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Sean King 03 - Im Takt des Todes

Titel: Sean King 03 - Im Takt des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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geradezu um eine Schlägerei.
    »Heute gibt es Salisbury-Steak zum Abendessen. Nehmen Sie stattdessen das Erdnussbuttersandwich. Das Steak ist grauenhaft. Ich glaube, es ist noch nicht mal richtiges Fleisch. Vermutlich haben die Russen diesen Fraß im Kalten Krieg erfunden, um amerikanische Spione zum Reden zu bringen.«
    Nachdem Horatio gegangen war, setzte Michelle sich auf den Boden und ließ den Rücken gegen die Wand sinken. »Warum bin ich hier?«, schrie sie unvermittelt und trat mit dem rechten Bein gegen den Stuhl, dass er durchs Zimmer flog.
    Als die Krankenschwester hereingestürmt kam, stand der Stuhl wieder aufrecht, und Michelle hatte sich erhoben. In feierlichem Tonfall sagte sie: »Ich habe gehört, das Steak soll grauenhaft sein.«
    »Stimmt. Dann wollen Sie lieber das Erdnussbuttersandwich?«, erwiderte die Krankenschwester.
    »Nein, tragen Sie mich für das Steak ein, doppelte Portion«, sagte Michelle und stapfte zur Tür hinaus.
    »Was soll das?«, rief die Schwester ihr hinterher. »Wollen Sie sich schon wieder selbst bestrafen?«
    Darauf kannst du wetten.

9.
    I n der Nacht lag Michelle wach im Bett. Das ranzige Stück Knorpel, das sie hier »Salisbury-Steak« nannten, brannte ihr ein Loch in den Magen. Da sie sich auf freiwilliger Basis hier befand, war sie in ihren Bewegungen kaum eingeschränkt, und im Augenblick neigte sie eher zu einem Spaziergang, anstatt die Toilette zu umarmen. Nicht alle Patienten genossen solche Freiheiten. Es gab auch einen geschlossenen Trakt, in dem Wärter für Ordnung sorgten. Dort waren die Zwangseingewiesenen untergebracht, die als gefährlich galten. Michelle hatte gehört, wie einige Angestellte diesen Trakt als »Kuckucksnest« bezeichnet hatten.
    Die Tür öffnete sich, und Cheryl kam herein, Michelles Zimmergenossin. Familiennamen wurden hier nicht benutzt. Cheryl litt unter deutlichem Untergewicht. Sie war Mitte vierzig; ergraute Locken klebten an ihren hageren Wangen. Cheryl hatte einen Trinkhalm dabei, an dem sie ständig saugte. Michelle wusste nicht genau, warum Cheryl hier war, nahm aber an, dass es mit Magersucht zu tun hatte.
    Cheryl brach auf ihrem Bett zusammen und saugte wild an dem verdammten Strohhalm.
    Kein Wunder, dass ich ständig Albträume habe, dachte Michelle, wenn riesige Blutsauger mich in meinem Bett piesacken.
    »Wie geht’s, Cheryl?«
    Das Sauggeräusch verstummte einen Augenblick und setzte dann wieder ein.
    Michelle ging auf und ab. Sie wollte Sean anrufen, aber was sollte sie ihm sagen? Tut mir leid wegen der Kneipenschlägerei? Komm mich abholen, ich bin wieder in Ordnung?
    In ihrer Verzweiflung drehte sie sich wieder zu Cheryl um. »Das Steak war der absolute Hammer, was meinst du? Ich hab das Gefühl, als hätte ich einen Reifen verschluckt.«
    Cheryl wandte sich von ihr ab und saugte noch lauter.
    Michelle gab es auf und machte sich auf den Weg in den kleinen Fitnessraum. Aus offensichtlichen Gründen waren sämtliche Geräte weggesperrt, wenn sie nicht benutzt wurden. Einen großen Gummiball hatte man allerdings liegen lassen. Michelle schnappte sich den Ball und machte eine halbe Stunde lang Beinübungen. Es fühlte sich gut an, die Muskeln wieder zu benutzen. Trotzdem musste sie noch den Rest der Nacht totschlagen, und sie war nicht müde.
    Sie ging auf den Flur zurück und vorbei an zwei Patienten in Krankenhauskitteln und mit blauen Slippern, die von einer Pflegerin begleitet wurden. In einem anderen Gang kam ihr einer der stämmigen Pfleger entgegen und blieb stehen. »Brauchen Sie Hilfe, Michelle?«
    Der Pfleger war ein eins neunzig großes Muskelpaket, das aber schon ein bisschen Fett ansetzte; aber er war ja auch schon Mitte fünfzig. Er hatte kurz geschnittenes blondes Haar, und im V-Ausschnitt seines Kittels funkelten drei Goldkettchen. Auf seinem Namensschild stand »Barry«.
    Michelle gefiel die Art nicht, wie Barry fragte; aber vielleicht lag es auch nur an ihrer schlechten Laune. Dann berührte er ihren Ellbogen, und allein das Gefühl seiner Finger auf ihrer Haut verriet Michelle seine Absichten. »Brauchen Sie Hilfe, zu Ihrem Zimmer zurückzukommen?«
    Michelle zog den Arm weg. »So groß ist der Bau hier nicht. Ich werde es schon finden.« Sie ging davon, fühlte jedoch, wie Barrys Blick sich in ihren Rücken bohrte. Ruckartig drehte sie den Kopf herum und erwischte ihn dabei, wie er sie angrinste.
    Michelle kehrte in ihr Zimmer zurück. Cheryl nuckelte noch immer an ihrem Strohhalm. Michelle legte sich

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