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Sean King 03 - Im Takt des Todes

Titel: Sean King 03 - Im Takt des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Kneipe?«
    »Sagen wir mal so … In elf verschiedenen Staaten gibt es Barhocker, die mir zu Ehren in den Ruhestand gegangen sind.«
    »Nun ja«, sagte Michelle, » ich wollte nur einen Drink.«
    »Und dann?«
    »Und dann bin ich in eine Kneipenschlägerei geraten und hab eins aufs Maul gekriegt. Reicht Ihnen das?«
    »Waren Sie vorher schon mal in dieser Bar?«
    »Nein. Ich brauche öfter mal was Neues. Außerdem bin ich ein Mensch, den Sie wohl ›kühn‹ nennen würden.«
    »Kühn bin ich auch. Aber eine Bar ausgerechnet in dem Viertel von D. C. aufzusuchen, das die höchste Verbrechensrate hat? Um halb zwölf nachts? Halten Sie das für klug?«
    Michelle lächelte und entgegnete höflich: »Wie sich herausgestellt hat, war es das nicht.«
    »Haben Sie diesen Fleischklops gekannt, mit dem Sie die Prügelei angefangen haben?«
    »Nein. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht mal, wie das alles gekommen ist.«
    »Genau das will ich erfahren, Michelle. Fangen Sie mit der Wahrheit an. Ich glaube, das können Sie.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Im Polizeibericht sind Sie sämtlichen Zeugen zufolge zu dem größten Kerl in der Kneipe gegangen, haben ihm auf die Schulter getippt und ihm ins Gesicht getreten.«
    »Zeugenaussagen sind bekannt für ihre Unzuverlässigkeit.«
    »Sean hat mit dem Mann geredet, den Sie angegriffen haben.«
    Michelle zuckte unwillkürlich zusammen. »Wirklich? Warum?«
    Horatio biss nicht an. Stattdessen sagte er: »Der Kerl hat Sean etwas Interessantes erzählt. Würden Sie es gerne wissen?«
    »Da Sie förmlich platzen, es mir zu sagen – nur zu.«
    »Er sagte, dass Sie es beinahe zugelassen hätten, dass der Kerl Sie umbringt. Als hätten Sie es darauf angelegt.«
    »Da hat er sich geirrt. Ich hab’s vermasselt, dem Kerl den Rest zu geben, sodass er seine Chance bekam, und die hat er genutzt. Ende der Geschichte.«
    »Die Schwestern haben gesagt, letzte Nacht hätten Sie im Schlaf immer wieder ›Leb wohl, Sean‹ gerufen. Erinnern Sie sich?«
    Michelle schüttelte den Kopf.
    »Haben Sie daran gedacht, Ihre Partnerschaft mit Sean aufzukündigen? Falls ja, sollten Sie es ihm dann nicht sagen? Oder soll ich das für Sie erledigen?«
    Rasch sagte Michelle: »Nein, ich …« Sie hielt inne. Das war eine Falle; sie fühlte es. »Woher soll ich wissen, was ich gemeint habe? Ich habe geschlafen.«
    »Ich bin ein ziemlich guter Traumdeuter und würde Ihnen gratis einen Albtraum interpretieren. Das ist diese Woche ein Sonderangebot, weil die Geschäfte so lausig gehen.«
    Michelle verdrehte die Augen.
    Horatio fragte: »Sie vertrauen Sean, nicht wahr?«
    »So sehr, wie ich jedem vertraue«, erwiderte Michelle gereizt, »und das ist heutzutage nicht viel.«
    »Heutzutage? Dann hat sich etwas für Sie verändert?«
    »Hören Sie, wenn Sie sich auf jedes meiner Worte stürzen, sag ich überhaupt nichts mehr, kapiert?«
    »In Ordnung. Wie mir zu Ohren kam, wissen Ihre Eltern nicht, dass Sie hier sind. Sollen wir sie verständigen?«
    »Nein. Man ruft seine Eltern an, wenn man befördert wird oder einen neuen Job bekommt, aber nicht, wenn man sich selbst in eine Anstalt eingewiesen hat.«
    »Und warum haben Sie sich selbst eingewiesen?«
    »Weil Sean gesagt hat, das müsse sein, um nicht ins Gefängnis zu wandern.« Trotz schlich sich in ihre Stimme.
    »Ist das der einzige Grund? Gibt es nicht noch etwas anderes?«
    Michelle lehnte sich auf dem Stuhl zurück und zog die langen Beine an.
    Zwanzig Minuten später hatte sie ihr Schweigen noch immer nicht gebrochen. Schließlich stellte der Psychiater das Aufnahmegerät ab und stand auf. »Ich komme morgen wieder. Sollten Sie mich brauchen, können Sie mich telefonisch jederzeit erreichen. Falls ich nicht drangehe, bin ich in meiner Stammkneipe oder kümmere mich um einen anderen Irren wie Sie.«
    »Ich nehme an, diese Sitzung war ein ziemlicher Miss-erfolg«, sagte Michelle und fügte spöttisch hinzu: »Tut mir echt leid. Aber ich nehme an, Sie werden so oder so bezahlt, oder?«
    »Darauf können Sie wetten. Aber ich fand unsere Sitzung richtig klasse.«
    Michelle blickte ihn verwirrt an. »Wieso das denn?«
    »Weil Sie da gesessen und darüber nachgedacht haben, warum Sie hier sein wollten. Und ich weiß, dass Sie weiter darüber nachdenken werden, sobald ich weg bin. Sie können gar nicht anders.« Er wandte sich zum Gehen, drehte sich dann aber noch einmal um. »Ach ja, nur, um Sie vor etwas zu warnen …«
    »Ja?«, sagte Michelle. Ihre Miene bettelte

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