Sean King 03 - Im Takt des Todes
hineinzukommen.«
»Wie es aussieht, können wir das im Augenblick aber nicht.« Michelle drehte sich zu Viggie um. »Danke für deine Hilfe. Sean und ich hätten das unmöglich selbst herausgefunden.«
Viggie strahlte sie an.
61.
H oratio dankte Freeman und machte sich auf den Weg zurück zu seiner Pension. Als er dort ankam, rief er über Handy die Nachrichten auf dem Anrufbeantworter in seinem Büro ab. Ein Anruf erregte seine Aufmerksamkeit. Sofort rief er zurück.
»Hallo?«
»Mrs. Rose? Hazel Rose?«
»Einen Moment, bitte.«
Horatio wartete ein paar Augenblicke, bis eine tiefe Stimme mit Südstaatenakzent sich meldete.
»Hallo? Wer ist da?«
»Mrs. Rose. Ich bin es, Horatio Barnes. Ich habe gerade Ihre Nachricht bekommen.«
»Oh ja, Mr. Barnes. Ich wollte Ihnen nur danken für das, was Sie für mich getan haben. Ich werde in das Heim verlegt, von dem Sie gesprochen haben. Ich kann es kaum glauben. Die haben da tatsächlich eine Bibliothek mit echten Büchern, nicht nur mit Zeitschriften.«
Horatios Enthusiasmus verebbte. Er hatte geglaubt, dass sie sich vielleicht an irgendetwas aus Michelles Kindheit erinnern würde. »Ich freue mich, dass alles so gut für Sie geklappt hat. Ich weiß, dass Sie dort glücklicher sein werden. Danke, dass Sie mich angerufen haben.«
»Warten Sie. Das ist nicht der einzige Grund, warum ich mich gemeldet habe.«
Horatio horchte auf. »Nein?«
»Nein. Ich habe mich an etwas erinnert. Ich weiß nicht, ob es Ihnen helfen wird, aber ich dachte mir, ich sollte es Ihnen sagen.«
»Im Augenblick nehme ich, was ich bekommen kann, Mrs. Rose.«
Hazel Rose senkte die Stimme zu einem Flüstern, vermutlich, damit ihre Zimmergenossin sie nicht hören konnte. »Erinnern Sie sich noch, dass ich Ihnen erzählt habe, Frank Maxwell sei zur Abendschule gegangen, um zur Großstadtpolizei versetzt zu werden?«
»Ja. Da Michelles Brüder zu dem Zeitpunkt schon erwachsen und aus dem Haus waren, muss es sehr einsam für sie gewesen sein.«
»Ich glaube nicht, dass Michelle in diesem Haus als Einzige einsam war.«
»Was meinen Sie damit?«
»Sie haben das aber nicht von mir!«
»Ich schwöre.«
Es folgte ein tiefes Seufzen; dann erklärte die alte Frau: »Ungefähr zu der Zeit, von der wir reden, habe ich mindestens einmal in der Woche einen Wagen auf der Straße parken sehen, nicht weit vom Haus der Maxwells ent.
fernt.«
»Einen Wagen?«
»Um die Wahrheit zu sagen, habe ich mir damals nicht viel dabei gedacht. Und morgens, wenn mein Mann zur Arbeit ging, war der Wagen nie da. Das hätte ich bemerkt, denn ich habe meinem Mann immer Frühstück gemacht.«
»Haben Sie herausgefunden, wem der Wagen gehörte?«
»Nein. Aber ich habe ihn einmal woanders gesehen. Er hat vor einem Dairy Queen geparkt.«
»Haben Sie auch den Fahrer gesehen?«
»Ja. Ein gut aussehender Bursche in Uniform.«
»Was für eine Uniform?«
»Army.«
»Gab es eine Militärbasis in der Nähe?«
»Nein, aber es gab ein Rekrutierungsbüro in der Stadt.«
»Dann glauben Sie, dass er dort gearbeitet hat?«
»Vielleicht. Ich hab das nie verfolgt. Es ging mich ja nichts an.«
»Aber warum glauben Sie, dass dieses Auto etwas mit dem Haus der Maxwells zu tun haben könnte?«
»Damals waren mein Haus und das der Maxwells die einzigen Häuser an dem Stück der Straße. Und die Ehemänner der anderen Frauen in der Gegend waren abends daheim.«
»Und Frank Maxwell nicht?«
»Der nicht. Und wenn er zu Hause war, war der Wagen nicht da.«
»Sind Sie sicher?«
»Vollkommen.«
»Und das ist Ihnen gerade erst wieder eingefallen?«, fragte Horatio skeptisch.
»Ich habe schon daran gedacht, als Sie hier waren. Aber warum hätte ich so viel Staub aufwirbeln sollen? Was hätte das genützt?«
»Und warum haben Sie jetzt Ihre Meinung geändert?«
»Je mehr ich darüber nachgedacht habe, desto mehr bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass die Wahrheit Michelle helfen wird. Sie war nur ein kleines Mädchen. Was damals auch passiert sein mag, es war nicht ihre Schuld.«
»Und was ist passiert, Mrs. Rose?«
»Das möchte ich lieber nicht sagen, Mr. Barnes. Jetzt liegt es an Ihnen. Ich hoffe, ich konnte Ihnen helfen. Haben Sie Michelle die Grüße von mir bestellt?«
»Ja. Und sie erinnert sich noch gut an Sie.«
Die Stimme der alten Frau zitterte ein wenig. »Ich wünschte dem Kind nur das Beste.«
Horatio dankte ihr, legte auf und ließ sich auf seinen Stuhl sinken. Das gab dem Ganzen eine vollkommen neue
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