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Sean King 03 - Im Takt des Todes

Titel: Sean King 03 - Im Takt des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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wollte, was für gewöhnlich nicht der Fall war. Zu guter Letzt ging sie ins Bett, wo sie vom nächsten Tag in dieser Hölle träumen konnte.
    Als der Türknauf sich nicht drehte, erhob Michelle sich langsam vom Stuhl und ließ den Blick über die vier fensterlosen, hell gestrichenen Wände schweifen. Sie schaukelte auf den Fersen vor und zurück und atmete tief durch, um festzustellen, wie weit ihre Rippen bereits verheilt waren.
    Sie hatte nicht viel über jene Nacht in der Bar nachgedacht. Sie war dorthin gegangen, um zu trinken und zu vergessen. Und als sie betrunken war, hatte sie ihr Bestes gegeben, einen Mann umzubringen. Nein, nicht ihr Bestes. Irgendwo tief in ihrem Innern hatte sie den Wunsch gehabt, selbst verletzt zu werden. Vielleicht sogar getötet …? Falls das wirklich ihre Absicht gewesen war, konnte sie sich nicht einmal mehr selbst umbringen.
    Kann man ein solches Unvermögen in Worte fassen?
    Michelle fuhr herum, als die Tür sich öffnete. Horatio Barnes kam herein. Er trug sein gewohntes Outfit: ausgewaschene Jeans, Sneakers, schwarzes T-Shirt mit aufgedrucktem Bild von einem Joint rauchenden Jimi Hendrix. Seit Michelle hierhergekommen war, hatte sie Barnes schon mehrmals gesehen, doch ihre Gespräche waren stets allgemeiner Natur gewesen. Inzwischen war Michelle zu der Überzeugung gelangt, dass der Mann entweder nicht allzu klug war oder dass ihm nichts daran lag, ob ihr Zustand sich besserte oder nicht.
    Kümmert mich das denn?
    Barnes hatte ein Bandgerät mitgebracht und bat Michelle, sich zu setzen, was sie auch tat. Sie tat immer, was man von ihr verlangte. Was blieb ihr anderes übrig?
    Barnes setzte sich ihr gegenüber und hob das Aufnahmegerät. »Macht Ihnen das etwas aus? Ich fürchte, ich werde vergesslich auf meine alten Tage. Ich bin schon froh, dass ich mir merken kann, wo meine Haustür ist, sonst würde ich in der eigenen Wohnung verhungern.«
    Michelle zuckte mit den Schultern. »Mir egal. Nehmen Sie ruhig alles auf.«
    Barnes schaltete den Rekorder ein und stellte ihn neben Michelle auf den Tisch. »Und, wie geht es uns heute?«
    » Uns geht es super. Wie geht es Ihnen, Dr. Barnes?« Michelle ahmte die Stimme des Psychiaters perfekt nach.
    Barnes lächelte. »Sagen Sie einfach Horatio. Dr. Barnes war mein alter Herr.«
    »Was für ein Doktor war er denn?«
    »Chef der Humanmedizin an der Harvard Medical School. Dr. Stephen Cawley Barnes. Deshalb hat es ihn immer so aufgeregt, wenn ich ihn Stevie nannte.«
    »Wie kommt es, dass Sie nicht auch Arzt geworden sind?«
    »Mein Vater wollte tatsächlich, dass ich in seine Fußstapfen trete. Er hatte mein ganzes Leben für mich verplant. Er hat mich Horatio genannt, nach irgendeinem Vorfahren aus der Gründerzeit, in der Hoffnung, das würde meinem Leben historisches Gewicht verleihen. Können Sie sich das vorstellen? Wissen Sie, was für einen Mist ich mir wegen dieses Namens habe anhören müssen? Und das nur, weil mein Alter so ein elitärer Snob war. Deshalb bin ich nach Yale gegangen und Seelenklempner geworden.«
    »Sie waren wohl ein ziemlicher Rebell.«
    »Entweder macht man etwas richtig oder gar nicht. Hm, ich sehe auf Ihrem Krankenblatt, dass Sie keine ruhige Nacht hatten.«
    Michelle ließ sich auf diesen plötzlichen Themenwechsel ein. »Ich war nicht müde.«
    »Offenbar hatten Sie Albträume«, sagte Horatio. »Die mussten Sie ja irgendwann wecken.«
    »Ich erinnere mich nicht.«
    »Deshalb bin ich hier. Um Ihnen zu helfen, sich zu erinnern.«
    »Warum sollte ich mich an einen Albtraum erinnern wollen?«
    »Weil er mir viel darüber verraten könnte, was Ihnen zu schaffen macht.«
    »Und wenn ich es gar nicht wissen will? Bedeutet das auch irgendetwas?«
    »Sicher. Wollen Sie es wissen?«
    »Lieber nicht.«
    »Prima. Damit wäre das ›Bloß-keine-Albträume‹-Kästchen abgehakt. Wie ich sehe, haben Sie auch Dr. Reynolds gefragt, ob er zu Hause genügend Sex bekommt. Macht es Ihnen etwas aus, mir zu sagen, warum Sie das getan haben?«
    »Weil er jedes Mal versucht hat, mir unter den Kittel zu gucken, wenn ich die Beine übereinandergeschlagen habe. Wie Ihnen vielleicht aufgefallen ist, trage ich jetzt ein Höschen.«
    »Da habe ich ja Glück gehabt. Okay … lassen Sie uns darüber reden, warum Sie in diese Kneipe gegangen sind.«
    »Haben wir das nicht schon besprochen?«
    »Lassen Sie mir doch die Freude. Irgendwie muss ich mein üppiges Gehalt doch rechtfertigen.«
    »Ich wollte einen Drink. Warum gehen Sie in eine

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