte schlapp? Was, wenn sie irgendetwas tat, was sie alle das Leben kosten könnte?
64.
A m nächsten Nachmittag versuchte Michelle, Viggie zu finden, doch niemand wusste, wo das Mädchen war. Alicia arbeitete in ihrer Baracke, und der Wachmann, der Viggie zugeteilt war, hatte seinen Schützling irgendwie verloren. Dann fiel Michelle etwas ein, was Viggie beim
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